Bekenntnisse. Augustinus von Hippo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Augustinus von Hippo
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659813
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irrt denn die Seele, wenn Gott sie geschaffen hat?" Aber ich wollte nicht, daß man mich frage: “Warum also irrt Gott?” Lieber behauptete ich, dein unveränderliches Wesen irre mit Notwendigkeit, als daß ich zugab, mein veränderliches Wesen sei freiwillig vom rechten Wege abgewichen und dem Irrtum zur Strafe verfallen.

      Ungefähr sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre war ich alt, als ich jenes Werk schrieb. Mein Geist war ganz von phantastischen Körpergebilden in Anspruch genommen, welche die Ohren meines Herzens umtönten, die ich doch auf deine innere Melodie, o süße Wahrheit, hingerichtet hielt. Gewiß, in meinen Forschungen über das Schöne und Schickliche suchte ich einen festen Standpunkt zu gewinnen, „dich zu hören und aufzujauchzen vor Freude wegen der Stimme des Bräutigams“108; aber ich war dazu unfähig, denn die Stimmen meines Irrtums rissen mich nach außen, und das Gewicht meines Stolzes ließ mich in die Tiefe sinken. Denn nicht „verliehest du meinem Gehör Freude und Wonne“109, noch „frohlockten meine Gebeine“110, weil sie noch nicht „gedemütigt“111 waren.

      16. Die Kategorien des Aristoteles und andere philosophische Fragen erfasst er ohne Beihilfe eines Lehrers.

      Und was nützte es mir, daß mir in meinem zwanzigsten Lebensjahre ein Werk des Aristoteles mit dem Titel „Von den zehn Kategorien“112 in die Hände fiel? Da mein Lehrer, ein Redner zu Karthago, und andere, die für gelehrt galten, sie immer nur mit stolz aufgeschwollenen Backen erwähnten, fiel ich über sie wie über etwas Großes und Göttliches her. Was nun nützte mir Lektüre und Studium dieses Werkes? Besprach ich mich mit Freunden, die mir versicherten, sie hätten es kaum unter der Leitung der gelehrtesten Lehrer verstanden, obwohl diese es nicht nur durch Worte erklärt, sondern auch durch vielfache Zeichnungen anschaulich gemacht hätten, so konnten sie mir nichts anderes sagen als was ich selbst schon gefunden hatte, da ich es allein las. Auch schien mir das Werk deutlich genug über die Substanzen zu sprechen, so z. B. über die Substanz Mensch, und über das, was sich in den Substanzen findet, z. B. über die Gestalt des Menschen wie er aussieht, wie groß er ist, seine Verwandtschaft, wessen Bruder er ist; wo er seinen Wohnsitz hat oder wann er geboren ist; ob er steht oder sitzt, beschuht oder bewaffnet ist, etwas tut oder leidet, kurz alles, was sonst noch - das ist aber unzählig viel - unter die neun Gattungen von diesen Kategorien, von denen ich einige des Beispiels halber hergesetzt habe, oder unter die Substanzkategorie gehört.

      Was nützte mir dieses? Ja es hat mir sogar geschadet, da ich in dem Wahne, jene zehnfache Prädizierung umfasse alles erdenkliche Sein, auch dich, o mein Gott, dich, den wunderbar Einfachen und Unvergänglichen, in der Weise verstehen wollte, als ob du von deiner Größe und Schönheit abhängig seiest, so daß diese nur Eigenschaften an dir seien wie an einem Körper; und doch bist du selbst deine Größe und Schönheit, der Körper ist aber nicht insofern Körper, weil er groß und schön ist, weil er ja auch Körper bliebe, wenn er weniger groß und weniger schön wäre. Verkehrtheit war es also, was ich von dir dachte, nicht Wahrheit, Truggebilde meines elenden Wahns, nicht der feste Boden deiner Seligkeit. Denn du hattest befohlen, und so geschah mir, daß mir „die Erde Disteln und Dornen“113 hervorbrachte und ich nur unter Mühen mein Brot finden sollte.

