„Ich erlaube mir zu widersprechen, Herr Professor“, warf er mit seiner schrillen, aufgeregten Stimme ein. „Während des Zweiten Weltkrieges wurde bei der amerikanischen Armee eine Serie von Experimenten durchgeführt, die zweifelsfrei bewiesen, daß ein geeignetes Medium ohne Einschränkung alles tun wird, was ein geschickter Hypnotiseur ihm einredet, auch wenn es seiner Moral widerspricht. Es wurde damals eine Methode entwickelt, die man die ,Technik der Täuschung‘ nennt. Der Hypnotiseur zwingt dem Medium eine andere Moral auf, so daß es glaubt, recht zu handeln.“
„Woher haben Sie Kenntnis von diesen angeblichen Experimenten?“ fragte der Professor ein wenig barsch, wobei er errötete.
„Nein, nein, es sind keine angeblichen Experimente, Herr Professor“, meinte Morley triumphierend. „Ich habe bereits in mehreren Büchern darüber gelesen. Der letzte, der davon berichtete, war Farrington, ein Brite, der bekannt ist als Autorität auf diesem Gebiet. Sein Buch räumt mit so ziemlich allen altmodischen Ansichten über die Hypnose auf. Er zitiert auch den Fall, der sich in Schweden ereignet hatte, wo ein Mann seiner eigenen Schwester suggerierte, daß sie mit ihm – – –“
„Genug“, unterbrach ihn der Professor. „Sie können wieder Platz nehmen, Morley. Für unsere Zwecke genügt die bewährte Theorie, daß ein Medium nichts tun wird, was seiner Auffassung von Moral widerspricht, auch wenn der Hypnotiseur es noch so sehr wünscht.“ Der Professor beugte sich mit rotem Gesicht über die Notizen auf seinem Pult. Das Schweigen, das nun folgte, war fast peinlich. Einige Stundenten blickten voller Bewunderung auf Morley. Eine vage Idee zuckte in Jacks Hirn auf. Er atmete schneller, er war erregt. Angespannt rutschte er nach vorn, begierig nach jedem weiteren Wort.
„Wir wollen diese Behauptung, am besten mit einer praktischen Demonstration erhärten“, sagte Professor Henson herausfordernd und schielte dabei auf Morley. „Freiwillige vor! Ich werde ein kleines Experiment machen, das mir helfen soll, das beste Medium herauszufinden. Pressen Sie alle Ihre Hände gegeneinander, ganz fest. Ja, so. Schließen Sie dabei Ihre Finger. Fest, ganz fest!“
Einige in der Klasse kicherten. Jack beobachtete genau die Augen des Professors, er sah, daß Professor Henson jeden eindringlich musterte.
„Sie werden bemerken, daß Ihre Finger so fest geschlossen sind, als wären sie zusammengeschweißt“, sagte der Professor mit plötzlicher Härte, „so fest geschlossen, daß Sie sie nicht mehr auseinanderbringen. Es ist völlig unmöglich. Versuchen Sie es doch nur!“
Überrascht bemerkte Jack, daß er seine Finger tatsächlich nicht mehr auseinanderbrachte. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er sie öffnen konnte. Er sah sich um. Die meisten saßen mit gespreizten Fingern da, einige hingegen schienen noch schwer zu kämpfen. Er beobachtete, wie der Professor seine Auswahl traf und hörte ihn mit milder Stimme sagen: „Danke, das genügt. Sie können Ihre Hände wieder auseinandernehmen. Fräulein Wilkins, würden Sie bitte heraufkommen?“
Jacks Herz schlug schneller. Die Blondine stand auf und ging mit belustigtem Lächeln nach vorne. Mit ihren langen Beinen schritt sie munter aus und ließ die wohlgerundeten Hüften hin und her wippen.
Sie blickte dem Professor neugierig ins Gesicht. Jack konnte bemerken, wie sie in ihrer stolzen und selbstbewußten Art die Brust herausstreckte und sich über die Auszeichnung freute.
„Fräulein Wilkins“, sagte der Professor lächelnd, „würden Sie sich ein paar Minuten lang hypnotisieren lassen? Ich möchte Herrn Morley gerne meine Theorie beweisen.“
„Gern“, antwortete Sheila mit heiserer Stimme und grinste dazu. „Ich hoffe nur, daß Sie mich nicht in Gegenwart von fünfzig anderen Studenten überfallen werden!“
Unterdrücktes Gelächter ging durch die Reihen. Aber Jack und ein paar andere erkannten am Ton ihrer Stimme, daß sie es sich insgeheim wünschte.
