Bist du religiös? Oder lebst du Nachfolge Jesu, die dich wirklich von allen religiösen Schranken frei macht? Aber wie soll eigentlich echte Nachfolge konkret und praktisch aussehen? Was erträumt sich Gott für uns, seine Kinder?
Um das zu ergründen, müssen wir verstehen, dass Gott ein guter Vater ist. Ein Vater möchte, dass wir in dem, was wir tun, erfolgreich sind. Er will uns motivieren. Er stärkt uns den Rücken. Er traut uns etwas zu.
Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass Jesus nicht gesagt hat: »Jetzt imitiert mich mal alle schön.« Nein, er hat gesagt, dass wir noch größere Dinge tun werden als er. Die Messlatte war doch schon hoch! Er hat sie noch mal höher gelegt: »Ich versichere euch: Wer an mich glaubt, wird dieselben Dinge tun, die ich getan habe, ja noch größere, denn ich gehe, um beim Vater zu sein« (Johannes 14,12).
Warum empfinden wir unser christliches Leben oft als so lahm und leer? Warum erleben wir keine Zeichen und Wunder? Warum tun wir alles, nur keine größeren Dinge als Jesus? Wo hakt es? Ich glaube, dass es die natürliche Konsequenz einer Herzensbeziehung zu Jesus ist, Zeichen und Wunder zu erleben. Ich gehe in Kapitel 4 »Risiken eingehen« noch etwas näher darauf ein. Hier schon einmal in Kürze: Wir sollen nach himmlischen Maßstäben leben, nicht nach irdischen. Wenn wir uns bekehren, dann werden wir eine neue Kreatur und haben eine neue Heimat. Wir werden in ein anderes Reich verpflanzt. Und dort gelten andere Gesetze. Wir übersehen das oft und wundern uns dann, warum wir uns als Christen in der Welt so fremd fühlen. Wie Fische auf dem Land. Gott will aber, dass wir im lebendigen Wasser schwimmen und uns frei bewegen. Seit dem Moment, als wir Jesus als unseren Heiland angenommen haben, sind wir Bürger seines Reiches. Das verändert alles! Dort erleben wir, dass Glaube Berge versetzen kann und dass wir mit unserem Gott über Mauern springen können. Es wird ein Prozess in Gang gesetzt, der unsere Gedanken erneuert. Wir denken nicht länger in menschlichen Grenzen, sondern fangen an, die himmlische Unbegrenztheit zu erfassen. Das alles passiert nicht von heute auf morgen, aber wenn unser Herz Jesus absolut vertraut, wenn wir durch den Prozess der Heiligung und Heilung gehen, dann werden wir nicht anders können, als ihm unser Alles zu weihen, und er wird nicht anders können, als uns sein Alles zu schenken.
»Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?« (Römer 8,32) – Bist du bereit, dich auf den Weg zu machen? Möchtest du Gottes Traum für dein Leben begreifen und ergreifen? Willst du die Privilegien und Verantwortungen, die damit einhergehen, in dein Leben integrieren?
Du bist befähigt!
Ich liebe folgende Bibelstelle, die so wunderbar aufzeigt, zu welch großer Aufgabe wir berufen sind:
Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt, um den Armen eine gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, um die zu heilen, die ein gebrochenes Herz haben, und zu verkündigen, dass die Gefangenen freigelassen und die Gefesselten befreit werden. Er hat mich gesandt, um ein Gnadenjahr des Herrn und einen Tag der Rache unseres Gottes auszurufen und alle Trauernden zu trösten. Er hat mich gesandt, um es den Trauernden zu ermöglichen, dass ihnen ein Kopfschmuck anstelle von Asche, Freudenöl anstelle von Trauerkleidern, und Lobgesang anstelle eines betrübten Geistes gegeben werde; und dass man sie »Eichen der Gerechtigkeit« und »Pflanzung zur Verherrlichung des Herrn« nennen kann. Dann werden sie die uralten Ruinen wieder herstellen, und was seit Langem verwüstet war, wieder aufrichten. Sie werden sowohl die vom Krieg zerstörten Städte wieder aufbauen als auch die Trümmer vergangener Generationen.
Jesaja 61,1-4
Wir sind dazu berufen, zu befreien und wiederherzustellen, was der Feind zerstört hat. Das ist Gottes Traum für dich und für mich. Dieser Traum hat unendlich viele Facetten und strahlt in den abwechslungsreichsten Farben. Jede von uns kann aufgrund ihrer ganz eigenen Lebensgeschichte, ihrer ganz speziellen Gaben und Stärken, Gottes Reich auf die Erde holen, indem sie die wunderbare Nachricht von Freiheit und Wiederherstellung in eine Welt trägt, die sich so nach Liebe sehnt.
