Die Bazare, die wir von allen Seiten durchritten, zeigten gar nichts Besonders an Stoffen oder eigenthümlichen Kunst- und Natur-Produkten.
Ich brachte im Ganzen acht Tage in Kairo zu, und benutzte diese Zeit von früh Morgens bis Abends zur Beschauung der Merkwürdigkeiten.
Von Moscheen besah ich nur zwei, jene des Sultan Hassan und die des Sultan Amru. Um in erstere zu gelangen, mußte ich meine Schuhe ausziehen und in den Strümpfen über den, mit großen Steinplatten gepflasterten Hof schreiten. Die Steine waren von der großen Hitze so glühend, daß ich laufen mußte, um mir die Fußsohlen nicht zu verbrennen. Über die Schönheit des Baues kann ich kein Urtheil fällen, er ist zu einfach, als daß ein Nichtkenner die Schönheiten desselben heraus finden könnte. Die Moschee des Sultan Amru gefiel mir besser, sie hat mehrere Hallen, die durch viele Säulen gestützt werden. Nach meiner Ansicht dürften die Moscheen in Kairo aus einer älteren Zeit herrühren und ein ehrwürdigeres Ansehen haben als jene zu Konstantinopel, welche mir dagegen eleganter und großartiger vorkamen.
So besuchte ich auch die Insel Rodda, die gewiß den Namen eines der schönsten Gärten verdient. Sie liegt Alt-Kairo gegenüber, im Nil, und soll ein Lieblings-Spaziergang der Städter seyn. Ich war jedoch zweimal dort und traf Niemanden. Der Garten ist groß und enthält alle Gattungen tropischer Gewächse; hier sah ich das Zuckerrohr, das so ziemlich das Ansehen eines türkischen Maiskornstammes hat; die Baumwollstaude, die 5 bis 6 Schuh hoch wächst; die Banane, die kurzstämmige Dattelpalme, den Kaffeebaum u.s.w. Von Blumen erblickte ich ebenfalls eine Menge, die man bei uns nur mit großer Sorgfalt im Treibhause erzielt. Diese gesammte Pflanzenwelt ist äußerst sinnig geordnet, schön gehalten, und prangt in einer Frische, sonder gleichen. Die ganze Insel wird nämlich durch künstliche Kanäle des Abends unter Wasser gesetzt, was in Egypten bei allen Pflanzungen der Fall ist, sonst wäre es bei dieser Hitze wohl nicht denkbar, daß Alles so herrlich, frisch und grün gedeihe. Die Sorge und Aufsicht über diesen Feenhain ist einem deutschen Ziergärtner anvertraut, was ich leider zu spät erfuhr, sonst würde ich ihn aufgesucht und über Manches um eine Erläuterung gebeten haben.
In der Mitte des Gartens steht eine schöne Grotte, welche von außen und innen mit den verschiedensten Muscheln des rochen Meeres überkleidet ist und einen überraschenden Eindruck macht. An dieser Stelle, zu der mehrere Wege führen, die sämmtlich, statt mit Sand, mit kleinen Muscheln bestreut sind, soll Moses im Binsenkörbchen gefunden worden seyn. Gleich am Garten befindet sich eine Sommerwohnung Mehemed Ali's.
Die Cisterne, in welche Joseph von seinen Brüdern versenkt wurde, findet man ungefähr eine Stunde außerhalb der Stadt, in einem Dorfe an dem Wege nach Suez. Eine Viertelstunde davon wies man mir in der Mitte eines Haines von Orangen und Citronen eine ungemeine große alte Sikomore, unter welcher die heil. Familie auf ihrer Flucht der Ruhe genoß, und eine Viertelstunde hiervon entfernt, befindet sich der Garten des Boghos Bey, in dessen Mitte einer der größten und schönsten Obelisken Ober-Egyptens, noch ganz gut erhalten und mit Hieroglyphen bedeckt, steht. Der Garten ist übrigens unbedeutend. In der Nähe soll Heliopolis gestanden seyn; gegenwärtig sieht man nicht die geringste Spur davon.
Diese Partie liegt zum Theil schon in der Wüste. Anfangs zieht sich wohl die Straße durch Alleen und an Gärten vorüber, dann aber dehnt sich, während man sich links noch immer an schöne Orangen- und Citronenhaine hält, rechts die unübersehbare Wüste aus. Hier begegnete man fortwahrend ganzen Karavanen von Kameelen; Dromedare sind dagegen eine höchst seltene Erscheinung.
Ausflug zu den Pyramiden von Giseh.
