„Die erste Schule wurde zu Skalholt um die Mitte des 11. Jahrhunderts unter Isleif, dem ersten Bischof zu Island, gestiftet, dann folgten noch vier andere Schulen und einige Klöster, Poesie und Musik scheint zu einem Zweige der Erziehung gehört zu haben."
„Es scheint, daß das Clima einst in Island minder rauh war als jetzt; es scheint, daß ehemals Korn wuchs, daß Bäume und Sträucher höher und dicker wurden, als es jetzt der Fall ist. — Die Bevölkerung Islands soll damals beträchtlich stärker gewesen sein wie jetzt, doch gab es auch damals weder Orte noch Dörfer; die Einwohner lebten zerstreut im Lande herum. Die jährliche Volksversammlung wurde zu Thingvalla unter freiem Himmel gehalten."
„Die Hauptbeschäftigung der Einwohner war Fischfang. Ihre Kleidung bestand aus der verarbeiteten Wolle ihrer Schafe; — eine fernere Beschäftigung gewährte ihnen ihr Handel mit dem Auslande."
„Im Jahre 981 wurde die Lehre des Christenthums zuerst durch Friedrich, einen Bischof zu Sachsen, eingeführt. Es wurden nun viele Kirchen errichtet , und Zehnten zum Unterhalte der Geistlichkeit eingeführt. — Isleif, der erste Bischof zu Skalholt wurde im Jahre 1057 ordinirt. Nach Einführung des Christenthums erfreuten sich die Isländer beinahe zwei Jahrhunderte lang einer einfachen aber ungestörten Religionsübung."
„Grönland und der nördlichste Theil Amerika's soll von Isländern entdeckt worden sein."
„In der Mitte des 13. Jahrhunderts ging Island in die Gewalt der norwegischen Könige über. — Im Jahre 1380 wurde Norwegen mit der dänischen Krone vereinigt, und Island ohne Widerstand der dänischen Monarchie einverleibt. — Seit dem Uebertritte an Norwegen und dann an Dänemark folgte Ruhe und Sicherheit auf die innern Unruhen, welche vor dieser Zeit häufg statt hatten; doch dieser ruhige Zustand brachte Apathie und Indolenz hervor. — Die Seeabenteuer wurden durch die neue Regierung gehemmt, der Handel gerieth nach und nach in die Hände der Eingebornen anderer Reiche. — Es scheint sich auch das Clima verändert zu haben, oder die verminderte Industrie und nicht genug Fleiß der Einwohner haben den Ackerbau gänzlich in Verfall gebracht."
Im Jahre 1402 brach auf der Insel die Pest aus und verminderte die Bevölkerung um zwei Dritttheile."
„Die erste Buchdruckerpresse wurde zu Hoolum um's Jahr 1530, unter der Aufsicht des Bischofs John Areson, nach Island gebracht."
„Die Reformation in der isländischen Kirche kam nicht ohne Unruhe zu Stande, Im Jahre 1551 wurde die Reformation gesetzlich eingeführt."
„Die Isländer litten im 15. Jahrhundert viel von den seeräuberischen Einfällen der Fremden. Selbst noch im Jahre 1616 hatte die französische und englische Nation Theil an dieser Gräuelthat. Der traurigste Vorfall aber dieser Art ereignete sich im Jahre 1627. als ein großer Haufe algierischer Seeräuber Islands Küsten überfiel, bei 50 Einwohner ermordete, und bei 400 mit in die Gefangenschaft führte."
„Das 18. Jahrhundert hob mit einer fürchterlichen Sterblichkeit durch die Pocken an, daß mehr als 16,000 Einwohner dadurch aufgerieben wurden. Im Jahre 1759 raffte eine Hungersnoth bei 10,000 Menschen dahin."
„Das Jahr 1793 zeichnete sich durch die schrecklichsten vulkanischen Ausbrüche aus, welche im Innern der Insel statt hatten. Ungeheure Ströme Lava bedeckten Alles vor sich her, große Flüsse wurden in ihrem Laufe gehemmt und bildeten Seen. Länger als ein Jahr bedeckte eine dichte Rauchwolke und vulkanische Asche ganz Island, und verdunkelte beinah das Sonnenlicht. Hornvieh, Schafe und Pferde wurden aufgerieben, Hungersnoth mit ihren begleitenden Krankheiten, und abermal die bösartigen Pocken, rafften in einigen Jahren mehr als 11,000 Menschen dahin, ein Viertel der ganzen gegenwärtigen Bevölkerung."
„Die Insel Island liegt im atlantischen Ocean; ihre größte Breite beträgt 60 geographische Meilen und ihre Länge 35 geographische Meilen. — Die Einwohnerzahl rechnet man auf 48,000, den Flächeninhalt auf 1800 Quadrat-Meilen.
Meine Ankunft zu Havenfiord und Reise nach Reikjavik.
