»Kann ich dir was Gutes tun?«, säuselte Tessa und beugte ihren üppigen Busen einladend über die Theke. »Noch sind die Privaträume frei.«
Er lächelte schmal. »Eventuell später, Täubchen.«
Sie zwinkerte und eilte an das andere Ende der Bar, um eine Bestellung entgegenzunehmen.
Cutter schüttelte amüsiert den Kopf. »Wenn du ihr Angebot nicht annehmen willst, solltest du ihr keine Hoffnungen machen.«
»Vielleicht nehme ich es ja an«, entgegnete Savior trotzig.
»Ich glaube nicht, dass Abby es gut findet, dass du mit den Huren vögelst. Wenn sie zurückkommt, wird sie die Mädels einen Kopf kürzer machen.«
»Sie wird nicht zurückkommen.«
»Mein Bauchgefühl sagt mir was anderes.«
Savior verzog das Gesicht. »Wie auch immer. Ich bin ein freier Mensch und niemandem Rechenschaft schuldig, was ich mit meinem Schwanz anstelle.«
»Du klingst wie Thug. Und das ist kein Kompliment.«
»Ganz unrecht hat er nicht«, verteidigte Savior seinen besten Freund und Vizepräsidenten und konnte selbst nicht glauben, was er als Nächstes sagte: »Wenn er nicht verheiratet ist, braucht er sich nicht dafür rechtfertigen, wen er fickt.«
Cutter nahm einen Schluck von seinem Getränk. »Ich vermisse sie.«
Irritiert sah Savior ihn an.
»Abby«, erklärte er. »Sie war anders, nicht so abgebrüht wie die Club-Matratzen. Sie passte perfekt zu Hailey und Tara, selbst zu Cassy.« Cutter warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. »Sie passte perfekt zu uns.«
Savior leerte sein Glas in einem großen Zug. »Finde dich damit ab: Sie wird nicht wieder ins Clubhaus kommen.«
Cutter drehte ihm leicht das Gesicht zu, musterte ihn einmal und lächelte traurig. »Sag niemals nie. Wenn du nicht dafür kämpfen willst, ist das okay. Aber das zählt nicht für uns andere.«
Über diese Worte wollte Savior nicht weiter nachdenken, die Bedeutung und was dahinterstecken könnte. Er blickte sich kurz um, winkte Tessa zu sich und stand auf. »Wenn du mich suchst, ich werde jetzt die Privaträume nutzen.«
Cutters Antwort wartete er gar nicht erst ab.
»Mit ihm hatte ich nicht gerechnet«, lautete Haileys Kommentar, als sie das Temple of Sins betraten, und deutete auf eine einsame Gestalt an der Bar.
»Sieh es als ein Zeichen an. Das ist die optimale Gelegenheit, um sich auszusprechen. Ihr seid doch beste Freunde und da Thug tabu ist, steht euch nichts mehr im Weg.«
Hailey schnaubte. »Freunde verhalten sich nicht so arschig, wie er es getan hat.«
»Er macht sich Sorgen um dich, weil er dich gern hat. Sei nicht biestig und gehe einen Schritt auf ihn zu.«
Das Telefon in Abbys Hosentasche vibrierte. Sie zog es heraus, ihr Dad rief an. »Wo kann ich hier kurz in Ruhe telefonieren?«
Hailey deutete auf einen schmalen Gang. »Da sind die Privaträume, wenn die Lampe über der Tür leuchtet, ist das Zimmer besetzt. Falls nicht, kannst du dort kurz hineingehen und dein Telefonat führen.«
Ihr Dad hatte aufgelegt, bevor sie das Gespräch entgegennehmen konnte, deshalb begrüßte Abby als Erstes ihren Freund mit einem Kuss auf die Wange.
»Hey, Cutter-Schatz.« Sie hatte ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen und konnte ernsthaft behaupten, ihn vermisst zu haben. Genau wie die anderen aus dem Club. Wieder überkamen sie Zweifel. Wenn sie vor ein paar Wochen nicht gegangen wäre, könnte sie ihre Freunde immer noch täglich um sich haben. Lautlos seufzte sie, versuchte, die Gedanken zu vertreiben.
»Was machst du hier?« Er klopfte auf den leeren Stuhl neben sich.
