Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ida Pfeiffer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9788027206223
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ich ihm, nur fort zu gehen, ich würde da bleiben. Da er nun meine Unerschrockenheit und Festigkeit sah, kehrte er um, kam zu mir, ließ mein Kameel niederknien, half mir herab und bereitete mir auf dem Sande ein Plätzchen, wo ich bei fünf Stunden unvergleichlich schlief. Dann ließ ich zusammenbacken, stieg wieder auf und zog fort.

      Durch dieß Benehmen schreckte ich die Kerls so, daß sie mich stets nach einem Ritte von mehreren Stunden fragten, ob ich rasten wolle oder nicht. Der Kameeltreiber wagte es nicht einmal bei der Ankunft in Kairo, um den gewöhnlichen Backschisch zu bitten, und der Diener bat um Verzeihung und zugleich, daß ich dem Herrn Konsul nichts von diesem Auftritte sagen möchte.

      Die größte Hitze auf dieser Reise betrug 43 Grad R., und wenn kein Luftzug ging, war es so glühend heiß, daß man zu ersticken fürchten mußte.

      Die Reise von Kairo nach Suez kann man auch zu Wagen, und zwar in zwanzig Stunden machen. Der englische Wirth, welcher in Kairo etablirt ist, ließ eigens zu dieser Reise einen äußerst leichten viersitzigen Wagen bauen, welcher von vier Pferden gezogen wird. Ein Platz darin kostet aber fünf Pfund Sterling für die Hinreise, und eben so viel für die Rückkehr.

      Den folgenden Tag fuhr ich wieder wie früher auf einer arabischen Barke nach Alexandrien.

      Vor meiner Abreise hatte ich noch einen tüchtigen Streit mit meinem gewöhnlichen Eseltreiber. Diese, wie überhaupt alle Fellahs, betrügen und übervortheilen die Fremden, wo sie nur können, besonders aber mit dem Gelde. Da haben sie meistens falsche Münzen bei sich, welche sie im Augenblicke der Bezahlung geschickt wie ein Taschenspieler umtauschen. So machte es mein Eseltreiber, als ich zur Barke ritt, ebenfalls; weil er nun wohl wußte, daß ich seiner nicht mehr bedürfe, wollte er mich zu guter Letzt noch prellen. Dieser Betrug ärgerte mich dermaßen, daß ich, obwohl ganz allein unter diesem Volke, mich doch nicht enthalten konnte, ihm mit der Reitgerte, die ich noch in der Hand hielt, ernstlich zu drohen. Dieß wirkte, er trat seinen Rückzug an, und ich hatte meinen Prozeß gewonnen.

      Man würde sich sehr irren, wenn man dächte, ich theile dergleichen Begebenheiten mit, um etwa mit meinem Muthe zu prahlen. Ich glaube, wer es weiß, daß ich die mühevolle Reise allein unternahm, der wird mich schwerlich unter die Furchtsamen zählen. Man möge aus solchen kleinen Erlebnissen nur entnehmen, wie man mit diesen Leuten umgehen muß. Nur durch festen Willen kann man ihnen imponiren, und ich bin überzeugt, sie fanden dieß Benehmen an einer Frau so außerordentlich, daß sie sich dadurch nur um so mehr einschüchtern ließen.

      IX. Rückreise von Kairo nach Alexandrien und Malta.

       Inhaltsverzeichnis

      5. September 1842.

      Am 2. September Abends um 5 Uhr hatte ich meine Rückreise nach Alexandrien angetreten. Der Nil war während meines vierzehntägigen Aufenthaltes in Kairo noch bedeutend gestiegen, und der Anblick der Gegend dadurch um so intressanter geworden. Nach drei Tagen kam ich glücklich in Alerandrien an, wo ich abermals bei Colombier einkehrte.

      Ich mußte noch zwei Tage auf die Abfahrt des französischen Dampfschiffes warten, und benützte diese Zeit, die Stadt sammt den Umgebungen etwas näher zu betrachten.

      Bei meiner Ankunft in Alexandrien begegnete ich zwei egyptischen Begräbnissen. Das erste war das eines Armen, — da ging keine Seele mit. Die Leiche lag in einem hölzernen Breterverschlage ohne Deckel, ein grober Kotzen war über den Tobten gebreitet, und vier Männer trugen den Sarg. Das zweite Begräbniß war schon hübscher. Der Sarg war zwar auch nicht zierlicher, jedoch war der Todte mit einem schönen Shawl überdeckt, und vier Klageweiber schritten hinten nach, und erhoben von Zeit zu Zeit ein furchtbares Geheul. Eine Menge anderer Leute folgten dem Sarge in bunter Ordnung. Der Verstorbene wurde ohne Sarg in die Grube gelegt.

      Die Katakomben in Alexandrien sind sehenswerth und von bedeutender Ausdehnung. Eine halbe Stunde davon entfernt findet man die berühmte große Ebene, auf welcher einst das Heer Julius Cäsars aufgestellt war. Die Cisterne und das Bad der Cleopatra waren beide voll Wasser, ich konnte daher nichts als den Ort, wo sie standen, sehen.

