„Eine Studie mit über 500 000 Personen aus 69 Ländern zeigt: Frauen sind in Mathematik gleich gut wie Männer – sowohl im Durchschnitt als auch in der Verteilung der Fähigkeiten. (…) Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind offenbar kulturell bedingt.“
ETH Zürich (2019): Frauen können keine Mathematik, S. 1
2. Frauen sollten mutig sein: Claudia Schmidt, Geschäftsführerin @ Mutaree & Karin Keppler, freiberufliche Beraterin
Claudia Schmidt, Geschäftsführerin, Mutaree GmbH
Über Claudia Schmidt: Zukunft erkennt man nicht – man schafft sie! Ihrem Motto ließ Claudia Schmidt Taten folgen. Sie startete ihren Weg bei Hoechst, wechselte zur Sandemann Gruppe, ging dann zur Deutschen Bank Leben und war bei der VR-Leasing Managing Director für den Bereich Market Development und Communication. Sie hat in vielen Branchen und Positionen gearbeitet und liebt es, Organisationen zu gestalten. Ihr nächster Schritt war klar, sie gründete 2008 ihre Unternehmensberatung, die Mutaree GmbH. Als Geschäftsführerin und Expertin für Veränderungsmanagement hilft sie mit ihrem Team Unternehmen bei der Planung, Steuerung und Umsetzung von Veränderungsprozessen. 2010 initiierte sie das Forschungsprojekt ‚Change-Evolution 2020‘ und gibt alle zwei Jahre die ‚Change-Fitness-Studie‘ heraus. Claudia Schmidt hilft mit ihren Publikationen (Springer Gabler) – ‚Changemanagement in Gesundheitsunternehmen‘ und ‚Führung und ihre Herausforderungen‘ – den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken und Veränderungen erfolgreich zu machen.
Kontakt:
Website: www.mutaree.com
LinkedIn: https://bit.ly/2ZcpaBT
Xing: https://bit.ly/3ewzRn4
Twitter: @ChangerClaudia, @Mutareecom
„Wie immer im Leben wollen die Menschen eine einfache Antwort… und es ist immer falsch.“
Susan Greenfield (Hirnforscherin)
Karin Keppler, freiberufliche Beraterin im Finanzdienstleistungsumfeld
Über mich: Ich bin derzeit als freiberufliche Beraterin im Payment Umfeld tätig und habe in den letzten Jahren gelernt: Es ist in jedem Fall gut, einen Plan zu haben. Wenn sich der Plan ändert, sollte man auch damit umgehen können und einen neuen Plan entwickeln. Strukturiertes Arbeiten und Fokus auf die relevanten Bereiche haben mir dabei stets geholfen. Außerdem bin ich der Meinung, Frauen sollten mutig sein, sollten rangehen an die Technik. Die tut nicht weh und ist super interessant und sehr kreativ. Das, was zunächst nur nach Nullen und Einsen aussieht, verändert unsere Zukunft.
Kontakt:
LinkedIn: https://bit.ly/36Sni2P
Xing: https://bit.ly/3eGZMbF
Liebe Claudia, liebe Karin, was waren die wesentlichen Meilensteine in eurem Lebenslauf zum Thema IT?
Karin Keppler: Ich habe eine Banklehre gemacht, weil ich seit jeher zur Bank wollte und habe danach BWL und VWL studiert, ein Teil davon in London. Im Anschluss habe ich bei einer Bank gearbeitet. Nachdem das zu langweilig wurde, bin ich zu Price Waterhouse Coopers gegangen und habe da in der Unternehmensberatung gearbeitet. Und als die Zeit zu Ende war, bin ich zur VR-Leasing gewechselt. Danach habe ich mich selbstständig gemacht und bin seitdem freischaffende ‚Künstlerin’ als Unternehmensberaterin. Meine ersten Berührungspunkte mit IT hatte ich im Studium als ich programmieren lernte. Ich hatte großen Respekt davor, da es scheinbar eher ein Thema für Männer war. Im Kurs war ich die einzige Frau. Durch einen guten Professor bin ich langsam herangeführt worden und habe verstanden, dass IT keine Raketen-Wissenschaft ist, sondern erlernt werden kann. Und ich habe gelernt, Technik zu hinterfragen. Das hat mir in der Karriere vielfach weitergeholfen, beispielsweise als ich später just zu dem Zeitpunkt in die Bank kam, als die Anfänge der Digitalisierung spürbar waren. Natürlich war es hilfreich, dass ich selbst programmieren konnte und ohne Angst an die Themen heranging. Heute noch habe ich sehr viel mit Technik zu tun, stellenweise tauche ich richtig tief in die Materie ein.
