Die Erben Abaddons
Band 2: Remedium
von
Thomas Lohwasser
Vanessa Kaiser
Thomas Karg
Die Erben Abaddons
Band 1: Nimmerland
Band 2: Remedium
Band 3: Skotophobia (in Vorbereitung)
© 2019 by Verlag Torsten Low,
Rössle-Ring 22, 86405 Meitingen/Erlingen
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Karte, Cover:
Christian Günther
Lektorat und Korrektorat:
T. Low
eBook-Produktion:
M. Berchtold, T. Low
ISBN (Buch): 978-3-96629-001-2
ISBN (mobi): 978-3-96629-302-0
ISBN (ePub): 978-3-96629-303-7
Inhalt
1: Lumpenbabel 2: Prachtbabel 3: Verfall 4: Venomida 5: Grenzen 6: Erfüllung 7: Neue Regeln Danksagung Die Autoren
Die Erben Abaddons – Remedium
»Remedium«, lat. »Heilmittel«
»Abaddon«, von hebr. abad »Untergang, Vertilgung, Abgrund«
Nur wenige überlebten die Ressourcenkriege.
Noch weniger überstanden die Globale Pandemie.
Das Leben war ein anderes für die Generationen,
die nach der Alten Zivilisation kamen.
Doch sie existieren noch heute – hundertfünfzig Jahre,
nachdem die Welt auseinanderbrach.
Sie sind die Erben des Untergangs.
»Nach drüben kommst du nur in Ketten.«
Geflügeltes Wort in Braunbabel
1
Lumpenbabel
Am Fuße Neu-Babels, vor zwei Jahren, 2304.
Zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch sahen Gazael und Nele wieder andere Menschen, falls man bei ihnen von »Menschen« sprechen konnte. Sie befanden sich hinter grobmaschigen Zäunen – abgemagerte und bleiche Kreaturen in schmutzstarrenden Lumpen. Die meisten von ihnen hockten nur da, mitten in ihrem eigenen Unrat, und starrten stumpf ins Nichts oder wiegten sich vor und zurück.
Die zwei gigantischen Plattformen, die jeweils von einer riesigen Säule getragen wurden, hüllten dieses Elend in gnädige Schatten und brachten angenehme Kühle. Der Gestank jedoch, der von den abgetrennten Bereichen herüberdrang, raubte Nele fast den Atem.
Sie setzte zum Sprechen an, als in der Nähe ein dumpfer Schlag ertönte. Eine Staubwolke verriet, dass etwas aus großer Höhe auf den harten Sandboden gefallen war. Augenblicklich gerieten die Bleichen hinter den Zäunen in Aufruhr, hetzten wie hungrige Warane auf die Absturzstelle zu. Einer von ihnen packte das, was auch immer dort lag, und biss hinein. Ein zweiter krallte sich ebenfalls in dem Ding fest. Heisere Rufe, sogar einzelne Schreie drangen aus mehreren Kehlen, als der ganze Pulk versuchte, sich dieses rot triefende Etwas gegenseitig aus den Händen zu reißen. Erst jetzt erkannte Nele, dass es sich um eine fette Nacktratte handelte.
Erschüttert wandte sie sich ab und presste sich an Gazaels Schulter. »Wie grausam!«
»Hab keine Sorge. Wir werden den Boden verlassen und dort oben leben.« Gazael deutete auf die riesige, runde Plattform, unter der sie durchgingen. »Du verdienst Neu-Babels Sicherheit.«
Er schwieg einen Moment, bevor er sagte: »Ich habe diese Menschen schon einmal gesehen.«
»Tatsächlich?« Nele bedachte ihn mit einem überraschten Blick.
»Vor Jahren. Ich bin damals noch hergewandert, um den Neu-Babelern Waranfleisch zu verkaufen, sie zahlten reichlich. Zu der Zeit gab es keine Zäune. Der Wärter an der Säule prahlte aber schon damit, dass man die Müllfresser aussperren will, um den Weg für die Händler und Edelsteingräber sicherer zu machen.«
»Schrecklich …«, murmelte Nele. »Wieso warst du nie wieder hier?«
»Ich gehe nicht mehr mit, seit du dich uns angeschlossen hast. Der Weg ist weit. Ich habe es dir nie gesagt, aber ich wollte nicht mehr so lange von dir fort sein. Ich weiß, wie schwer es für dich war, allein mit dem Clan zu sein.«
Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Meine Tapfere.«
Nele lächelte ihn an, dann wurde ihr Blick wieder von den Unseligen hinter den Zäunen angezogen.
»Du fühlst mit ihnen«, bemerkte Gazael.
»Sieh sie dir doch an, so ausgesperrt und abgeschnitten