Eine letzte Sache
(7) Denken Sie daran: Dies ist ein Praxisbuch. Ich vermittle Ihnen diese Tipps genau so, wie ich sie einem Fotokumpel geben würde. Das heißt, dass ich oft nur darauf eingehe, welchen Knopf Sie drücken, welche Einstellung Sie ändern oder wie Sie den Blitz positionieren müssen, ganz ohne mich in den ganzen technischen Erklärungen zu verlieren. Ich denke, sobald Sie die ersten tollen Ergebnisse mit Ihrer Kamera erzielt haben, werden Sie sich ohnehin eines dieser tiefgründigen Kamera- oder Blitzfotografiebücher kaufen, die alle technischen Details abhandeln. Dann werden Sie Begriffe wie »chromatische Aberration«, »Beugungsunschärfe« und »hyperfokale Distanz« kennenlernen. Ich hoffe inständig, dass mein Buch Ihre Fotoleidenschaft entfacht, indem es Ihnen zu den fotografischen Ergebnissen verhilft, die Sie sich schon immer gewünscht haben. Jetzt packen Sie Ihre Ausrüstung zusammen – es wird Zeit, dass wir zu unserem ersten Shooting aufbrechen.
Mit einem Stativ erhalten Sie »knackscharfe« Fotos
Es gibt keinen Spezialtrick für professionell scharfe Fotos – erst die Kombination aus mehreren Faktoren sorgt für »knackscharfe« Bilder. (Mit dem Attribut »knackscharf« beschreiben Berufsfotografen den ultimativen Schärfegrad. Leider sind wir nicht besonders gut darin, uns originelle Begriffe auszudenken.) Es gibt also eine Reihe von Dingen zu beachten, das Wichtigste ist aber der Einsatz eines Stativs. Wenn sich Profis von Amateuren durch eine Sache unterscheiden, dann ist es die Tatsache, dass Erstere sehr häufig mit Stativ fotografieren (sogar tagsüber). Ja, es macht mehr Arbeit, aber das ist die wichtigste Komponente, die Amateure vermissen lassen. Profis sind bereit, die ganzen Kleinigkeiten zu beachten, auf die die meisten Amateure verzichten. Das ist mit ein Grund dafür, warum ihre Fotos so aussehen, wie sie eben aussehen. Die einzige Aufgabe eines Stativs besteht darin, die Kamera ruhig und stabil zu halten. Allerdings sind manche Stative dafür weitaus besser geeignet als andere. Sparen Sie deshalb nicht an der Qualität. Immer wieder werden Sie Fotografen darüber diskutieren hören, denn mit billigen Stativen lässt sich die Kamera einfach nicht so gut ruhig halten. Deshalb sind sie ja so billig. Wenn Sie sich irgendwann beim Herumschleppen Ihres Stativs sagen: »Mann, dieses große Stativ nervt«, dann wissen Sie, dass Ihre Kaufentscheidung richtig war.
Ein Kugelkopf macht Ihnen das Leben leichter
Beim Kauf eines hochwertigen Stativs bekommen Sie in der Regel nur das Stativ selbst (also den Teil mit den Beinen). Den Stativkopf müssen Sie also extra kaufen. Ich empfehle Ihnen einen Kugelkopf – die sind toll, weil Sie die Kamera mit nur einem Hebel schnell, einfach und präzise in jedem beliebigen Winkel ausrichten können (ein Riesenvorteil). Das Beste ist, dass gute Kugelköpfe die Kamera fest arretieren, sodass sie nicht langsam in die eine oder andere Richtung rutscht, nachdem Sie Ihre Aufnahme eingerichtet haben (solange Kamera und Objektiv nicht zu schwer sind). Wie ein gutes Stativ ist auch ein guter Kugelkopf nicht billig, aber sobald Sie einen haben, werden Sie sich in ihn verlieben und ihn für viele Jahre behalten. Ich zeige Ihnen hier meinen Favoriten unter den preiswerten Modellen: Der BE-117 von Oben ist klein und leicht, aber auch überraschend solide, und er kostet nur rund 80 Euro (aktuell nur über ebay.de als US-Import erhältlich – schauen Sie sich ersatzweise Sirui-Modelle an, z. B. den E-10). Im Vergleich zu meinem absoluten Lieblingskugelkopf, dem BH-40 von Really Right Stuff, ist das ein Schnäppchen. Der kostet rund 480 Euro, aber ich habe ihn jetzt schon seit über 15 Jahren, und er funktioniert immer noch so gut wie am ersten Tag.