25. August 1842.
Um 4 Uhr Nachmittags verließ ich Kairo, fuhr über zwei Arme des Nils, und langte nach ungefähr zwei Stunden glücklich zu Giseh an. Wir mußten, da der Nil viele Orte unter Wasser gesetzt hatte, häufige Umwege machen, einige Male Kanäle übersetzen und viel durch Wasser reiten; ja, wo es für unsere Esel zu tief war, uns sogar hinüber tragen lassen. In Giseh ging ich in Ermanglung eines Gasthauses, zu dem Kapellmeister, Herrn Klinger, an den ich von Kairo einen Empfehlungsbrief mitgebracht hatte. Herr K. ist ein geborner Böhme und als Musiklehrer der militärischen Jugend in den Diensten des Vicekönigs von Egypten. Ich ward hier sehr gut aufgenommen, und Herr K. hatte eine große Freude, wieder einmal mit Jemanden deutsch sprechen zu können. Wir unterhielten uns von Beethoven und Mozart, von Strauß und Lanner, nur von den jetzigen Bravour-Kompositeurs Thalberg, Liszt u. A. — war noch nichts bis hierher gedrungen.
Ich ersuchte meinen gütigen Wirth. mich in die Anstalt der Hühnerbruten zu führen, die in Giseh ihren Sitz hat. Er sandte nach dem Aufseher, aber zufälligerweise war er abwesend und hatte die Schlüssel eingeschlossen. In dieser Anstalt werden nämlich in den beiden Monaten März und April bei achttausend Stück Eier durch künstliche Wärme gezeitigt. Die Eier werden auf große flache Räume gelegt, und von unten in beständig gleich warmer Temperatur erhalten und täglich mehrmals umgewendet. Wenn tausend und tausend Hühnchen der Schale entsteigen, werden sie gleich verkauft, aber nicht nach Zahl oder Gewicht, sondern nach dem Maß. Diese Brutanstalt macht das Geflügel billig und häufig.
Nach einem angenehm verplauderten Abend suchte ich, ermüdet vom Ritte und von der Hitze, mein Lager und freute mich sehr, auf dem weichen, elastischen Divan, der mir so freundlich entgegen lächelte, Kraft und Erholung für den kommenden Morgen sammeln zu können. Da bemerkte ich, als ich vom Divan Besitz nehmen wollte, an der Wand eine Unzahl kleiner, schwarzer Flecken. Ich nahm das Licht, um zu sehen, was es sei. Bald wäre mir vor Schreck der Leuchter entfallen, die ganze Wand war voll Wanzen. So etwas sah ich noch im Leben nicht. Nun war es vorbei mit Schlaf und Ruhe. Ich setzte mich auf einen Stuhl, und wartete bis Alles still und ruhig war. Dann schlich ich in die Vorhalle, und legte mich, in meinen Mantel gehüllt, auf die Steine.
Dem einen Ungeziefer entging ich, dem größeren aber, den zahllosen Mücken, blieb ich dennoch verfallen. So viele schlechte Nachtquartiere mir bereits auf meiner Reise geworden waren, dieses blieb das schlechteste.
Dagegen war es mir aber auch sehr leicht, lange schon vor Sonnenaufgang zur Weiterreise bereit zu seyn. Noch vor Tagesanbruch beurlaubte ich mich bei meinem freundlichen Wirthe und ritt mit meinem Diener dem Riesenwerke zu. Da wir der Überschwemmung wegen auch heute wieder viele Umwege und Überfahrten machen mußten, gelangten wir erst nach anderthalb Stunden an den breiten Nil-Arm, der uns von der lybischen Wüste, in welcher die Pyramiden stehen, trennte, und über den ich mich von zwei Arabern mußte tragen lassen —eine der angenehmsten Expeditionen, die man sich denken kann. Zwei große, starke Männer stellten sich neben einander, ich mußte mich auf ihre Achseln setzen, und mich an ihren Köpfen halten, während sie wieder meine Füße horizontal über die Fluthen hielten. Diese gingen ihnen bei manchen Stellen beinahe bis an die Achsel, daß ich oft schon im Wasser zu sitzen glaubte. Dabei schwankten die Träger immer hin und her, weil sie nur mit vieler Mühe und Kraftanstrengung dem Strome widerstehen konnten, so daß ich hinab zu fallen fürchtete. Diese unangenehme Passage dauerte über eine Viertelstunde. Nun hatten wir noch eine Viertelstunde durch tiefen Sand zu waten und standen am Ziele unserer kleinen Reise.
Natürlich sieht man die beiden kolossalen Pyramiden gleich außer der Stadt, und behält sie fast immer im Auge, allein auch hier war meine Erwartung und Vorstellung, die ich mir von ihnen gemacht hatte, viel größer gewesen; ich fand diese Riesenwerke nicht so überraschend. Ihre Höhe erscheint jetzt nicht mehr so außerordentlich, weil ein bedeutender Theil des untern Bodens versandet und dadurch dem Auge entzogen ist; auch steht weder Baum noch Hütte, noch sonst etwas in der Nähe, wodurch der Unterschied der Höhe mehr heraus gehoben würde.
Da es noch ziemlich