Diese armen Leute waren so gut, mir gleich eines ihrer Betten überlassen zu wollen, aber lieber hätte ich die ganze Nacht an der Schwelle des Hauses gesessen, als sie in diesem ekelhaften Loche zugebracht. Ich wählte zu meinem Nachtquartiere den engen Gang, welcher die Küche vom Zimmer trennte; da fand ich ein paar Pflöcke, über welche einige Bretter lagen, die die Milchkammer bildeten, — eigentlich war es aber eine Rauchkammer, denn in der Höhe befanden sich einige Luftlöcher, durch welche der Rauch seinen Auszug hielt. — In dieser Milch- oder Rauchkammer, wie man sie nennen will, richtete ich mich ein, um die Nacht zu verkümmern. Meinen durchnäßten Mantel hatte ich auf eine Stange hängen müssen, und so war ich gezwungen, von diesen halb kranken Leuten einen Kotzen zu borgen. Getrost legte ich mich darauf, und stellte mich schläfrig, um mich von der Gegenwart meiner neugierigen Wirthe zu befreien. — Sie zogen sich in ihr Zimmer zurück, und ich war nun allein und ungestört. Aber schlafen konnte ich doch nicht; — Kälte und Wind, welche durch die Zuglöcher auf mich, die ohnehin noch ganz Erfrorne und Durchnäßte, eindrangen, hielten mich wider Willen wach. — Dazu gesellte sich noch ein anderes Unglück. — So oft ich mich auf meinem stattlichen Lager aufsetzen wollte, bekam mein armer Kopf einen derben Stoß.
Ich vergaß nämlich die Stangen, die auf jedem Vorplatze gezogen sind, um die Fische zu räuchern u.s.w. Leider merkte ich mir diese Einrichtung erst, nachdem ich schon ein halb Dutzend Kopfstücke erhalten hatte.
21. Juni.
Endlich erschien die lang erseufzte Morgenstunde; — es regnete zwar nicht mehr, allein die Wolken hingen noch an den Bergen, und verhießen einen baldigen Herabsturz; ich beschloß jedoch mich lieber ihrer Wuth Preis zu geben, als noch länger in dieser Kothe zu verweilen, und ließ die Pferde satteln.
Vor der Abreise setzte man mir noch Lammsbraten und Butter auf. Ich dankte dafür und nahm nichts, indem ich mich mit Mangel an Eßlust entschuldigte, was auch wirklich der Fall war, denn wenn ich diese schmutzigen Menschen nur ansah, war mir schon aller Appetit vergangen. — So lange ich noch Käs und Brod hatte, hielt ich mich daran, und genoß nichts anderes.
Wir nahmen also von den guten Leuten Abschied, und machten unsere Reise nach Reikjavik auf demselben Wege zurück, den ich schon auf der Herreise gemacht hatte. — Es war dieß bei der Abreise von Reikjavik nicht in meinem Plane gelegen; ich wollte gleich von Thingvalla den Weg nach dem Gaiser, Hekla u.s.w. einschlagen; allein die Pferde waren schon erschöpft, die Witterung war so furchtbar schlecht, und ließ so gar keine baldige Aenderung hoffen, daß ich es vorzog, nach Reikjavik zurück zu kehren und da in meinem freundlichen Stübchen bei meiner guten Bäckerfamilie auf bessere Tage zu warten.
Wir ritten, so gut es ging, unter beständigen Regengüssen und Stürmen. Das Unangenehmste war, daß wir die Raststunden unter Gottes freiem, heute wie gestern, sehr unfreundlichem Himmel, ausharren mußten , da es auf dem ganzen Wege keine andere Hütte gab, als jene in der Lavawüste, die den Reisenden im Winter zur Station dient. Wir zogen also fort, bis wir eine magere Wiese erreichten. Hier konnte ich nun zwei Stunden entweder spazieren gehen, oder mich in das nasse Gras setzen. Ich wußte nichte Besseres zu thun, als Sturm und Regen den Rücken zu kehren, auf demselben Flecke stehen zu bleiben, mich in Geduld zu fassen, und zum Zeitvertreib den Gang der Wolken zu studieren. Mehr aus Langweile als aus Hunger verzehrte ich dabei mein frugales Mahl; — fühlte ich Durst, durfte ich mich nur umwenden, und den Mund öffnen.
Wenn es Naturen gibt, die zum Reisen geboren sind, so ist eine davon, glücklicher Weise, die meine. — Keine Nässe, keine Erkältung war vermögend, mir auch nur einen Schnupfen zuzuziehen. — Ich hatte während der ganzen Tour keine warme, oder überhaupt kräftige Nahrung genossen, ich hatte alle Nächte auf Bänken oder Kisten geschlafen, hatte in sechs Tagen bei 55 Meilen gemacht, und war noch dazu in der Höhle Surthellir tüchtig herum geklettert, — und trotz all diesen Entbehrungen und Strapatzen kam ich munter und gesund in Reikjavik an.
Kurze Uebersicht dieser Reise:
Meilen. | |
Erster Tag Von Reikjavlk bis Thingvalla | 10 |
Zweiter Tag: Von Thingvalla bis Reikholt | 11 |
Dritter Tag: Von Reikholt an die verschiedenen Springquellen und wieder zurück in den Ort | 4 |
Vierter Tag: Von Reikholt bis Surthellir und zurück nach Kalmannstunga | 8½ |
Fünfter Tag: Von Kalmannstunga nach Thingvalla | 11 |
Sechster Tag: Von Thingvalla nach Reikjavik | 10 |
Meilen: | 54½ |
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