Sagen reloaded. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783707607062
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so far.

      Wie wir uns positioniert haben, mit besten Absichten und schweren Ringen, viel zu weit für unsere schmalen Finger.

      Ein Gemälde in Technicolor an der Wand, unser Hochzeitsfoto als Hologramm auf meinem Tisch, eingegossen in Glas.

      Ein Briefbeschwerer in einer Zeit ohne Briefe, ohne echte Nachrichten.

      War mir der neueste Krieg vielleicht nicht doch ganz gelegen gekommen.

      Dein Blick und der Wunsch, beruflichen Traditionen zu gehorchen: Schwertmission ist Frauenpflicht.

      Irgendwo ist immer ein Konflikt, irgendwie finden sich stets die passenden Argumente.

      Du sollst nicht unbedingt töten, außer: in allem gepriesen sei, der eure Hände den Kampf lehrt und eure Finger den Krieg.

      Ein wenig Abstand nach dem erlittenen Verlust, vom Terror der wohlmeinenden Mitmenschen, den ungelenken Beileidsbekundungen.

      Unserem Unvermögen.

      Nein, das Kind war nicht aus dem Fenster geworfen worden. Dazu war es erst gar nicht gekommen.

      Einmal begonnen, kann es nicht mehr gestoppt werden.

      Die grundlegenden Muster der Gewalt bleiben immer dieselben, hin bis zum abgekarteten Finale.

      Ein Teufel aber steckt in jeder dieser Varianten, auch wenn er manchmal nicht zu sehen ist.

      That’s the way to do it.

      Wir bewohnen immer noch eine Welt der Giganten und Titanen, selbst Jahrzehnte nach Deiner Abreise.

      Still buchstabierte ich deployment vor mich hin, während lange Kolonnen vorbeizogen, Schwebepanzer, Luftschiffe, Spezialeinheiten, geächtete Waffen.

      Unter dem Gewicht der Worte formierte sich Sicherheit ringsum als Rayon, Schanzwerk oder Mauer.

      Ich kann immer noch sagen, wo die Gräben verliefen, die Türme standen.

      Was alles verloren zu geben ist.

      Aber ich blieb, webte Papier zu neuen Worten, versuchte mich in Sparsamkeit.

      Wollte ich zumindest dieses eine Versprechen einhalten, ich vermag es nicht mehr zu sagen.

      In der Gegend unserer Verabschiedung richtete ich mich ein, Stein für Stein.

      Erinnernd geraten Raum und Zeit leicht durcheinander, gar zu unsichere Pfade, um der Fremdsprachigkeit der Jetztzeit beizukommen.

      Bildete ich mir ein, jemand riefe auf der Straße meinen Namen, so habe ich mich in den ersten Monaten immer noch suchend umgesehen, doch ich lernte, die Stimmen zu ignorieren.

      Ich konnte täglich bis zu drei Tiere hintereinander sein, vielleicht gelingt es mir immer noch.

      Kann ich zumindest noch krähen, das Fliegen traue ich mir nicht mehr zu.

      Es ist die Hilflosigkeit unserer Älteren, die mich hat erwachsen werden lassen.

      Träume und Nachrichten wurden trotz neuer Brille schwieriger zu unterscheiden: Hat tatsächlich ein Sturm die Kühe ins Meer getragen, verwandeln sich manche Wölfe einmal im Monat in Menschen, nutzen wir Signaturen von Zerstörung, um außerirdische Zivilisationen zu entdecken.

      Wie Menschen einfach aus dem Blickfeld kippen, es ist die einzig echte Art, in der sie uns verloren gehen.

      Eine Ansammlung von Namen, beachtlich, ein heimliches Alphabet, dem ich ein zweites, geheimeres beistelle, alles in Gedanken.

      Als wenn es etwas wie Natur ohne Geschichte je hätte geben können.

      Weben gab und gibt mir den einsamen Takt vor, ich schreibe Sinn zu, denn die eigentliche Realität ist ein Skandal.

      Wer schließlich aus diesem vergessenen Krieg in die mehrfach ummauerte Hauptstadt zurückkehrt, ist eine völlig andere Person.

      Du bist dahingehend keine Ausnahme.

       And I might stop and look upon your face, disappear in the sweet, sweet gaze …

      Der Beobachter ist ebenso unsicher wie sein Blick, das habe ich mir angelernt, abgeschaut.

