Scott Kelbys Foto-Rezepte. Scott Kelby. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scott Kelby
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783969101001
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      Die heutigen Autofokussysteme sind verdammt gut darin, die richtigen Stellen einer Szene scharfzustellen, aber sie sind weder perfekt, noch können sie Ihre Gedanken lesen. Deshalb sollten Sie manchmal die Enscheidung, was Sie scharfstellen wollen, nicht nur der Kamera überlassen, sondern ihr direkt mitteilen. Dazu bewegen Sie den Fokuspunkt, der beim Blick durch den Sucher erscheint (oder – wenn Sie im Live View-Modus fotografieren – auf Ihrem Kameradisplay), genau auf das Objekt, das Sie gerne scharfstellen möchten. Nehmen wir zum Beispiel an, Sie fotografieren eine Straßenszene in der Stadt und die Kamera visiert die Mauer in der Bildmitte an. Sie möchten aber lieber eine etwas seitlich davon stehende Person in den Fokus rücken. Dann verwenden Sie den Joystick (oder das Einstellrad oder was auch immer Ihr Kamerahersteller hierfür vorsieht), um den Fokuspunkt auf diese Person zu legen. Dann können Sie den Auslöser drücken und wissen, dass das, was Sie scharf stellen wollen, auch scharf abgebildet wird. Sie können dazu auch den Fokuspunkt (den Sie auf dem Display – wahrscheinlich in Rot – sehen) genau auf diese Person richten und dann den Auslöser nur halb herunterdrücken. Dadurch wird die Fokussierung für diese Aufnahme gespeichert, und Sie können die Bildkomposition nun beliebig ändern, wobei dieser Bereich weiterhin scharf bleibt. Beide Techniken funktionieren gleich gut.

      image Was tun, wenn Ihr Bild nicht gut genug zum Drucken ist?

      Wenn Sie ein Foto gemacht haben, das Ihnen wirklich ans Herz gewachsen ist, das aber nicht ganz so scharf geworden ist, wie es sein sollte (oder wenn die Auflösung eigentlich nicht ausreicht, um es in der gewünschten Größe zu drucken), dann lassen Sie es auf Leinwand drucken. Durch die dicke Textur und die bewusst weiche Haptik kaschiert diese viele Sünden, und Bilder, die auf Papier gedruckt ziemlich übel aussehen würden, wirken auf Leinwand absolut großartig.

       Bei bewegten Motiven tun Sie Folgendes

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      Standardmäßig geht die Kamera davon aus, dass Ihr Motiv einfach nur stillsteht und sich nicht bewegt, so wie ein Stillleben mit ein paar Äpfeln in einer Schüssel. Der Fokusmodus ist also auf unbewegte Objekte eingestellt – und sobald Sie ein bewegtes Motiv, etwa Vögel, Wildtiere, Sportler oder Kleinkinder, fotografieren, werden Ihre Bilder unscharf. In diesen Fällen sollten Sie den Fokusmodus der Kamera entsprechend umstellen – in den sogenannten »prädiktiven« Modus, der Ihr Bildmotiv auch beim Nachführen der Kamera mit der Bewegung erfasst und den Fokus beibehält. Das Fokussierungssystem stützt sich vornehmlich auf die Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit des Motivs und kann so »vorhersagen«, auf welchen Punkt es als Nächstes scharfstellen soll. Allerdings funktioniert dies nicht immer einhundertprozentig genau, und manchmal verliert die Kamera das Motiv auch, wenn etwas seinen Weg kreuzt (wie bei einem Fussballspiel etwa ein Schiedsrichter oder ein anderer Spieler, der vor das eigentliche Motiv läuft), aber insgesamt funktioniert es wesentlich besser als die Standardeinstellung. Bei Canon-Kameras heißt diese Funktion »AI Servo«. Sony und Nikon bezeichnen sie bei ihren Kameras als »AF-C« (Autofocus Continuous)«. Diese Funktion sorgt bei bewegten Motiven für deutlich schärfere Bilder. Denken Sie auch daran, mit Ihrem Motiv mitzuschwenken und es in seiner Bewegung (über den Himmel, das Spielfeld oder die Eislaufbahn) mit der Kamera zu verfolgen.

