Claudia Schmidt: Frauen sind nicht zwingend menschlicher oder einfühlsamer. Die boxen sich ebenso durch wie Männer. In unsicheren Situationen fehlt es uns allen an Souveränität, dann sind wir alle im zwischenmenschlichen Bereich nicht sonderlich empathisch. Daher dürfen Frauen und Männer lernen, mehr zu reflektieren. Auch wenn Frauen tendenziell auf der Beziehungsebene stärker sind.
Was möchtet ihr den Frauen mit auf den Weg geben?
Karin Keppler: Frauen sollten mutig sein, sollten rangehen an die Technik. Die tut nicht weh, ist super interessant und sehr kreativ. Das, was zunächst nur nach Nullen und Einsen aussieht, verändert unsere Zukunft.
Claudia Schmidt: Fachkompetenz ist nicht schädlich, eine fundierte Ausbildung ist keine schlechte Idee. In der Technologie liegt die Zukunft, daher ist es ein guter Plan, diese Technologie zu beherrschen und ihr nicht ausgeliefert zu sein. Der Rest ist Persönlichkeit. Das zu tun, woran ich Freude habe, was mich erfüllt, wovon ich überzeugt bin. Und mich nicht in Muster zwängen zu lassen, sondern mutig Neues auszuprobieren.
Besten Dank für die Einblicke!
„Die Wissenschaft ist eine Suche nach Verständnis.“
Jocelyn Bell Burnell (Radioastronomin)
3. Raus aus der Schublade: Madeleine Kühne, Interim Managerin & SAP-Beraterin @ Kühne Consulting
Madeleine Kühne, Interim Managerin & SAP Beraterin, Kühne Consulting; Bildrechte: Sarah Vogel
Über mich: Ich vereine viele Facetten in mir. Ich passe in keine Schublade und das ist gut so. So habe ich in mehreren Fortune 500 Firmen in Führungsfunktionen gearbeitet, erfolgreich Firmen gegründet und bin derzeit mit meiner Consultingfirma im IT-Markt beratend tätig. Als ausgesprochener Familienmensch ist es seit jeher mein Antrieb gewesen, Menschen zu verbinden und Brücken zu bauen, um Gräben zu überwinden. In über 15 Jahren in diversen Führungspositionen habe ich erfolgreich Teams zusammengestellt, umstrukturiert und zu neuen Erfolgen geführt. Als Frau in einer männerdominierten Branche bin ich dabei oft neue Wege gegangen und habe Mut und Durchhaltevermögen bewiesen, wo andere schon längst eingepackt hätten. Das Thema Future Leadership liegt mir besonders am Herzen. Ich möchte vor allem, dass junge Menschen wieder Spaß am Führen haben. Aus diesem Grund habe ich ein Buch für Millennials geschrieben und halte zudem Vorträge zum Thema generationsübergreifende Führung.
Kontakt:
Webseite: www.madeleinekuehne.com
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Liebe Madeleine, wie kam es dazu, dass du heute als SAP-Beraterin selbstständig bist?
Ich habe ursprünglich BWL studiert und habe nach meinem Studium mit viel Fleiß und Energie Karriere im Bereich Finanzen und Controlling gemacht. Darunter einige Positionen bei großen, namhaften Konzernen, wie zum Beispiel Volkswagen, Siemens, Deutsche Bahn, Coca-Cola oder General Electric. Ich hatte einige Stationen im Controlling und mich im Bereich Treasury und HR ausprobiert. Wobei ich festgestellt habe, dass Finanzen und Controlling mir am meisten liegen. In diesem Bereich bin ich recht schnell durchgestartet und habe bereits mit Anfang 30 für einen amerikanischen Konzern in Luxemburg die europäische Finanz- und Controlling-Abteilung geleitet. Von außen betrachtet hatte ich in der Tat eine Bilderbuchkarriere mit vielen namhaften Stationen. Das hat mich gleichzeitig an meine Grenzen gebracht.
Inwiefern?