Claudia Schmidt: Im Grunde war ich in der Schule nicht sonderlich gut. Ich konnte Mathe, Sport und Musik und letztendlich ist die Entscheidung auf Mathe gefallen. Was ich damit im Zweifel machen sollte, war nicht klar. Insofern war mein Lebensweg eher zufällig geprägt. Gestartet bin ich im Vertrieb eines internationalen Chemie-Konzerns, danach bin ich zur Deutschen Bank gewechselt. Zunächst habe ich die ‚Koffer getragen‘, dann ging es um den Neuaufbau einer Lebensversicherung. Das war eine spannende Zeit. Geld war vorhanden, kombiniert mit der neuesten Technologie im Thema optische Archivierung. Deswegen hat mich die VR-Leasing später ‚eingekauft‘, um Schriftgut-Management und Briefschreibung zu automatisieren.
2008 habe ich mir die Frage gestellt, ob ich nochmal innerhalb der Industrie wechsle oder ob ich eine Unternehmensberatung aufbaue. Mein Mann sagte sehr richtig: ‚Beides gleichzeitig Vollzeit geht nicht, neuer Job und Business aufbauen‘. Also habe ich mich für das Wagnis Selbstständigkeit entschieden. Hinsichtlich Technik bin ich ein normaler Anwender. Einige Dinge erklären sich von selbst und andere nicht. Wenn ich gezwungen bin und keine Hilfe habe, dann geht doch sehr viel mehr, als ich gemeinhin glaube. Ich bin kein echter Techie, der alles in der Tiefe verstehen muss. Es ist aber faszinierend, was alles möglich ist, wieviel Technik erleichtert und was sie an Möglichkeiten schafft. Dass Frauen im technischen Umfeld tätig sind, ist für mich und in meiner Erfahrung eher eine Selbstverständlichkeit.
Zur damaligen Zeit war IT ein sehr männerdominiertes Umfeld.
Karin Keppler: Das ist die IT auch heute noch, vor allem sobald es um Technik in der Finanzdienstleistung geht. Lange Zeit hatte IT zudem das Nerd-Image. Es kommt zunehmend, dass Frauen sich dafür interessieren. Was sich verändert hat, sind die Möglichkeiten. Wir könnten alle eine App programmieren, wenn uns das einer zeigt.
Claudia Schmidt: Ich würde einen Unterschied machen in Bezug auf die Branchen. Im Bankensektor oder in der Versicherung ist es eine Männerdomäne, da machen Frauen in der IT oftmals das Project Management Office oder Change Management und Kommunikation. In gleicher Weise wie Frauen meistens HR-Vorstand werden, wenn sie überhaupt Vorstand werden. In der Telekommunikation andererseits ist das gleichmäßig verteilt, unabhängig von den Rollen oder der Hierarchie. Telekommunikation ist deutlich IT-lastiger als das Bankenumfeld, im Grunde besteht deren Geschäft aus IT. Aufgefallen ist mir gleichzeitig, dass Männer in einem Punkt häufig sehr viel pragmatischer agieren als Frauen. Wenn ein Mann 20 Prozent Übereinstimmung mit den Job-Anforderungen feststellt, dann fühlt er sich dafür prädestiniert bis in die Haarspitzen. Frauen wollen meist erst ‚alles‘ lernen und Abschlüsse machen – zu Lasten der praktischen Erfahrung. Das hängt stark mit unserer Sozialisierung zusammen, nicht damit, dass wir eine Aufgabe nicht beherrschen oder sich die Unternehmen nicht öffnen. Dieser Reflex steckt tief in uns.
Ein Beispiel: Mein Mann hat zu Beginn unserer Ehe einmal festgestellt, dass ‚mal gesaugt