»Vielleicht auch länger« bedeutete, dass es auch locker ein Vierteljahr werden konnte. Zeit genug, um Abstand zu gewinnen und sich über einiges klar zu werden. Die Decke raschelte leicht, und als sich seine Hand auf ihrem Po wiederfand, stöhnte sie innerlich auf. Das war jetzt nicht sein Ernst. Nicht nach dem Tag, nicht nach diesen Offenbarungen und schon gar nicht bei den Gedanken, denen sie nachhing. Ihr war im Augenblick nach allem anderen als nach einer schnellen Nummer zumute. Sie wusste, mehr würde es sowieso nicht werden. Immer ergiebiger vermisste sie seine einstige Zärtlichkeit und die innigen Küsse. In der letzten Zeit war es immer nur ein Quickie ohne jegliches Vorspiel und ohne Erfüllung für sie gewesen. Auch das erhärtete ihren Verdacht, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Sie empfand den Sexualakt, als ob er ein Geschäft verrichtete, ein notweniges Übel, einzig und allein dafür gedacht, sich abzureagieren oder um die Fassade aufrechtzuerhalten. Neuerdings tat sie etwas, das sie früher für unakzeptabel gehalten hatte, sie spielte ihm einen Orgasmus vor. Manchmal, damit es schneller vorbei war, weil sie überhaupt nicht in der Stimmung für Sex war, manchmal machte sie sich auch einen sarkastischen Spaß daraus, indem sie übertrieben laut stöhnte. Sie wollte ihm auf diese Art signalisieren, dass seine Bemühungen ihr nicht mehr zusagten. Aber ihm schien das überhaupt nicht aufzufallen. Sie versteifte sich unter seinen Händen. »Micha, nicht. Ich bin schrecklich müde. Lass uns schlafen, ja?«
»Ach, komm schon«, er fingerte an ihrem Höschen herum. Bald müssen wir lange darauf verzichten. »Du willst doch nicht, dass ich einen Samenstau erleide.« Er lachte und schmiegte seinen prallen Penis an ihren Hintern. »Du machst mich noch genauso geil wie vor zehn Jahren. Deine Figur ist der Hammer und dein Hintern ist eine wahre Pracht.« Er küsste ihre Schulter. Sie verdrehte die Augen und war froh, dass er das nicht sehen konnte. Wusste er eigentlich noch, wie ihre Brüste aussahen? Sie wog ab, ob sie lieber den Quickie hinter sich bringen oder wieder eine fruchtlose Diskussion über sich ergehen lassen sollte.
Micha ließ sich von ihrer dürftigen Ausrede nicht beeindrucken. Sie lag immer noch auf der Seite und verdrehte die Augen, als er ihr langsam das Höschen herunterzog. Er war früher zärtlich und aufmerksam gewesen. Seine Hände waren für einen Mann eher klein und filigran und er hatte damals immer gewusst, wie er sie einsetzen musste, um Lara glücklich zu machen. Wenn er sich doch nur mal wieder ein bisschen mehr Mühe geben würde. Kaum hatte er ihre Hose abgestreift, fingerte er auch schon an ihrer Spalte herum. Lara schloss die Augen und begann damit, eine ihrer Fantasien heraufzubeschwören.
»Dreh dich auf den Bauch und heb dein Becken«, befahl er mit belegter Stimme. Lara kam seinem Wunsch nach. Er schob ihr sein Kopfkissen unter den Bauch, damit sie bequemer lag. Er spreizte ihre Beine und fingerte weiter an ihrem immer noch wenig erregten Eingang herum. Ihr Kopfkino versuchte einen erneuten Start. Wie es wohl wäre, wenn er ihre Hände auf dem Rücken fesseln würde? Was, wenn ein anderer Mann dabei wäre? Einer mit einem riesigen Schwanz. Vielleicht sogar ein gut gebauter Afroamerikaner. Sie wurde feucht und kam langsam in Fahrt. Sie stellte sich den Kontrast vor, den die dunkle Haut zu ihrer eher blassen bildete, wenn dieser muskulöse Körper auf ihr lag. Allein der Gedanke an diesen Anblick erregte sie. Sie spürte Michaels Mund auf ihrem Hintern. Sein unbeholfenes Vorspiel hielt nicht lange an, dann drängte er sich mit seinem Steifen zwischen ihre Schenkel und drang in sie ein. Bei seinen ersten vorsichtigen Stößen dachte sie darüber nach, wie es wohl wäre, wenn sie zwischen diesen Männern liegen würde. Sandwichsex nannte es ihre Freundin. Einen Schwanz in ihrer feuchten Vagina und der andere … Nein, undenkbar. Lara, du bist versaut, wie kannst du nur an Analsex denken. Ja, wie nur? Es machte sie immer geiler. Nur der Gedanke, dass es schmutzig war und so komplett anders als das, was sie mit Michael kannte, reichte aus, um sie zu erregen. Als er ein paar Stöße später über ihr zusammensackte, spielte Lara ihm aus reiner Gewohnheit ein befriedigtes Stöhnen vor, doch einmal mehr war sie tief enttäuscht.