»Hailey hat mich genötigt.« Sie deutete auf ihre Freundin, die skeptisch zu ihnen trat. »Anscheinend gibt es heute Abend nackte Männer zu sehen, die sie mir nicht vorenthalten wollte.«
Cutters Augen leuchteten kurz auf. Es war erkennbar, dass er Hailey mochte und sich freute, sie zu sehen. Doch so schnell wie der fröhliche Ausdruck erschienen war, so schnell war er auch wieder verschwunden.
»Cutter«, grüßte sie und nickte leicht.
»Hailey«, gab er ebenso reserviert zurück.
Abby hielt ihr Telefon hoch. »Ich werde mal eben hinten telefonieren gehen. Tut nichts, was ich nicht auch machen würde, solange ich weg bin«, lachte sie und hüpfte vom Barhocker.
Cutter wollte sie aufhalten, wurde aber von Hailey gestoppt, die ihre Hand auf seinen Arm gelegt hatte. Hoffentlich sprachen die beiden sich endlich aus. Es war nicht mit anzusehen, wie die zwei sich ignorierten und darunter litten.
Abby huschte an gackernden älteren Damen und einer Handvoll halbnackter junger Männer vorbei, die ihnen schmeichelten. Sie verdrehte die Augen. Einige dieser Ladys würden heute sehr, sehr glücklich nach Hause gehen.
Auf dem schmalen Flur gingen auf der linken Seite mehrere Türen ab und auf der rechten waren, den Schildern nach zu urteilen, die Toilettenräume.
Sie blickte hoch. Die ersten zwei Türen waren belegt. In das dritte Zimmer wollte sie nicht gehen aus Angst, noch die Geräusche aus dem Nachbarzimmer zu hören. Sie entschied sich vorsichtshalber für die fünfte Tür. Sicher war sicher. Sie hatte kein Sexleben mehr und wollte das von anderen Menschen nicht hören.
Abby drückte die Klinke hinunter, hatte mit der anderen Hand schon den Kontakt ihres Dads aus dem Telefonbuch gesucht, als sie in der Bewegung erstarrte.
Da war er: sexy, eindrucksvoll und über eine nackte Frau gebeugt, eine Hand an ihrem Hals und die andere auf ihrer großen Brust.
Savior.
Auf einmal wurde ihre Kehle eng. Dieser Anblick sollte reichen, um ihn endlich in die Wüste zu schicken und offen für Neues zu sein. Würde nur ihr Herz alleine bei diesem Gedanken nicht so verdammt schmerzen. Scheiße!
Savior wollte sich gerade aufregen, warum jemand ihn störte, da sah er noch die unverkennbaren dunklen Haare um eine Ecke verschwinden und kam zur Besinnung.
»Fuck«, brüllte er, ließ von einer verwirrten Tessa ab und rannte Abby hinterher. Zum Glück war noch nichts zwischen ihm und Tessa passiert. Den Anblick hätte er Abby, trotz allem, was geschehen war, lieber erspart.
Er erwischte sie kurz vor dem Notausgang, griff in ihre Locken und zog sie grob zurück, wütend auf sie, weil sie ohne anzuklopfen in das Zimmer geplatzt war und wütend auf sich, weil er sich überhaupt schon wieder auf Tessa eingelassen hatte.
»Aua! Bist du bescheuert?«, schrie Abby und funkelte ihn erzürnt an. Wut war okay, damit konnte er umgehen. Er hatte nicht weniger davon zu bieten.
Anstatt sie loszulassen, verstärkte er den Griff und zog sie bis zur Nasenspitze an sein Gesicht heran. »Was hast du hier zu suchen?«
Abby lächelte süffisant. »Was geht es dich an? Geh lieber zurück zu deiner Hure, nicht, dass sie dir die Zeit noch zusätzlich in Rechnung stellt. Könnte teuer werden. Oder gibt es hier Gratis-Ficks für die Besitzer?«
Savior kniff die Augen zusammen und musterte ihr Gesicht. »Vorsicht, Schneewittchen, ich könnte sonst auf die Idee kommen, du wärst eifersüchtig.«
Spöttisch schnaubte sie laut auf. »Deine Ideen waren noch nie die Besten, Savior.«
»Warum musst du mich immer provozieren?«, knurrte er und griff auch mit der anderen Hand in ihr Haar. Er presste sie an die Wand, genoss ihre Nähe, ihren Duft und ihren weichen Körper, der