      Der Pallast des Vicekönigs, ein großes Gebäude, mehr nach europäischer Form, nimmt sich recht hübsch aus. Seine innere Einrichtung ist größtentheils europäischer Art.

      Der Bazar enthält nichts Ausgezeichnetes. Das Arsenal sieht von außen sehr großartig aus. Hinein zu kommen ist schwer, man setzt sich der Gefahr aus, von den Arbeitern beleidigt zu werden. Das Spital gleicht einem großen Privathause.

      Auffallend erschien mir das hohe Agio, welches man in Egypten bei kleinen Geldwechslungen bezahlen muß. Bei Wechslung eines Collonato, einer in diesem Lande sehr beliebten Münze, im Werthe von zwei Gulden Conventions-Münze, muß man einen halben bis zwei Piaster verlieren, je nach der Sorte der Scheidemünze, die man dafür haben will. Tauscht man Beschliks [Ein Beschlik gilt in der Türkei ö Piaster und in Egxpten nur vier Piaster.] dagegen ein, zahlt man einen halben Piaster Agio, tauscht man für den ganzen Collonat einzelne Piaster ein, so verliert man zwei Piaster. Bei der Regierung wird der Collonat zu zwanzig Piaster gerechnet, im gewöhnlichen Umtausche zu zwei und zwanzig, und auf den Konsulaten zu ein und zwanzig.

      Abreise von Alexandrien.

      7. September 1842.

      Um acht Uhr Morgens begab ich mich an Bord des französischen Packet-Dampfbootes „Eurotas", eines wunderschönen großen Schiffes von 160 Pferdekraft. Um neun Uhr wurden die Anker gelichtet.

      Das Wetter war höchst ungünstig. Es regnete zwar nicht, allein wir hatten beständig Gegenwinde uno meist hohes Meer. Dieß war auch Ursache, daß wir die Insel Candia erst am Abende des dritten Tages erblickten, um vierundzwanzig Stunden später als bei günstiger Witterung.

      Zwei Frauen, die von Alexandrien die Fahrt bis Syra mitmachten, wurden so heftig von der Seekrankheit ergriffen, daß sie gleich in den ersten Stunden nach der Abfahrt verschwanden und nicht eher zum Vorschein kamen, als bis in Syra gelandet wurde. Eine höchst bequeme Einrichtung auf dem französischen Schiffe ist die Anwesenheit einer Dienerin, welche in solchen Fällen wirklich äußerst nothwendig wird. Gott Lob! ich hatte von der Seekrankheit nicht leicht etwas zu befürchten. Da mußte es schon gar arg stürmen, so wie z. B. auf dem schwarzen Meere, bis meine Natur erschüttert wurde, und selbst dann war ich gleich wieder hergestellt. Ich lebte während der ganzen Fahrt, selbst bei Sturm und Wetter, stets auf dem Verdecke, so daß mir bei Tage auch nicht das kleinste Inselchen entging.

      Am 10. September 1842 spät Abends entdeckten wir die Insel Candia (Kreta), am andern Morgen kamen wir ihr ziemlich nahe. Wir sahen aber nichts, als unfruchtbare, kahle Berge, der höchste darunter, mein Namensträger „Ida", sah ebenfalls nicht reizender aus, als die übrigen. Rechts erblickten wir die Insel Scarpanto. Wir ließen sie bald hinter uns, eben so die Inseln der Brüder und noch mehrere andere, darunter manche kleine unbewohnte Eilande und einzeln stehende pittoreske Felsen-Kolosse, die hoch und majestätisch über das Meer ragten. Später kamen wir an den Inseln Santorin und Anaph vorüber.

      Letztere ist besonders schön. Im Vordergrunde derselben liegt ein Dorf am Fuße eines hohen Berges, auf dessen felsiger Spitze ein Kirchlein steht. Auf der einen Seite, dem Meere zu, fällt dieser Felsenberg so senkrecht ab, als ob er mit einer Säge geschnitten wäre.

      Seit wir Candia erblickt hatten, waren wir nicht mehr in's hohe Meer gekommen. Kaum verschwand uns die eine Insel, so zeigte sich schon wieder eine andere.

      Am 11. September 1842.

      Morgens zwischen 3 und 4 Uhr erreichten wir Syra. Wegen der schrecklichen Gegenwinde, welche uns beinahe auf der ganzen Fahrt nicht verlassen hatten, waren wir um einen Tag später angekommen, und blieben dafür statt anderthalb Tage nur einen halben Tag. Uns Weiterreisenden war dieß sehr gleichgiltig, denn ans Land durften wir ohnehin nicht, weil wir aus Egypten kamen. Die hier Landenden wurden in die Quarantaine expedirt.

      Syra hat einen schönen Hafen. Vom Bord