       Schärfen Sie in Lightroom nach

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      Wenn Sie alle Tipps in diesem Kapitel befolgt und schöne, scharfe Bilder gemacht haben, können Sie deren Schärfeeindruck in Adobe Lightroom (dem unglaublich beliebten Bildbearbeitungsprogramm für Fotografen), Adobe Photoshop (beliebt bei Profis, aber steilere Lernkurve) oder Adobe Photoshop Elements (für Semi-Profis, flache Lernkurve) noch erhöhen. Welche Bilder müssen nun tatsächlich geschärft werden? Alle. Wir schärfen jedes Foto, das wir aufnehmen, Punkt! Lightroom verfügt im Entwickeln-Modul über einige Voreinstellungen, die gut funktionieren – klicken Sie einfach darauf, und schon wird das Bild nachgeschärft. Sie können aber auch manuell im Bereich Details schärfen (ebenfalls im Entwickeln-Modul, auch in der Cloud-Version von Lightroom). Wenn Sie im RAW-Format fotografiert haben, werden Sie feststellen, dass Lightroom in der aktuellen Version den Betrag-Regler bereits auf 40 eingestellt hat. In älteren Versionen ist er auf auf 25 eingestellt), aber das ist meist nicht scharf genug (Adobe hat hier eine sehr konservative Wahl getroffen), also stelle ich ihn etwas höher ein. Für die meisten Biider erhöhe ich den Betrag auf 50, aber wenn Ihr Motiv viele Details aufweist (etwa eine Landschaft oder ein Motorrad oder ein Auto oder eine Stadtansicht), können Sie je nach Bild auf bis zu 60 oder vielleicht sogar 70 erhöhen (zoomen Sie auf eine 100%-ige 1:1-Ansicht, um die Scharfzeichnung zu prüfen). Wenn Sie im JPEG-Format fotografiert haben, wurde Ihr Bild bereits in Ihrer Kamera geschärft, sodass der Lightroom-Regler für den Schärfungswert auf 0 steht. Bei JPEG-Bildern erhöhe ich ihn aber trotzdem auf etwa 15 oder 20, um den gewünschten Schärfeeindruck zu erhalten. Wenn Sie mit Photoshop arbeiten, finden Sie auf der nächsten Seite meine Einstellungen für das sogenannte »unscharf Maskieren«.

       Schärfen Sie in Photoshop nach

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      In Photoshop (oder Photoshop Elements) verwenden Sie den Filter Unscharf maskieren. (Das Wort »unscharf« legt nahe, dass Ihre Bilder dadurch weichgezeichnet werden, aber so ist es nicht – die Bezeichnung stammt von einer traditionellen Dunkelkammertechnik – ich sagte ja schon: steilere Lernkurve.) Öffnen Sie das Filter-Menü, wählen Sie Scharfzeichnungsfilter und Unscharf maskieren. In diesem Dialogfeld gibt es drei Regler, mit denen Sie verschiedene Scharfzeichnungsparameter zuweisen können. Ich will hier nicht auf die ganzen technischen Details eingehen, sondern Ihnen fünf Einstellungsmöglichkeiten verraten, die Wunder wirken:

      1 (1)Porträts: Stärke 150 %; Radius 1; Schwellenwert 10

      2 (2)Stadtansichten oder Reisefotos: Stärke 65 %; Radius 4; Schwellenwert 3

      3 (3)Alltagsgebrauch: Stärke 120 %; Radius 1.1; Schwellenwert 3

      4 (4)Superscharfe Fotos (Sportfotos, Landschaften, sehr detailreiche Bilder): Stärke 95 %; Radius 1.5; Schwellenwert 1

      5 (5)Bilder, die ich bereits für das Web verkleinert und in der Auflösung verringert habe: Stärke 85 %; Radius 1; Schwellenwert 4

       Warum ich den Blendenvorwahlmodus empfehle

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      Im Prinzip haben wir die Sache mit den scharfen Fotos jetzt abgehandelt, aber es gibt immer noch ein paar Dinge, die ich Ihnen gleich vorab sagen möchte. Es geht also hoffentlich in Ordnung, dass ich diese beiden Seiten hier am Ende des Kapitels einfüge (ich werde übrigens nie erfahren, ob Sie damit einverstanden sind oder nicht, da es sich um ein Buch handelt, also muss ich davon ausgehen, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie scheinen insgesamt recht entspannt zu sein, also vielen Dank im Voraus). Wenn ich nicht mit Blitz fotografiere (hierbei müssen Sie aus den in Kapitel 6 besprochenen Gründen im manuellen Modus fotografieren), verwende ich immer den Blendenvorwahlmodus (meist ist dieser am Moduswahlrad der Kamera mit A oder Av gekennzeichnet). Am Blendenvorwahlmodus gefällt mir so gut, dass ich nur die gewünschte