Erhöhen Sie den ISO-Wert nicht, wenn Sie mit Stativ fotografieren
Wenn Sie mit Stativ fotografieren, dann erhöhen Sie den ISO-Wert nicht (das Digitaläquivalent zur Filmempfindlichkeit) – auch nicht bei schwachem oder sehr schwachem Licht. Belassen Sie den ISO-Wert auf der niedrigsten Einstellung, die Ihre Kamera zulässt, um die schärfsten und rauschärmsten Fotos zu erhalten (bei den meisten aktuellen Kameras liegt dieser Wert bei ISO 100, aber je nach Marke und Modell kann er auch 50 oder 64 betragen). Eine höhere ISO-Empfindlichkeit verstärkt das Bildrauschen in Ihren Bildern, wodurch wiederum die Schärfe beeinträchtigt wird, und das gilt es zu vermeiden. Wenn Sie natürlich aus der Hand fotografieren und keine andere Wahl haben, etwa bei Hochzeitsfotos unter schlechten Lichtverhältnissen in einer Kirche, dann müssen Sie die ISO-Empfindlichkeit anheben, um eine genügend kurze Verschlusszeit für verwacklungsfreie Bilder zu erreichen – mehr dazu auf der nächsten Seite. Nutzen Sie aber ein Stativ, dann sollten Sie hohe ISO-Werte meiden – denn so erhalten Sie stets rauschärmere und schärfere Bilder. Und noch etwas: Sie sollten den niedrigsten nativen ISO-Wert Ihrer Kamera verwenden, und das ist immer eine Zahl und nie ein Buchstabe. Wenn Sie also unterhalb von ISO 100 noch Einstellungen wie L1 oder L2 finden, dann bleiben Sie trotzdem bei ISO 100, dem nativen ISO-Wert mit dem geringsten Bildrauschen.
Geheimwaffe für schärfere Aufnahmen aus der Hand
Wenn Sie an einem sonnigen Tag im Freien aus der Hand fotografieren, bekommen Sie wahrscheinlich ziemlich scharfe Fotos. Da es so hell ist, öffnet sich der Kameraverschluss tatsächlich nur für den Bruchteil einer Sekunde (zum Beispiel für 1/4000 Sekunde) und lässt in dieser kurzen Zeit bereits genug Licht für die Aufnahme auf den Sensor. Mit solchen superkurzen Verschlusszeiten würde Ihr Bild selbst dann scharf, wenn Sie nicht vollkommen still hielten. Bei schwächerem Licht (etwa in einer Kirche, einem Restaurant oder bei Sonnenauf- oder -untergang) muss der Verschluss aber viel länger offen bleiben, damit genug Licht auf den Sensor trifft – vielleicht eine volle Sekunde oder mehr (je nach Lichtverhältnissen). Und sobald irgendeine Erschütterung auftritt, gibt es ein unscharfes Foto. Deshalb nutzen wir so gerne Stative – da gibt es keinerlei Kamerabewegung, selbst wenn der Verschluss zwei Minuten lang offen bleibt. In manchen Situationen ist es natürlich auch unpraktisch oder gar verboten, ein Stativ einzusetzen. Wie kurz müsste die Verschlusszeit also für scharfe Aufnahmen aus der Hand sein? Ich würde sagen, etwa 1/125 Sekunde. Ist die Verschlusszeit länger, wird Ihr Bild wahrscheinlich unscharf. Wie halten wir unsere Verschlusszeit nun sicher bei oder unter 1/125 Sekunde? Dazu setzen wir unsere Geheimwaffe ein: die ISO-Automatik. Wir schalten sie aber nicht einfach nur ein, sondern wählen zugleich eine maximale Verschlusszeit von 1/125 Sekunde vor, sodass die Kamera die Verschlusszeit immer auf maximal 1/125 Sekunde begrenzt, egal wie wenig Licht wir haben. Dazu hebt sie den ISO-Wert so weit an, bis eine Verschlusszeit von 1/125 Sekunde oder kürzer erreicht wird. Aber führt die höhere ISO-Empfindlichkeit nicht auch zu einem gewissen Bildrauschen? Doch, das tut sie. Aber wenn Sie die Wahl zwischen einem leicht verrauschten, scharfen Foto und einem unscharfen Foto haben, dann werden Sie stets das scharfe Foto bevorzugen. Das ist also ein Kompromiss, aber ein guter. Damit das funktioniert, müssen Sie meist im Blendenvorwahlmodus fotografieren, was ich sowieso fast immer empfehle (siehe Seite 20).