„Blicken Sie auf meine Hand“, bat der Professor. Er hielt ihr eine Handfläche entgegen. „Blicken Sie fest und konzentriert hierher, Fräulein Wilkins.“
Langsam bewegte er seine Hand auf sie zu, und ebenso langsam zog er sie wieder zurück. Er wiederholte diese Bewegung in ständigem Rhythmus. Jack sah aufmerksam zu und bemerkte, wie ihre Lider nach einigen Minuten schwer wurden. Er führte das auf die Anstrengung zurück, mit der Sheila ihre Augen auf die vor- und rückwärts bewegte Hand einstellte.
Dazu sprach der Professor leise und monoton: „Ihre Augenlider werden immer schwerer, Sheila, schwer und müde. Schließen Sie Ihre Augen. Lassen Sie sie ausruhen. So ist es recht. Sie werden müde – müde und schläfrig. Sie fallen in einen tiefen und schweren Schlaf, in einen gesunden, tiefen und schweren Schlaf – – –“
Die Klasse hielt den Atem an, als nach wenigen Minuten des Professors sonore und überzeugende Stimme auf einmal sagte: „Nun sind Sie eingeschlafen, Sheila. Sie schlafen ganz tief, aber Sie können mich trotzdem hören. Wenn ich bis drei gezählt habe, werden Sie Ihre Augen öffnen. Aber Sie werden trotzdem weiterschlafen. Eins – zwei – drei!“
Die Augendeckel klappten hoch. Sheila beobachtete den Professor, aber ihr Gesicht war ohne Ausdruck. Der Professor wandte sich an die Klasse.
„Sheila ist nun im Zustand der tiefen Hypnose, der tiefsten überhaupt. Wir nennen diesen Zustand Somnambulismus, und nur wenige Medien können ihn erreichen. Sheila ist ein bemerkenswert gutes Medium, wie ich vorhin während unseres Tests erkennen konnte. Sie wird sich an nichts erinnern, was nun geschieht, außer, ich gebe ihr dazu den Auftrag. Wir wollen sehen, wie sie auf meine Kommandos reagiert.“
Er drehte sich zu ihr um und fragte sie, ob sie die Namen der fünfzig amerikanischen Staaten wisse. Als sie dies bejahte, sagte er, daß er sie in alphabetischer Reihenfolge hören wolle. Sie zögerte etwa zehn Sekunden lang, dann schoß es aus ihr hervor, völlig fehlerlos. Ein Murmeln ging durch die Klasse. „Ihr Gedächtnis ist wie eine präzise Maschine“, sagte der Professor. „Es funktioniert nun ohne Anstrengung oder Zerstreutheit. Lassen Sie uns ein paar andere Experimente versuchen.“
In schnellem Wechsel fröstelte Sheila und klapperte mit den Zähnen wie in einem Schneesturm, schwitzte und stöhnte, als stünde sie unter brütender Wüstensonne, weinte herzzerreißend, lachte übermütig, sang Arien mit amüsantem Eifer und hielt einen Vortrag im Namen sämtlicher verkrüppelten Schmetterlinge.
Als die Klasse sich beruhigt und das Lachen sich gelegt hatte, wirbelte der Professor plötzlich herum und stieß hervor: „Ziehen Sie sich aus, Sheila. Weg mit den Kleidern, mit allem was Sie anhaben, hier vor der Klasse. Los!“
Während die Studenten den Atem anhielten, zeigten sich auf Sheilas Gesicht die widersprüchlichsten Gefühle. Der Professor wandte sich mit triumphierendem Lächeln an seine Schüler:
„In den nächsten Sekunden wird Sheila entweder zu weinen beginnen oder aufwachen, sie wird es nicht ertragen können, etwas tun zu müssen, das wider ihre Moral geht.“ Er blickte auf Morley. „Ungeachtet anderer sogenannter Tests, deren Herkunft zweifelhaft – – –“
Ein paar Rufe und ein Murmeln ließen den Professor aufschauen. Er zog die Brauen hoch und wandte sich an Sheila.
Die Blondine hatte begonnen sich zu entkleiden.
Mit einem Ruck hatte sie ihren Pullover ausgezogen und aufs Pult geworfen. Ihre Augen leuchteten vor Erregung, und ein ordinäres Lächeln kräuselte ihren Mund. Sie griff nach hinten und begann an den Haken ihres Büstenhalters zu nesteln. Alle Augen stierten auf ihre gebräunte Haut zwischen ihren großen, wogenden Brüsten, die über den Rand des Büstenhalters quollen.
Das Kinn des Professors klappte vor Staunen herunter, aber er hatte sich gleich wieder in der Hand. Es war klar, daß da etwas schiefgegangen war.
„Halt, Sheila!“ kommandierte er. „Halten Sie ein!“
Ihre Hand schien an dem Verschluß