50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Эдгар Аллан По
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9782291092247
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dadurch Unterstützung, daß ich ihre Pferde trotz ihrem Widerstreben auf die Straße zurückbringe. Die Knaben sehen mich an, sie lächeln mir entgegen, von ihren gesunden, frohen Gesichtern trieft der Schweiß, den dieser oder jener mit der aufgeworfenen Oberlippe auffangen will. Vergebens versuchen sie, die etwas heftigen Stöße zu mildern, ja sie wären nicht abgeneigt, die Pferde lieber in den gefahrvollen Kletten laufen zu lassen, wenn es nur für sie persönlich schmerzloser wäre. Aber ich bin für beide verantwortlich, für die Pferde wie für die Knaben, ich bin hier an Stelle eines Offiziers unter ihnen, nicht ganz als Kamerad.

      Nun geht es bergauf, dem kleinen See entgegen. Hier stehen Buchen, Eichen, und mitten unter dem helleren, weich umflaumten, milchigen Laube erscheint das ernste, erzähnliche Grün der Nadelbäume, unter dem, wie Früchte verteilt, die weißgrünen neuen Sprossen hervorschimmern. Ein dunkler, fast schwarzer Wolkenhimmel treibt die im Windeshauche bebenden Kronen der Bäume zusammen. Dann öffnet sich dieser Weg, der Abfluß des völlig schwarzen Sees rauscht in gedämpftem Paukenschlage über das vor einem Jahre frisch gezimmerte Wehr aus weißen, gehobelten Stämmen ohne Rinde, an denen sich Moos und Algen erst in dünnen Streifen angesetzt haben.

      An dieser Stelle biegen wir vom Wege ab und reiten auf eine abgemähte Wiese, in deren Mitte sich einige hoch aufgeschichtete Heuschober befinden. Sie hauchen jetzt unter dem völlig verhangenen Himmel einen fast betäubenden Brodem aus. Vögel sind nur kurz, abgebrochen zu hören. Weiter in der Ferne weidet eine Rinderherde. Viele Tiere liegen da wie erschlagen, bloß die Mäuler matt bewegend und die Rippen beim Atmen ausweitend. Wenige, weiße und schwarze, wandeln langsam und beugen die schweren Häupter mit den geringelten grauen und schwarzen Hörnern. Es ist sehr still.

      Titurels Pferd, ein junger Rapphengst, ist unruhig geworden. Es fängt jetzt, von Mücken belästigt, an, mit seinem starken Schweife zu schlagen und, als dies nicht hilft, mit seinem starken, wie ein Mistkäferrücken schwarz glitzernden Kreuz zu tanzen. Jede dieser Bewegungen bereitet dem sichtlich erschöpften Titurel Schmerzen. Ohne zu reden, lege ich meine Hand auf den Kopfzaum des Pferdes. Schon will sich das Tier beruhigen, als Titurel heftig seine Knie scharf dem sofort wieder wilder und unregelmäßiger atmenden, mit der Hinterhand auskeilenden Pferd in die Seiten preßt. Ich lasse aber diesen Zweikampf nicht weiter gewähren, sondern besänftige das Tier durch einen leisen Pfiff und lege gleichzeitig mildernd meine linke Hand zwischen Titurels Knie und die Flanke seines Pferdes. So wird alles ruhig.

      Inzwischen sind die andern Knaben schnell von den Pferden geglitten, manche so ungeschickt, daß sie sich auf dem weichen Grasboden kugeln und sich von den übermütig wiehernden und mit allen vieren zugleich aufspringenden Pferden noch eine Minute lang herumzerren lassen, ein Spiel, das schon deshalb ohne Gefahr ist, weil sie ja jederzeit die verbindenden Handzügel loslassen können. Die meisten kleiden sich rasch aus, das heißt, sie werfen die Turnschuhe, Zwilchröcke und Hosen auf einen Haufen und stehen nun in ihren grün-weiß gestreiften Trikotbadeanzügen da. Sie reiben sich in Vorfreude des Bades die Hände, während die Pferde, ebenfalls ungeduldig, mit ihren Nüstern den Knaben die nackten Schultern »ausradieren« und dabei wie bittend mit den Vorderhufen auf dem grasigen Boden scharren. Andere Schüler haben sich den Spaß erlaubt, die Pferde zu dreien an einem Halfter zusammenzukoppeln, so daß diese nicht weit kommen können. Dafür halten sich die Gäule an den hohen Heuhaufen gütlich, sie ziehen Bündel von graugrünem, duftendem, aber schon etwas unscheinbar gewordenem Heu hervor und mahlen es langsam zwischen ihren Zähnen ohne rechten Hunger, dann werfen sie sich, miteinander kämpfend und spielend, gegen einen der leicht zu erschütternden Heuschober, bis er einstürzt und die verblüfft aufblickenden Tiere unter dem zerflatternden Heu begräbt. Der Himmel ist inzwischen immer dunkler geworden. Der Regen muß ganz nahe sein, Fische springen häufig über die bleifarbene, bloß am Uferrande lichtere Wasserfläche. Völlig sind die Vögel im nahen Forst verstummt. Eine Kuh beginnt zu brüllen. Mücken singen hoch, doch sind sie jetzt nicht zu sehen.