Und was tun Sie, wenn Sie kein Stativ nutzen können (weil zum Beispiel vor Ort Stative nicht erlaubt sind)? Falls es dort genug Licht gibt, brauchen Sie sich überhaupt keine Gedanken zu machen – fotografieren Sie einfach im Blendenvorwahlmodus mit der größten Blendenöffung (kleinste Blendenzahl), und Ihre Verschlusszeit wird so kurz ausfallen (wahrscheinlich höchstens 1/1000 Sekunde), dass Sie trotzdem eine scharfe Aufnahme erhalten, weil der Verschluss eben nur für 1/1000 Sekunde offen bleibt.
Drücken Sie nicht den Kameraauslöser
Okay, jetzt schleppen Sie also ein Stativ mit sich herum, und Ihre Fotos wirken viel schärfer. Noch nicht gestochen scharf, aber viel schärfer. Wie erreichen Sie den nächsten Schärfegrad? Indem Sie die Kamera nicht mehr anfassen. Ob Sie es glauben oder nicht: Wenn Sie den Auslöser drücken, erzeugt das eine leichte Erschütteung. Und die führt dazu, dass Ihre Fotos nicht mehr ganz scharf sind. Ich weiß, das klingt nach einer Kleinigkeit, aber die Auswirkungen sind stärker, als Sie glauben. Wegen dieses Verwacklungsproblems brauchen Sie eine Möglichkeit, die Kamera berührungslos auszulösen. Zum Glück gibt es da einige Optionen. Für die meisten Kameras erhalten Sie relativ kostengünstig eine Funkfernbedienung. Oder Sie bevorzugen die »alte Schule« und kaufen sich einen Kabelauslöser, den Sie mit Ihrer Kamera verbinden. Die Preise beginnen bei etwa 8 Euro (wie für den oben gezeigten Vello-Fernauslöser, den ich im Einsatz habe). Kabelauslöser sind also nicht nur bewährt (keine komplizierte Funkverbindung erforderlich), sondern auch preiswert. Es spielt keine Rolle, für welche Variante Sie sich entscheiden, achten Sie nur darauf, dass der Stecker des Kabels auch in Ihre Kamera passt.
Sie haben Ihren Fernauslöser vergessen? Dann nutzen Sie den Selbstauslöser
Wenn Sie keinen Kabel- oder Funkauslöser verwenden möchten oder wenn Sie bereits unterwegs sind und das entsprechende Zubehör vergessen haben (was mir schon oft passiert ist), dann ist der eingebaute Selbstauslöser Ihrer Digitalkamera eine gute Alternative. Ich weiß, normalerweise nutzen Sie diese Funktion, um selbst noch ins Bild sprinten zu können, aber überlegen Sie doch mal, was der Selbstauslöser eigentlich macht. Er löst selbst aus! Er erfüllt also so ziemlich die gleiche Aufgabe wie ein Fernauslöser, nämlich die direkte Erschütterung der Kamera durch das Drücken des Auslösers zu vermeiden. Sie brauchen nur rund zehn Sekunden zu warten (das ist meist die Standardeinstellung). Wenn Sie (so wie ich) nicht gerne warten, dann prüfen Sie doch mal, ob Sie diese Wartezeit bei Ihrer Kamera nicht auch verkürzen können. Ich habe sie bei mir auf zwei Sekunden herabgesetzt (siehe Menübild oben). Ich denke, zwei Sekunden sind lange genug, um jegliche Erschütterung durch Betätigen des Auslösers abklingen zu lassen.
Lösen Sie mit der Smartphone-App aus
Eine weitere Möglichkeit, bei Verwendung eines Stativs jegliche Erschütterung der Kamera zu vermeiden, bietet die kostenlose Smartphone-App Ihres Kameraherstellers. Damit können Sie Ihre Aufnahmen drahtlos direkt aus der App heraus machen. Nikon, Canon, Fuji, Sony und Olympus bieten allesamt kostenlose Apps an, mit denen Sie den Auslöser drahtlos bedienen und Verwacklungen vermeiden können. Da die meisten Kameras heutzutage WLAN an Bord haben, ist die Einrichtung ein Kinderspiel. Die Auslösung der Kamera mit Hilfe solcher Apps