Halten Sie für schärfere Fotos Ihre Ellenbogen am Körper
Eine andere Technik, um ohne Stativ schärfere Fotos zu bekommen: Stabilisieren Sie die Kamera, indem Sie Ihre Ellenbogen möglichst weit an den Körper heranziehen. So können Sie die Kamera besser am Körper verankern, sie damit stabiler führen und schärfere Aufnahmen erzielen. Daran gewöhnen Sie sich schneller als gedacht, und wenn Sie die Ergebnisse sehen, werden Sie froh über diesen Tipp sein.
Ein weiterer Profitrick besteht darin, möglichst mit der schärfsten Blende des Objektivs zu fotografieren. Bei den meisten Objektiven liegt diese etwa zwei Blendenstufen unter der größten Blendenöffnung (Sie müssen die Blendenzahl von dort aus also um zwei Blendenstufen erhöhen). Das gilt allerdings nicht für alle Objektive – achten Sie einmal selbst darauf, bei welcher Blendeneinstellung Ihre Bilder am schärfsten wirken.
Schalten Sie den Bildstabilisator (IS/VR) aus
Heutzutage besitzen viele Objektive eingebaute Bildstabilisatoren. Damit wollen die Objektivhersteller uns unterstützen, wenn wir bei schwachem Licht aus der Hand fotografieren müssen (und unsere Fotos wahrscheinlich verwackeln würden, weil sich die Kamera innerhalb der langen Verschlusszeit bewegen würde). Sie funktionieren wie Mini-Gyroskope, die förmlich jede Bewegung für uns stabilisieren, und bewirken echte Wunder. Je nach Hersteller hat diese Technologie eine geringfügig anderslautende Bezeichnung. Nikon nennt sie VR (für »Vibration Reduction«), Sony und Canon nennen sie IS (für »Image Stabilization«). Im Grund bewirken beide dasselbe: Sie stabilisieren das Objektiv gegenüber allen Bewegungen, sodass Sie schärfere Aufnahmen erhalten. Das funktioniert aber nur, wenn Sie die Kamera in der Hand halten, nicht, wenn sie auf einem Stativ sitzt. Wenn Sie allerdings häufig bei schlechten Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren (weil Sie zum Beispiel als Hochzeitsfotograf in schwach beleuchteten Kirchen arbeiten), sollten Sie nach Objektiven mit eingebautem Bildstabilisator Ausschau halten, um schärfere und verwacklungsfreiere Fotos zu bekommen. Noch etwas: Wenn Ihr Objektiv über eine VR- oder IS-Funktion verfügt und Sie mit Stativ fotografieren, dann schalten Sie diese aus. Bildstabilisatoren neutralisieren Vibrationen. Wenn diese ausbleiben, dann suchen sie aktiv danach, und diese Suche nach Vibrationen kann, wenn es absolut keine gibt, (Sie haben es erraten) selbst kleine Vibrationen verursachen und so zu kleinen Verwacklungen führen.
Zoomen Sie ein, um die Schärfe zu überprüfen
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass auf dem winzigen LCD-Bildschirm auf der Kamerarückseite so ziemlich alles scharf und fokussiert aussieht? Wenn Ihr Foto so klein angezeigt wird, wirkt es fast immer scharf. Sie werden aber bald (nämlich wenn Sie Ihr Foto am Computer öffnen) feststellen, dass Sie diesem Mini-Display absolut nicht trauen können. Daher müssen Sie bereits beim Fotografieren einzoomen und die Schärfe kontrollieren. Auf der Kamerarückseite befindet sich eine Zoomtaste mit einem Lupensymbol. Damit können Sie einzoomen, um zu prüfen, ob das Bild wirklich scharfgestellt ist. Erfahrene Fotografen prüfen auf diese Weise die Bildschärfe, weil sie sich schon oft genug die Finger verbrannt haben. Bei vielen aktuellen Kameras können Sie sogar eine bestimmte Zoomstufe zuweisen (z. B. 4-fach oder 8-fach), die Sie dann mit einem einzigen Tastendruck auf der Kamerarückseite aufrufen können (anstatt die Taste mehrfach drücken zu müssen, um umständlich stufenweise hinein- und dann stufenweise wieder herauszuzoomen). Lesen Sie in Ihrem Kamerahandbuch nach, ob Sie die Zoomfunktion auf eine einzelne Taste legen können, mit der Sie mit nur einem Klick ein- und mit einem weiteren Klick wieder auszoomen können.