      Alle Knaben haben nun bloß die bis an den Hals reichenden Badekostüme an. Wir lösen die zusammengekoppelten Pferde los, sitzen von neuem auf und reiten langsam, die Pferde stark zurückhaltend, in das flache Uferwasser vor. Die Tiere empfinden die Kühle des Wassers als Wohltat. Sie wiehern freudig, trompeten laut, sie trinken mit Gier. Dann gehen sie vorsichtig ins Wasser, sie heben die Beine hoch wie zimperliche Mädchen. Es weitet sich ihnen die Brust, und sie schwimmen, sie peitschen das Wasser mit ihren fächerförmig sich ausbreitenden mächtigen Schweifen.

      Kapitel Dreizehn

      Auf dem See herrscht wildes Getümmel. Die Knaben lachen, bespritzen sich gegenseitig mit Wasser, und doch schützen sie gleichzeitig ihre kurzgeschorenen, unter dem fast nächtlichen Gewitterhimmel stark glänzenden Köpfe hinter den Hälsen der Pferde vor dem Wasser, während sie sich mit vornübergebeugtem Oberkörper an den Hälsen der Pferde festhalten. Die Dorne der Rückgrate der Jungen zeichnen sich, als wären sie dicke Perlenschnüre, unter dem Trikotstoffe ab, der nur langsam sich mit Wasser festsaugt. Ab und zu hebt der Wasserdruck einen Jungen von dem glatten Pferderücken fort, und mühsam nur gewinnt er seinen Sitz wieder, sieht sich, noch den Mund voll Wasser, verlegen lachend um und ist bald allen anderen voraus. Titurel hält sich neben mir auf seinem jetzt, wie es scheint, friedlich gewordenen Rapphengst. Er hat gute Farben, sein Blick ist ruhig und frei. Er ist so, wie ich ihn die ganzen Jahre hindurch kenne. In den Augen des Pferdes haben sich Algen mit Wassertropfen verfangen, grün schimmert es zwischen den sehr dichten, rutenartig vorstehenden Wimpern hervor. Das Tier schüttelt mit dem Kopf. Mit einer zerstreuten Bewegung, ohne recht hinzusehen, wischt Titurel das grüne Gerinnsel von den glasklaren schwarzen Pferdeaugen fort.

      In diesem Augenblick bricht plötzlich mit einem kurzen, scharfen Knall das Gewitter los. Blitz und Donner gleichzeitig. Der Wetterherd ist gerade über uns. Ein gelbes Funkengewirr mitten aus einer fahlen, vom Wind geblähten Wolke, hinter der aber, noch höher im Räume, schwärzere Wolken warten. Von weit her kräuselt sich im Sturm die bis dahin bleifarbene Wasserfläche, als ziehe man ein hellgraues Netz mit der größten Geschwindigkeit durch das Wasser. Es hat sich im selben Augenblick schon bis in die Tiefe getrübt. Es zischt auf, und aufsteigend beginnt es sich wie kochend in gewaltigen, abgerundeten Wellen zu heben. Das Schreien und Lachen der Knaben ist mit einem Male wie abgehackt.

      Ich kann es nicht verstehen, daß ein Gewitter sie erschreckt. Ich liebe Gewitter über alles. Aber die andern sind stumm geworden. Mit blanken, bleichen Gesichtern, die Augen tief in den Höhlen, die Hände mit den verschlungenen Zügeln meist über der Brust verkrampft, die Beine eng um die Leiber der Pferde gepreßt, so hängen sie über den hohen, nassen, wie aus Email geschnittenen Pferdehälsen. Die Tiere sind, da sie sich schon durch ihre große Anzahl sicher fühlen, ziemlich ruhig, und das ist gut. Aber Titurel ist zu Tode erschrocken. Sein Gesicht ist grünlichblaß, fast wie der grünliche Unrat, den er aus den Augen seines schwarzen Pferdes wischen wollte. Aber was das Ärgste ist, ich sehe, wie er, ohne es zu wissen, seine Finger mitten in das rechte Auge des armen Pferdes gräbt, das sofort mit einem ungeheuren Satz von dem flacheren Ufergelände absetzt und nun, halb schwimmend, halb springend, weißen Schaum um seine riesigen Gliedmaßen aufpeitscht. So stürzt es sich gegen den tieferen Teil des Sees. Jetzt hat es den Grund unter den Füßen verloren, es schwimmt dahin, ist tiefer getaucht, den Kopf hält es schräg gegen das Wasser hin, und an seinem spitz zulaufenden Halse bricht sich das gewitterschwarze Wasser hell wie am Kiel eines fahrenden Schiffes. Aber noch fühlt es unwillig die Last auf seinem Rücken, es schüttelt sich, schlägt ungebärdig aus. Mit seinem Schweife wirbelt es Schaum. Es hebt, während es laut wiehert, sein Hinterteil, so wehrt es sich gegen den Reiter, der jetzt an dem Pferd mehr wie ein totes Kleiderbündel herabhängt, statt daß er es durch seinen Sitz beherrscht. Ich kann ihn, da mein Pferd unter solchen Umständen schwer pariert, nur aus einiger Entfernung sehen. Seine Augen hat er völlig geschlossen, jetzt legt er, offenbar in einem Zustand von fast völliger Ohnmacht, seinen langen Oberkörper zurück, der Kopf sinkt ihm zur Seite. Den Mund will er zu einem Schrei öffnen, aber man hört unter den wiederholten, wie eine Kanonade prasselnden Donnerschlägen aus seiner Richtung nur etwas Dünnes, Kraftloses. Sein Ohr blinkt ganz an der Seite über den Knöpfen, die sein Badetrikot an der linken Schulter zusammenhalten, es ist so, als lausche er an sich selbst herum.

      Noch kann ich alles nicht