Du hast eine Berufung. Gott träumt über deinem Leben. Du musst und sollst nicht orientierungslos dahinvegetieren. Du musst und sollst nicht irgendeinen Job machen, damit Geld aufs Konto fließt. Du musst und sollst nicht die Erwartungen deiner Eltern erfüllen; du ehrst deine Eltern dann am meisten, wenn du Gottes Willen tust. Jesus kam, um dich freizusetzen. Nicht nur für dich selbst, sondern damit du deinen Platz in dieser Welt einnehmen kannst. Das bedeutet ganz konkret, dass du den Ruf, den Jesus auf seinem Leben hatte (siehe Jesaja 61 und Lukas 4), auch für dein Leben ergreifst und dann mutig vorangehst.
Ich kann dir nicht sagen, wie genau deine Berufung aussieht. Aber du kannst dir einige Fragen stellen, die dir dabei helfen herauszufinden, welchen speziellen Traum Gott über deinem Leben träumt:
• Worüber weinst du?
• Wovon träumst du?
• Was bringt dich zum Tanzen?
• Was macht dich so richtig wütend?
• Welche Sehnsucht schlummert tief in dir?
Schreibe dir ganz mutig auf, welche Gedanken dir bei diesen Fragen in den Sinn kommen. Denke dabei daran, dass bei Gott nichts unmöglich ist (Lukas 1,37). Wenn er dich dazu berufen hat, dass du ihn mit Kunst verherrlichst, dann wird er auch dafür sorgen, dass du die richtigen Kontakte findest und versorgt bist. Wenn es deine Berufung ist, mit Kindern zu arbeiten, dann wird sich die richtige Tür zur richtigen Zeit auftun. Wichtig ist dabei immer, dass du auch deinen Part dazutust. Du kannst dich nicht einfach nur zurücklehnen und darauf warten, dass sich von selbst ein Weg ebnet. Du musst Risiken eingehen und aus dem sicheren Boot auf das Wasser steigen. Und du musst dich radikal heilen lassen (darüber mehr in den nächsten Kapiteln). Egal, wo du gerade in deinem Leben stehst – du kannst immer anfangen, praktische Schritte zu gehen. Erzähle anderen von deinem Traum, die auch an Jesu unbegrenzte Möglichkeiten glauben. Lass dir Feedback geben.
Dabei ist es wichtig, auch etwas über deine Gaben und Talente herauszufinden – denn sie passen in der Regel zu deiner Berufung. Vielleicht denkst du, du bist eine geborene Sängerin, kannst aber keinen Ton halten. Lass ehrliche und liebevolle Korrektur zu. Eventuell kann Gesangsunterricht dir weiterhelfen, vielleicht musst du Gott weiter fragen, was für dich dran ist. Gott träumt nicht nur, er befähigt auch. Und für viele Berufungen braucht es einfach bestimmte Begabungen.
Ich kann mich an ein Vorstellungsgespräch erinnern, bei dem ich mich für die Stelle einer Reiseverkehrskauffrau bewarb. Ich war noch recht jung, aber fest davon überzeugt, dass das genau der richtige Job für mich sei. Ich liebte das Reisen und war begeistert von verschiedenen Ländern und Kulturen. Eigentlich die besten Voraussetzungen für diese Arbeit, oder? Doch ich sollte bald merken, dass Leidenschaft alleine noch nicht ausreicht. Der Mann, der das Gespräch mit mir führte, wollte herausfinden, wie gut meine geografischen Kenntnisse sind, und so sollte ich ihm sagen, in welcher Himmelsrichtung Mallorca liegt und wo von dort aus das spanische Festland zu lokalisieren ist. Völlig überrumpelt versuchte ich etwas linkisch, mit meinen Fingern eine Landkarte auf den Tisch zu zeichnen, und als ich begann, die Himmelsrichtung mit »halt dort« zu umschreiben, war mir klar: Den Job kriege ich nicht.
Ich habe auch immer gedacht, dass ich die geborene Lobpreisleiterin bin. Zu Hause am Klavier schien es mir immer so einfach, aber wenn ich dann tatsächlich eine Gruppe anleiten sollte, fühlte ich mich überfordert. Ich spürte, dass ich mich trainieren lassen muss und dass mir das nicht einfach so in den Schoß fällt. Aber die Zeit für zusätzliches Training fehlte, sodass ich die Sache mit dem Lobpreisleiten erst einmal auf Eis gelegt habe. Das heißt nicht, dass ich mich nicht vielleicht irgendwann noch mal traue und weiterbilden lasse. Aber momentan ist es für mich nicht dran. (Der Traum mit der Reiseverkehrskauffrau hat sich dagegen schon lange erledigt.) Obwohl ich eine Leidenschaft für Lobpreis habe, Klavier spielen und singen kann, fühle ich mich nicht befähigt, den Lobpreis anzuleiten.
Im Reich Gottes spielt Exzellenz eine große Rolle. Das bedeutet nicht, dass wir alles perfekt machen müssen, aber es bedeutet, dass wir unser Bestes geben sollen.