Am 16. Mai Morgens wurde ich in dem Hafenorte Havenfiord ausgeschifft, und betrat nun zum erstenmal die Gestade Island's. — Obwohl ich von der Seekrankheit, und mehr noch von dem immerwährenden Herumwerfen des Schiffes ganz betäubt war, alle Gegenstände um mich her ordentlich tanzen sah, und kaum einen festen sichern Schritt machen konnte, so litt es mich doch nicht in Herrn Knudson's Hause, das er mir bereitwillig zum Absteigquartier angeboten hatte; — ich mußte gleich hinaus, und Alles untersuchen und prüfen. Ganz Havenfiord fand ich nur bestehend aus drei hölzernen Häusern, einigen Magazinen von demselben Material erbaut, und mehreren Kothen (Bauernhäusern).
Die hölzernen Häuser sind von Kaufleuten oder ihren Factoren bewohnt, und bilden nur Erdgeschosse mit vier bis sechs Fenstern Fronte. Ueber zwei bis drei Stufen steigt man zum Eingange, der sich in der Mitte befindet und zum Vorgemache führt, von welchem rechts und links die Thüren in die vordern Zimmer gehen. Rückwärts ist die Küche, und von da gelangt man in die Hofzimmer und in den Hofraum. — Ein solches Häuschen besteht aus 4-6 Zimmern im Erdgeschosse , und einigen Kämmerchen unter dem Dache.
Die Einrichtung ist ganz europäisch, Möbel häufig sogar von Mahagony-Holz, — Spiegel, gußeiserne Oefen, — — Alles kömmt von Kopenhagen. Schöne Teppiche liegen vor den Canapeen ausgebreitet, niedliche Gardinen beschatten die Fenster, englische Kupferstiche zieren die weiß übertünchten Wände, Porzellan, Silberzeug, geschliffene Gläser u.s.w. stehen auf Kasten oder Ecktischen zur Schau ausgebreitet, Blumentöpfe mit Rosen, Reseden, Nelken ec. verbreiten einen herrlichen Duft, — ja ich fand sogar ein Quer-Fortepiano hier. — Könnte man Jemand plötzlich, ohne daß er die Reise gemacht hätte, in solch ein Häuschen versetzen, er würde gewiß glauben , in einer Stadt des Continents zu sein, und nicht in Island , dieser weit entfernten, nackten und armen Insel. — Und so wie hier in Havenfiord, fand ich die Häuser der wohlhabenderen Masse auch in Reikjavik, und allen andern Orten, die ich besuchte.
Von diesen schmucken Häusern begab ich mich in jene der Bauern, die waren eigenthümlicher, schon mehr isländisch. — Klein und nieder, von Lava-Steinen zusammengefügt, die Zwischenräume mit Erde fest ausgefüllt, und das Ganze mit großen Grasplatten überlegt, würde man sie eher für natürliche Erderhöhungen halten, wenn nicht die hervorragenden hölzernen Kamine, die niedrigen Thüren und die kaum merkbaren Fensterchen auf ihre Bewohnbarkeit schließen ließen. Ein ungefähr vier Fuß hoher, schmaler, finsterer Gang führt einerseits in die Wohnstube, andererseits in einige Behältnisse, die theils zur Aufbewahrung der Lebensvorräthe, theils den Kühen und Schafen im Winter als Ställe dienen. — Am Ende dieses Ganges , der so nieder gebaut ist, um die Kälte mehr abzuhalten, befindet sich gewöhnlich die Feuerstelle. Die Wohnstuben der ärmeren Classe haben weder getäfelte Wände noch Fußböden, und sind gerade groß genug um darin schlafen und allenfalls noch sich umdrehen zu können. Die ganze Einrichtung besteht in Bettstellen mit sehr wenig Bettgewand, in einem Tischchen und einigen Truhen. Betten und Truhen vertreten die Stelle der Bänke und Stühle. Oberhalb der Betten sind Stangen gezogen, auf welchen die Kleider, Schuhe, Strümpfe und dergleichen hängen. Gewöhnlich sieht man da auch noch ein Brettchen aufgemacht, worauf einige Bücher liegen. — Oefen benöthigen sie keine. Ihre eigene Ausdünstung ist ergiebig, der Raum klein, und der Bewohner sind genug.
Um die Feuerstellen sind ebenfalls Stangen gezogen, um die nassen Kleidungsstücke zum Trocknen und die Fische zum Räuchern aufzuhängen. Der Rauch, verbreitet sich bis beinahe in die Stube, und zieht nur langsam durch einige Luftlöcher in's Freie hinaus.
Brennholz hat man auf der ganzen Insel keines. — Die Reichen lassen es von Norwegen oder Dänemark kommen, die Armen brennen Torf, zu dem sie oft noch Fischgräten oder sonstige Fette, stinkende Abfälle von Fischen mengen, die dann natürlich den übelriechendsten Rauch erzeugen.
Tritt man in eine solche Kothe, so weiß man wirklich nicht, was schrecklicher ist, im Vorraume der erstickende Rauch oder in der Wohnstube die durch die Ausdünstung und Unreinlichkeit