Er rollte sich auf die Seite und kurz darauf war er eingeschlafen. Sie stand frustriert auf und ging ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Als ihre Finger ihre feuchte Scham berührten, wallte Verlangen in ihr auf. Das warme Wasser streichelte über ihre Haut und entlockte ihr einen Seufzer. Der Massagestrahl traf ihre Klit. Ein wohliges Kribbeln durchströmte sie und trug sie fort.
Oft stellte sie sich vor, dass sie dabei jemand beobachten würde. Dann fühlte sie sich verrucht und sie kam ziemlich schnell zum Ziel. Heute wollte sie eine andere Fantasie heraufbeschwören. Die Duschkabine verschwand und Lara fand sich unter einem Wasserfall wieder, der in einen kristallklaren See mündete. Um sie herum taten sich zerklüftete Felshänge auf, an denen sich grüne Ranken herabschlängelten. Die Luft war erfüllt von exotischen Geräuschen, die in ihrem Kopf eine verlockende Melodie hervorzauberten. Laras Haut prickelte und das Blut floss heiß durch ihren Schoß.
Als der Unbekannte vor ihr aus dem Wasser auftauchte, schnappte sie nach Luft. Schnell legte er die kurze Distanz zu ihr zurück, ergriff sie und küsste sie leidenschaftlich. Sie versuchte, sich gegen ihn zu stemmen, hatte aber im kühlen Nass keine Möglichkeit dazu. Er sah aus wie ein Wilder mit verschnörkelten Zeichnungen auf seiner Haut und langen schwarzen Haaren. Er war stark und muskulös. Spielerisch konnte er sie aus dem Wasser heraus an Land tragen. Sie zappelte mit den Beinen und hämmerte mit den Fäusten gegen seinen Rücken, aber das schien ihn nicht zu beeindrucken. Er gab ihr lediglich einen kräftigen Klaps auf den Hintern, bevor er sie ins Gras legte. Sie japste, als hätte sie einen Sprint absolviert und sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Er war so umwerfend gut gebaut, dass ihr die Luft wegblieb. Wasserperlen glitzerten in seinen Haaren und liefen über seine Brust. Lara musste schlucken, als ihr Blick über seinen steifen Schwanz glitt. Ein Bild von einem Mann. Er lächelte wissend und kniete sich zu ihr hinunter. Leise raunte er ihr ins Ohr. »Ich weiß genau, was du willst.« Dann ergriff er ihre Hände, hielt sie über ihrem Kopf fest und küsste sie wild. Mit der anderen Hand erfasste er ihre bebenden Brüste und zwirbelte die Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger. Das süße Ziehen breitete sich bis in ihren Schoß aus. Er schmeckte nach Kakao und Minze. Seine Hand schien überall zu sein und schon längst hatte sie jegliche Gegenwehr aufgegeben. Willenlos ließ sie ihn gewähren, als er seinen Mund in ihrer Scham vergrub und sie genüsslich zu lecken begann, während er zwei Finger in sie einführte und sie damit stimulierte. Das Bild löste sich gleichzeitig mit ihrem Orgasmus auf. Leicht taumelnd hielt sie sich an der Armatur fest, bis sie wieder zu Atem gelangte. Das konnte doch nicht ewig so weitergehen! Eigentlich sollte es ihr jetzt besser gehen. Der Druck hatte sich zwar aufgelöst, aber dennoch fühlte sie sich leer. Es war einfach nicht das Gleiche. In den Armen eines echten Mannes Erfüllung zu finden, das abenteuerliche Prickeln des Unbekannten zu spüren, aber sich gleichzeitig geborgen zu fühlen, das schwebte ihr vor. Irgendwann musste sie mit Michael darüber reden. Nicht nur ihre Befriedigung kam zu kurz, sondern auch ihre Fantasien. Noch nie hatten sie es außerhalb ihres Schlafzimmers getrieben, geschweige denn etwas ausprobiert, das über gewöhnlichen Blümchensex hinausging.
Bei dem Gedanken daran, was ihre Freundin Vanessa ihr alles erzählt hatte, konnte sie fast rot anlaufen. Ausgelacht hatte sie sie, weil sie von den meisten Dingen noch nicht einmal etwas gehört hatte. »Tantra« war nur eines ihrer Schlagwörter, bei dem Lara sich nicht getraut hatte, nachzufragen und das sie deshalb im Internet recherchieren musste. Wie ein unerfahrenes Küken hatte sie sich gefühlt. Bei diesen Gesprächen kribbelte es immer zwischen