Gesammelte Werke von Cicero. Марк Туллий Цицерон. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Марк Туллий Цицерон
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788027209569
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Bitterkeit ausgeiferte. Die Wahrheit dieser Behauptung würde man am Besten begreifen, wenn der Fall möglich wäre, daß uns ein Gott aus diesem Menschengewühle entrückte und in irgend eine Einöde versetzte und uns hier einen Ueberfluß und Reichthum an allen Naturbedürfnissen darreichte, aber die Gelegenheit einen Menschen zu sehen uns gänzlich entzöge 163. Wer wäre so eisenhart, daß er ein solches Leben ertragen könnte, und daß ihm nicht die Einsamkeit den Genuß aller Vergnügungen entreißen sollte?

      So liebt die Natur nichts Einsames und lehnt sich immer gleichsam an eine Stütze an, die gerade in dem liebreichsten Gemüthe die süßeste ist.

      Willfährigkeit gebiert uns Freunde, Wahrheit Haß.

      90. Wer aber seine Ohren gegen die Stimme der Wahrheit so verschließt, daß er vom Freunde die Wahrheit nicht hören kann, an dessen Rettung muß man verzweifeln. Treffend ist jener Ausspruch des Cato, sowie Vieles von ihm: »Besser machen sich um Manche bittere Feinde verdient als die Freunde, welche süß erscheinen; denn jene sagen die Wahrheit oft, diese niemals«. Uebrigens ist es ungereimt, wenn die, welche erinnert werden, das Mißbehagen, das sie empfinden sollten, nicht empfinden, das hingegen empfinden, von dem sie frei sein sollten. Denn daß sie gefehlt haben, darüber fühlen sie sich nicht beunruhigt; daß sie aber getadelt werden, darüber empfinden sie Mißbehagen, während sie sich doch im Gegentheile über ihr Vergehen betrüben und über die Zurechtweisung freuen sollten.

      S. zu Kap. 21, §. 80.; wie wäre dieß möglich, wenn nicht einmal in einem Einzigen das Gemüth immer ein und dasselbe bliebe, sondern wechselnd, veränderlich und vielfältig wäre? 93. Denn was kann so biegsam sein, so sich von der geraden Straße entfernen als das Gemüth eines Menschen, der sich nicht nur nach des Andern Sinne und Willen, sondern sogar nach seiner Miene und seinem Winke richtet?

      Sagt Jemand Nein, so sag' ich Nein; sagt Jemand Ja, so sag' ich Ja;

       Kurz dieß gebot mir, in Allem beizustimmen,