AMPHITRYON:
Gut. Weiter. Während du den Weg verfolgtest –?
SOSIAS:
Setzt ich den Fuß stets einen vor den andern,
Und ließ die Spuren hinter mir zurück.
AMPHITRYON:
Was! Ob dir was begegnet, will ich wissen!
SOSIAS:
Nichts, Herr, als daß ich salva venia
Die Seele voll von Furcht und Schrecken hatte.
AMPHITRYON:
Drauf eingetroffen hier –?
SOSIAS:
Übt ich ein wenig
Mich auf den Vortrag, den ich halten sollte,
Und stellte witzig die Laterne mir,
Als Eure Gattin, die Prinzessin, vor.
AMPHITRYON:
Dies abgemacht –?
SOSIAS:
Ward ich gestört. Jetzt kömmt's.
AMPHITRYON:
Gestört? Wodurch? Wer störte dich?
SOSIAS:
Sosias.
AMPHITRYON:
Wie soll ich das verstehn?
SOSIAS:
Wie Ihr's verstehn sollt?
Mein Seel! Da fragt Ihr mich zu viel.
Sosias störte mich, da ich mich übte.
AMPHITRYON:
Sosias! Welch ein Sosias! Was für
Ein Galgenstrick, Halunke, von Sosias,
Der außer dir den Namen führt in Theben,
Hat dich gestört, da du dich eingeübt?
SOSIAS:
Sosias! Der bei Euch in Diensten steht,
Den Ihr vom Lager gestern abgeschickt,
Im Schlosse Eure Ankunft anzumelden.
AMPHITRYON:
Du? Was?
SOSIAS:
Ich, ja. Ein Ich, das Wissenschaft
Von allen unsern Heimlichkeiten hat,
Das Kästchen und die Diamanten kennt,
Dem Ich vollkommen gleich, das mit Euch spricht.
AMPHITRYON:
Was für Erzählungen?
SOSIAS:
Wahrhaftige.
Ich will nicht leben, Herr, belüg ich Euch.
Dies Ich war früher angelangt, als ich,
Und ich war hier, in diesem Fall, mein Seel,
Noch eh ich angekommen war.
AMPHITRYON:
Woher entspringt dies Irrgeschwätz? Der Wischwasch?
Ist's Träumerei? Ist es Betrunkenheit?
Gehirnverrückung? Oder soll's ein Scherz sein?
SOSIAS:
Es ist mein völl'ger Ernst, Herr, und Ihr werdet,
Auf Ehrenwort, mir Euren Glauben schenken,
Wenn Ihr so gut sein wollt. Ich schwör's Euch zu,
Daß ich, der einfach aus dem Lager ging,
Ein Doppelter in Theben eingetroffen;
Daß ich mir glotzend hier begegnet bin;
Daß hier dies eine Ich, das vor Euch steht,
Vor Müdigkeit und Hunger ganz erschöpft,
Das andere, das aus dem Hause trat,
Frisch, einen Teufelskerl, gefunden hat;
Daß diese beiden Schufte, eifersüchtig
Jedweder, Euern Auftrag auszurichten,
Sofort in Streit gerieten, und daß ich
Mich wieder ab ins Lager trollen mußte,
Weil ich ein unvernünft'ger Schlingel war.
AMPHITRYON:
Man muß von meiner Sanftmut sein, von meiner
Friedfertigkeit, von meiner Selbstverleugnung,
Um einem Diener solche Sprache zu gestatten.
SOSIAS:
Herr, wenn Ihr Euch ereifert, schweig ich still.
Wir wollen von was andern sprechen.
AMPHITRYON:
Gut. Weiter denn. Du siehst, ich mäß'ge mich.
Ich will geduldig bis ans End dich hören.
Doch sage mir auf dein Gewissen jetzt,
Ob das, was du für wahr mir geben willst,
Wahrscheinlich auch nur auf den Schatten ist.
Kann man's begreifen? reimen? Kann man's fassen?
SOSIAS:
Behüte! Wer verlangt denn das von Euch?
Ins Tollhaus weis ich den, der sagen kann,
Daß er von dieser Sache was begreift.
Es ist gehauen nicht und nicht gestochen,
Ein Vorfall, koboldartig, wie ein Märchen,
Und dennoch ist es, wie das Sonnenlicht.
AMPHITRYON:
Falls man demnach fünf Sinne hat, wie glaubt man's.
SOSIAS:
Mein Seel! Es kostete die größte Pein mir,
So gut, wie Euch, eh ich es glauben lernte.
Ich hielt mich für besessen, als ich mich
Hier aufgepflanzt fand lärmend auf dem Platze,
Und einen Gauner schalt ich lange mich.
Jedoch zuletzt erkannt ich, mußt ich mich,
Ein Ich, so wie das andre, anerkennen.
Hier stand's, als wär die Luft ein Spiegel vor mir,
Ein Wesen völlig wie das meinige,
Von diesem Anstand, seht, und diesem Wuchse,
Zwei Tropfen Wasser sind nicht ähnlicher.
Ja, wär es nur geselliger gewesen,
Kein solcher mürr'scher Grobian, ich könnte,
Auf Ehre, sehr damit zufrieden sein.
AMPHITRYON:
Zu welcher Überwindung ich verdammt bin!
– Doch endlich, bist du nicht ins Haus gegangen?
SOSIAS:
Ins Haus! Was! Ihr seid gut! Auf welche Weise?
Litt ich's? Hört ich Vernunft an? Untersagt ich
Nicht eigensinnig stets die Pforte mir?
AMPHITRYON:
Wie? Was? Zum Teufel!
SOSIAS:
Wie? Mit einem Stocke,
Von dem mein Rücken noch die Spuren trägt.
AMPHITRYON:
So schlug man dich?
SOSIAS:
Und tüchtig.
AMPHITRYON:
Wer