      Und welchen Nutzen brachte es mir, daß ich, damals der schlimmste Sklave böser Lüste, alle Bücher der sogenannten freien Künste für mich las und, soweit ich sie nur zu lesen bekam, auch zu verstehen suchte? Ich fand meine Freude an ihnen, wußte aber nicht, woher das Wahre und Gewisse in ihnen stamme. Denn ich hatte dem Lichte meinen Rücken und mein Angesicht dem Beleuchteten zugekehrt, so daß mein Gesicht selbst, mit dem ich das Erleuchtete schaute, nicht erleuchtet war. Was alles ich von der Kunst der Beredsamkeit und der Erörterung, von Geometrie, von Musik und Arithmetik ohne große Schwierigkeit, ohne irgendeinen Lehrer gelernt habe, du weißt es, Herr mein Gott, weil ja rasches Verständnis und Schärfe des Urteils dein Geschenk sind. Aber ich brachte dir dafür kein Dankopfer dar, und darum brachten sie mir nicht Nutzen, sondern vielmehr Verderben; denn ich war nur darauf bedacht, einen so guten Teil meines Vermögens für mich zu behalten, und „ich bewahrte meine Stärke nicht für dich auf“114, sondern „zog weg von dir in ein fernes Land“115, um es in buhlerischer Begier zu vergeuden. Denn was nützte mir mein Vermögen, da ich von ihm keinen guten Gebrauch machte? Ich achtete nicht einmal darauf, wie jene Künste auch von den Fleißigsten und Tüchtigsten nur sehr schwer verstanden wurden, es sei denn, daß ich sie ihnen zu erklären versuchte, und ich hielt den für den Trefflichsten unter ihnen, der meiner Erklärung nicht allzu langsam folgte.

      Aber was nutzte mir das in meinem Wahne, daß du, Herr, Gott, Wahrheit, ein ungeheurer Lichtkörper seiest und ich ein Teilchen von jenem Körper? Unendliche Verkehrtheit! Aber ich war so und erröte nicht, mein Gott, dir deine Barmherzigkeit gegen mich zu bekennen und dich anzurufen; damals habe ich mich nicht geschämt, den Menschen meine Gotteslästerungen laut vorzutragen und gegen dich zu bellen. Was nützte mir also damals mein Geist, der sich so rasch in jenen Wissenschaften zurechtfand, und was nützten mir die Bücher, deren Lehren ich trotz ihrer Schwierigkeiten ohne Beihilfe menschlichen Unterrichts mir völlig zu eigen machte, da ich in der Lehre des Heils so häßlich und in gotteslästerlicher Schande dem Irrtum anhing? Und was schadete deinen Kleinen ihre weit langsamere Fassungskraft, da sie sich nicht so weit von dir entfernten, sondern im Neste deiner Kirche in Sicherheit flügge wurden und die Schwingen der Liebe durch die Nahrung gesunden Glaubens zur vollen Entwicklung brachten? O Herr unser Gott, „unter dem Schatten deiner Flügel“116 wollen wir hoffen, du aber”schütze" und trage uns. Du wirst uns tragen; tragen wirst du uns in der Jugend, und „bis ins Greisenalter“117 wirst du uns tragen, Denn bist du unsere Stärke, so ist es tatsächlich Stärke, verlassen wir uns aber auf unsere Stärke, so sind wir kraftlos. Bei dir lebt ewig unser Gut, und weil wir uns von dir abgekehrt haben, darum sind wir verkehrt worden. Wir wollen zu dir zurückkehren, um nicht ausgekehrt zu werden; denn bei dir lebt in herrlicher Fülle unser Gut, weil du es selbst bist; und deshalb brauchen wir nicht zu fürchten, daß es uns an einer Heimat zur Rückkehr gebreche, als wir von dort hinwegstürzten. Sind wir auch ferne, unser Haus, deine Ewigkeit, stürzt nicht ein.

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