Sagen reloaded. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783707607062
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versus obere anomalie · optischer befund erneut runen (image) · innenperspektive schwebend bis entkoppelt · weisungsgemäß abbruch und rückzug (anadyomenos)

       [Weisung]

      … daß du nicht mehr hinausgehen sollest, des Abends, daß du nicht mehr Wäsche waschen sollest, am Kanal, am Marmorgrund, an der Magdalenen, daß du nicht hören sollest auf das Rufen und Singen und Raunen, nicht nachrennen sollest irgendwelchen Grillen und daß du nicht tragen sollest dein Haar offen, sondern verborgen unter einer Kappen rot …

       [Brief an die Kommandatura]

      Allgutem Herrn und oberstem Adlaten Giselher Ni

      zugeeignet von seinem untertänigsten Diener

      Abelardus Wong

      Vindobona im wachsenden Paenultimum CCCXV T.N. In gutem Gewissen und zu strengem Gedeih: so ich gestrigen Tages mit meinem Cooperator parlierte, dazu doch allzu wenig Vernünftiges bei den neuen Unternehmungen der Gilde herausgesprungen, beeile ich mich heute, hochwertem allgutem Herrn kundzumachen, was sich abseits besagter Cooperatio kürzlichst zugetragen und berichtet sein muß. So hat dero hochwertem Herren strengstens geheim beauftragtes Subject Numero 6079 die in Frage stehende Mission unternommen, bewältigt und zum Abschlusse gebracht. Wie allguter Herr vermutet, ist infamerweise gestreuten Gerüchten und Unterstellungen recte et fortiter nicht zu trauen gewesen. Der Untergrund ist intakt, sämtliche Simulacra gründen wie je unkompromittiert, alle Befunde sind unauffällig soweit vermutet und gewünscht. Darüber hinausgehende Parameter bleiben auf dero höchstwertem Herren Wunsch unberücksichtigt und unbeschrieben. Von Nemesis oder gar Fluch kann somit nicht die Rede sein – und wenn allguter Herr mir erlauben zu sagen: 6079 hat sich eine gratificazione redlichst verdient.

      In allzeit bescheidener Zier und hochwertestem Herrn

      beständig tunlich wie untertänigst zugetan

      Abelardus Wong

       [Zur guten Nacht]

      … Wie oben so unten, sagen sie, und du weißt, was sie damit meinen. Die sie aus den Simulacra holen, haben jedenfalls nichts zu lachen mehr und nichts zu erzählen. Ich habe ihre Gesichter gesehen, wie in Stein gehauen, weiß und hohl, die Augen unergründlich …

       [Anschreiben, den vorliegenden Dokumenten und Notizen beigefügt]

      Geschätzter Schwager!

      In der Anlage übermittle ich Dir also die besagten Dokumente – oder vielmehr Fragmente – in photomechanischer Reproduktion, die ich im Nachlaß meiner Großtante aufgefunden habe. Vielleicht kannst Du mehr damit anfangen als ich. Frappiert hat mich neben dem kruden, ja obskuren Inhalt vor allem der materielle Zustand der Papiere, sind sie doch allesamt vom Zahn der Zeit gezeichnet, angegriffen, vergilbt und teils nur mehr schwer leserlich. Daß es authentische historische Notate sind, scheint mir allerdings ihr Inhalt zu widerlegen. Möglicherweise liegt uns hier das Werk eines – wenn auch zweifellos schöpferischen – Wahnsinnigen vor. Nur was Tante Hedwig damit gewollt haben könnte, vermag ich nicht zu erraten.

      So oder so verbleibe ich gespannt auf Deine Expertise

      mit gutem Gruß Dein Notker

      gez. Nueva Ciudad, 8. III. 1921

       Hannah Bründl

       wir kennen das ende nicht, wir kennen nur das wasser

      //

      //

      »An dem zu verschiedenen Zeiten so wilden

      Teufelsbach«

      //

      //

      das erzählende

      - der franzose

      das chorische

      //

      //

      davor:

      SPRICH

      SPRICH

      HYDRO UND SCHATTEN

      MITTELALTERLICHEN

      UND

      ZEITEN VERWACHSEN

      ES SPÜLT DARÜBER

      SPRICH VON FRÜHER

      VON GABELUNG UND REITENDEN

      PFADEN DER WÜSTUNG

      NORDEN UND MEER UND MOOR

      SCHELLEN AM ROCK

      SCHÄTZEN VON KIEMEN

      UND

      VOM BEGINN DER GESCHICHTEN

      ZEIGE DIE LEERSTELLEN

      ABER SPRICH

      //

      //

       es fließt

      - das wird mich noch den hals kosten

      es fließt ungeraten und höckern

       es fließt, sage ich

      es stolpert eher

      es entgleist

      es torkelt mehr als es fließt

      - sie verfolgen mich, sie haben äxte

      der lauf runzelt sich den baumknollen entlang

      an der masse land

      an den waldgräben

      sucht auswege

      über wurzeln und fels

       was lagert am ende davon?

      - so helft mir doch!

      wir wissen es nicht

      wir wissen nichts vom ende

      wir waren noch nie am ende, das ist ein non sequitur

      - ich bin am ende

      wir waren noch nie

      nie dort

      wir kennen das ende nicht, wir kennen nur das wasser

      - seid still! hier können sie nicht herein, hier bin ich sicher

      wer sagt, dass es ein ende gibt?

      - um gottes willen, hört auf zu sprechen!

      //

      //

      - ich bin’s

      - gestatten

      - ich bin’s

      - 1809 kam ich an diesen ort

      - 1809 im gefolge des marschalls

      - der in aspern tödlich verwundet wurde

      - dem zuvor noch sein bein abgebunden wurde, so sagt man

      - und der napoleon zum freund geworden war

      - in seinem gefolge ritten wir über die donau

      - im januar zuvor noch in saragossa

      - im april in eggmühl

      - kannten wir keine niederlage

      - der frühling war mild und zähflüssig rann die nacht

      - unsere bajonette hoch, die kompanie wie überschwang

      - tagsüber zogen wir

      - im corps des duc de montebello

      - abends brandschatzten wir die dörfer

      - man rieche es noch

      - an welchem ort genau ich mich nun befinde

      - das kann