Ihr schlagt mir eine gute Faust, Gevatter.
MERKUR:
Ein Hieb von mittlern Schrot. Zuweilen treff ich
Noch besser.
SOSIAS:
Wär ich auch so aufgelegt,
Wir würden schön uns in die Haare kommen.
MERKUR:
Das wär mir recht. Ich liebe solchen Umgang.
SOSIAS:
Ich muß, jedoch, Geschäfts halb, mich empfehlen.
Er will gehn.
MERKUR: tritt ihm in den Weg. Wohin?
SOSIAS:
Was geht's dich an, zum Teufel?
MERKUR:
Ich will wissen,
Sag ich dir, wo du hingehst?
SOSIAS:
Jene Pforte
Will ich mir öffnen lassen. Laß mich gehn.
MERKUR:
Wenn du die Unverschämtheit hast, dich jener
Schloßpforte dort zu nähern, sieh, so rasselt
Ein Ungewitter auf dich ein von Schlägen.
SOSIAS:
Was? soll ich nicht nach Hause gehen dürfen?
MERKUR:
Nach Hause? sag das noch einmal.
SOSIAS:
Nun ja.
Nach Haus.
MERKUR:
Du sagst von diesem Hause dich?
SOSIAS:
Warum nicht? Ist es nicht Amphitryons Haus?
MERKUR:
Ob dies Amphitryons Haus ist? Allerdings,
Halunk, ist dies das Haus Amphitryons,
Das Schloß des ersten Feldherrn der Thebaner.
Doch welch ein Schluß erfolgt? –
SOSIAS:
Was für ein Schluß?
Daß ich hineingehn werd. Ich bin sein Diener.
MERKUR:
Sein Die –?
SOSIAS:
Sein Diener.
MERKUR:
Du?
SOSIAS:
Ich, ja.
MERKUR:
Amphitryons Diener?
SOSIAS:
Amphitryons Diener, des Thebanerfeldherrn.
MERKUR:
– Dein Name ist?
SOSIAS:
Sosias.
MERKUR:
So –?
SOSIAS:
Sosias.
MERKUR:
Hör, dir zerschlag ich alle Knochen.
SOSIAS:
Bist du
Bei Sinnen?
MERKUR:
Wer gibt das Recht dir, Unverschämter,
Den Namen des Sosias anzunehmen?
SOSIAS:
Gegeben wird er mir, ich nehm ihn nicht.
Mag es mein Vater dir verantworten.
MERKUR:
Hat man von solcher Frechheit je gehört?
Du wagst mir schamlos ins Gesicht zu sagen,
Daß du Sosias bist?
SOSIAS:
Ja, allerdings.
Und das aus dem gerechten Grunde, weil es
Die großen Götter wollen; weil es nicht
In meiner Macht steht, gegen sie zu kämpfen,
Ein andrer sein zu wollen als ich bin;
Weil ich muß Ich, Amphitryons Diener sein,
Wenn ich auch zehenmal Amphitryon,
Sein Vetter lieber, oder Schwager wäre.
MERKUR:
Nun, wart! Ich will dich zu verwandeln suchen.
SOSIAS:
Ihr Bürger! Ihr Thebaner! Mörder! Diebe!
MERKUR:
Wie du Nichtswürdiger, du schreist noch?
SOSIAS:
Was?
Ihr schlagt mich, und nicht schreien soll ich dürfen?
MERKUR:
Weißt du nicht, daß es Nacht ist, Schlafenszeit
Und daß in diesem Schloß Alkmene hier,
Amphitryons Gemahlin, schläft?
SOSIAS:
Hol Euch der Henker!
Ich muß den kürzern ziehen, weil Ihr seht,
Daß mir zur Hand kein Prügel ist, wie Euch.
Doch Schläg erteilen, ohne zu bekommen,
Das ist kein Heldenstück. Das sag ich Euch:
Schlecht ist es, wenn man Mut zeigt gegen Leute,
Die das Geschick zwingt, ihren zu verbergen.
MERKUR:
Zur Sach also. Wer bist du?
SOSIAS: für sich. Wenn ich dem Entkomme, will ich eine Flasche Wein Zur Hälfte opfernd auf die Erde schütten.
MERKUR:
Bist du Sosias noch?
SOSIAS:
Ach laß mich gehn.
Dein Stock kann machen, daß ich nicht mehr bin;
Doch nicht, daß ich nicht Ich bin, weil ich bin. Der einz'ge Unterschied ist, daß ich mich Sosias jetzo der geschlagne, fühle.
MERKUR:
Hund, sieh, so mach ich kalt dich.
Er droht.
SOSIAS:
Laß! Laß!
Hör auf, mir zuzusetzen.
MERKUR:
Eher nicht,
Als bis du aufhörst –
SOSIAS:
Gut, ich höre auf.
Kein Wort entgegn ich mehr, recht sollst du haben,
Und allem, was du aufstellst, sag ich ja.
MERKUR:
Bist du Sosias noch, Verräter?
SOSIAS:
Ach!
Ich bin jetzt, was du willst. Befiehl, was ich
Soll sein, dein Stock macht dich zum Herren meines Lebens.
MERKUR:
Du sprachst, du hättest dich Sosias sonst genannt?
SOSIAS:
Wahr ist's, daß ich bis diesen