Die vielen Dienstreisen haben mich damals mehr belastet, als ich das subjektiv wahrgenommen habe. So landete ich nach einer anstrengenden Dienstreise abends am Flughafen Düsseldorf, um dann festzustellen, dass mein Firmenwagen noch am Kölner Flughafen stand. Ich war drei Wochen am Stück quer durch Europa gereist und bei der Planung der Dienstreisen war ein kleines Detail untergegangen. Glücklicherweise war das nur eine geringe Distanz. Es hätte wesentlich schlimmer sein können. Doch ich habe mich gefragt: ‚Was mache ich hier?‘. Ich hatte kein Privatleben mehr. Ich war für den Job nach Luxemburg gezogen. In ein Land, in dem ich keinen Freundeskreis und keine Familie hatte. Mein Leben bestand nur noch aus Arbeit. Das gesamte Konstrukt erschien mir plötzlich surreal. An diesem Punkt, als ich in Düsseldorf am Flughafen stand, habe ich beschlossen: So kann es nicht weitergehen. Ich musste die Reißleine ziehen.
Eine herausfordernde Situation, wie hast du dich neu orientiert?
In dem anschließenden Reflexionsprozess habe ich festgestellt, dass ich mir vor allem mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit wünsche. Zudem waren meine Fähigkeiten und Kenntnisse am Markt sehr gefragt, so dass ich mich schlussendlich als Interim Managerin und SAP Consultant selbstständig gemacht habe. In diesem Bereich bin nun seit vielen Jahren tätig und habe beinahe keine Leerlaufzeiten zwischen den Projekten. Es sei denn, ich plane diese bewusst ein. Was mich erfolgreich macht, ist, dass ich die Brücke zwischen Fachbereich und IT äußerst natürlich herstellen kann und die Sprache beider Welten spreche. Ich bin quasi die Übersetzerin und stelle sicher, dass beide Welten nicht nur miteinander kommunizieren, sondern sich tatsächlich verstehen.
Was verbindet dich mit IT?
Mit IT bin ich früh in Berührung gekommen. Schon in der Schule habe ich meine ersten Schritte in der Programmierung gemacht, damals in der Sprache Pascal. Ich fand es spannend und faszinierend zu sehen, was damit möglich ist. Richtig auf den Zug aufgesprungen bin ich damals jedoch noch nicht. Programmierung war in meinen Augen prädestiniert für die blassen, pickeligen Keller-Nerds. Und doch haben mich die technologischen Themen seither nicht mehr losgelassen. Und selbst wenn ich viele Jahre im kaufmännischen Bereich tätig war, habe ich mir über die Jahre hinweg eine große IT-Kompetenz angeeignet.
Als ich Mutter wurde, hat sich mein bis dahin abwesendes Sicherheitsbedürfnis gemeldet. Ich brauchte jetzt mehr Stabilität und Kontinuität. Nachdem ich noch einige Monate in der Selbstständigkeit gearbeitet hatte, entschloss ich mich, erneut zurück in eine Anstellung zu gehen. So ergab es sich, dass ich für zweieinhalb Jahre die Leitung des SAP-Teams der Mediengruppe RTL am Standort Köln übernommen habe. Die größte Herausforderung dabei war, Strukturen, Prozesse und Tools neu aufzubauen sowie neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Mein Team von 30 Mitarbeitern und ich waren dabei sehr erfolgreich. Nach zweieinhalb Jahren musste ich jedoch feststellen, dass ich die Abwechslung, Selbstbestimmtheit und Freiheit meiner unternehmerischen Tätigkeit sehr vermisse. Der Weg dahin zurück war leicht und ich bin seitdem erneut selbstständig in der SAP-Beratung unterwegs.
Neben der IT begeistert dich vor allem das Thema Leadership.
Auf meiner Reise habe ich meine Leidenschaft für Führung entdeckt und ich bin heute neben der Beratung ebenso als Speakerin zum Thema ‚Leadership der Zukunft‘ tätig. Ich bin davon überzeugt, dass die Generationen, die nach uns kommen, viel Wert auf menschliche und nahbare Führung auf Augenhöhe legen. Eine emotionale Art der Führung, die den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt rückt. Ich schreibe dazu gegenwärtig an einem Buch, will aber noch nicht zu viele