      Hält Krieg jung und fit, kann man deshalb so lange durchhalten.

      Wir fragen nicht nach den verschwendeten Generationen, nach den staubigen Schuhen oder den verbeulten Wasserflaschen.

      Stattdessen fragen wir einander: Bist Du tot? Tot wie ein Stein?

      Wir fragen: Lebst Du? Bist Du lebendig wie eine Pflanze?

      Vielleicht sehen wir ja noch viele gute Tage, diskutieren die Unterschiede zwischen Vergeben und Verzeihen.

      Unsere Namen entsprachen ohnehin niemals echten Farben, kein Elternteil buchstabiert sich so.

      Schlaflos höre ich später auf die Geräusche der Nacht, das Knacken der Wirklichkeit und der Welt, die sie abwirft.

      Deine Bewegung ist wahrscheinlich, sie strebt dem Gefälle, dem Unvermeidlichen zu.

      Your heart wears knight armour, vorsätzlich wende ich Dir den Rücken zu.

      Ich werde Deine Klingen hören, bevor ich sie spüre.

      Die Luft wird von meinen Schreien erfüllt sein.

       Xaver Bayer

       Die Legende vom Basilisken

      A beast caged in the heart of a city …

      Jim Morrison

      Anfangs geisterten Meldungen durchs Netz, dass an unterschiedlichen Orten in der Inneren Stadt Leute – Spaziergänger, Jogger, ein Pizzalieferant, ein Müllmann und eine Polizistin – auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen seien. Sie wiesen schwere Verbrennungen auf, ihre Lungen waren zersetzt wie von Giftgas, der Tod musste sie in Sekundenschnelle ereilt haben. Nur einer von ihnen war vor seinem Verscheiden noch für eine kleine Zeitspanne ansprechbar, und was man seinen letzten Worten entnehmen konnte, war, dass er einem Ungeheuer begegnet sei.

      Im Handumdrehen entstand das Gerücht, der berüchtigte und ausgerottet geglaubte Basilisk sei wieder aufgetaucht. Sein Versteck – so verbreitete es sich viral in Berufung auf uralte Chroniken – sei im Keller eines vor Hunderten von Jahren errichteten Hauses in der Innenstadt gelegen. Wo genau, ließ sich jedoch nicht eruieren. Selbst ernannte Basiliskenjäger zogen los, das Untier zu finden und zu erlegen, aber allem Anschein nach ohne Erfolg, denn die grausamen Todesfälle setzten sich fort.

      Hier nun komme ich ins Spiel, denn ich ahnte, wo der Basilisk eventuell aufzuspüren wäre. Es hatte nämlich ein verstorbener Freund meiner Eltern, ein Galeriebesitzer, diesen einst erzählt, dass es in der Gasse – einer Sackgasse übrigens –, in der er wohnte und sich auch seine Galerie befand, ein Haus gab, in dessen Eingangsflur unter einem Gitter ein Brunnenschacht sei, in dem er einmal ein merkwürdiges Wesen erblickt habe. Da wohne er, der Basilisk, hatte er damals mit Zittern in der Stimme meinen Eltern verraten, die seiner Erzählung belustigt lauschten, war es ihnen ja kein Geheimnis, dass der Freund oft und viel trank. Mir jedenfalls war diese Geschichte über Jahrzehnte im Gedächtnis geblieben.

      Also fasste ich mir eines Tages, als in den Medien erneut von einem bestialisch zugerichteten Opfer des Eidechsenkönigs berichtet wurde, ein Herz und machte mich auf den Weg aus meinem Randbezirk in die Innere Stadt, zur nämlichen Sackgasse, wo ich den Basilisken vermutete. Ich erkannte die Gegend, die ich seit rund zwanzig Jahren nicht betreten hatte, kaum wieder – wo früher kleine Läden gewesen waren, es eine urige Weinausschank und die Werkstatt eines Geigenbauers gegeben hatte, reihten sich nun Luxusboutique an Gourmettempel an Supermarktfiliale, und wo sich damals die Galerie des Freundes meiner Eltern befunden hatte, hatte ein auf High-End-Virtual-Reality-Equipment spezialisierter Store mit dem Namen Doors of Perception seine Pforten geöffnet. Doch das Haus war noch dasselbe. Ich zog meinen Schlüsselbund mit der freigeschalteten