Besorgnis auch erregst du mir, die ich,
So scherzhaft sie auch klingt, dir nennen muß.
Du weißt, daß ein Gesetz der Ehe ist,
Und eine Pflicht, und daß, wer Liebe nicht erwirbt,
Noch Liebe vor dem Richter fordern kann.
Sieh dies Gesetz, es stört mein schönstes Glück.
Dir möcht ich, deinem Herzen, Teuerste, Jedwede Gunst verdanken, möchte gern Nicht, daß du einer Förmlichkeit dich fügtest, Zu der du dich vielleicht verbunden wähnst. Wie leicht verscheuchst du diese kleinen Zweifel? So öffne mir dein Innres denn, und sprich, Ob den Gemahl du heut, dem du verlobt bist, Ob den Geliebten du empfangen hast?
ALKMENE:
Geliebter und Gemahl! Was sprichst du da?
Ist es dies heilige Verhältnis nicht,
Das mich allein, dich zu empfahn, berechtigt?
Wie kann dich ein Gesetz der Welt nur quälen,
Das weit entfernt, beschränkend hier zu sein,
Vielmehr den kühnsten Wünschen, die sich regen,
Jedwede Schranke glücklich niederreißt?
JUPITER:
Was ich dir fühle, teuerste Alkmene,
Das überflügelt, sieh, um Sonnenferne,
Was ein Gemahl dir schuldig ist. Entwöhne,
Geliebte, von dem Gatten dich,
Und unterscheide zwischen mir und ihm.
Sie schmerzt mich, diese schmähliche Verwechslung,
Und der Gedanke ist mir unerträglich,
Daß du den Laffen bloß empfangen hast,
Der kalt ein Recht auf dich zu haben wähnt.
Ich möchte dir, mein süßes Licht, Dies Wesen eigner Art erschienen sein, Besieger dein, weil über dich zu siegen, Die Kunst, die großen Götter mich gelehrt. Wozu den eitlen Feldherrn der Thebaner Einmischen hier, der für ein großes Haus Jüngst eine reiche Fürstentochter freite? Was sagst du? Sieh, ich möchte deine Tugend Ihm, jenem öffentlichen Gecken, lassen, Und mir, mir deine Liebe vorbehalten.
ALKMENE:
Amphitryon! Du scherzest. Wenn das Volk hier
Auf den Amphitryon dich schmähen hörte,
Es müßte doch dich einen andern wähnen,
Ich weiß nicht wen? Nicht, daß es mir entschlüpft
In dieser heitern Nacht, wie, vor dem Gatten,
Oft der Geliebte aus sich zeichnen kann;
Doch da die Götter eines und das andre
In dir mir einigten, verzeih ich diesem
Von Herzen gern, was der vielleicht verbrach.
JUPITER:
Versprich mir denn, daß dieses heitre Fest,
Das wir jetzt frohem Wiedersehn gefeiert,
Dir nicht aus dem Gedächtnis weichen soll;
Daß du den Göttertag, den wir durchlebt,
Geliebteste, mit deiner weitern Ehe
Gemeinen Tag' lauf nicht verwechseln willst.
Versprich, sag ich, daß du an mich willst denken,
Wenn einst Amphitryon zurücke kehrt –?
ALKMENE:
Nun ja. Was soll man dazu sagen?
JUPITER:
Dank dir!
Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubst.
Leb wohl, mich ruft die Pflicht.
ALKMENE:
So willst du fort?
Nicht diese kurze Nacht bei mir, Geliebter,
Die mit zehntausend Schwingen fleucht, vollenden?
JUPITER:
Schien diese Nacht dir kürzer als die andern?
ALKMENE:
Ach!
JUPITER:
Süßes Kind! Es konnte doch Aurora
Für unser Glück nicht mehr tun, als sie tat.
Leb wohl. Ich sorge, daß die anderen
Nicht länger dauern, als die Erde braucht.
ALKMENE:
Er ist berauscht, glaub ich. Ich bin es auch.
Ab.
Fünfte Szene
Merkur. Charis.
CHARIS: für sich. Das nenn ich Zärtlichkeit mir! Das mir Treue! Das mir ein artig Fest, wenn Eheleute Nach langer Trennung jetzt sich wiedersehn! Doch jener Bauer dort, der mir verbunden, Ein Klotz ist just so zärtlich auch, wie er.
MERKUR: für sich. Jetzt muß ich eilen und die Nacht erinnern, Daß uns der Weltkreis nicht aus aller Ordnung kommt. Die gute Göttin Kupplerin verweilte Uns siebzehn Stunden über Theben heut; Jetzt mag sie weiterziehn, und ihren Schleier Auch über andre Abenteuer werfen.
CHARIS: laut. Jetzt seht den Unempfindlichen! da geht er.
MERKUR:
Nun soll ich dem Amphitryon nicht folgen?
Ich werde doch, wenn er ins Lager geht,
Nicht auf die Bärenhaut mich legen sollen?
CHARIS:
Man sagt doch was.
MERKUR:
Ei was! Dazu ist Zeit. –
Was du gefragt, das weißt du, damit basta.
In diesem Stücke bin ich ein Lakoner.
CHARIS:
Ein Tölpel bist du. Gutes Weib, sagt man,
Behalt mich lieb, und tröst dich, und was weiß ich?
MERKUR:
Was, Teufel, kommt dir in den Sinn? Soll ich
Mit dir zum Zeitvertreib hier Fratzen schneiden?
Eilf Ehstandsjahr erschöpfen das Gespräch,
Und schon seit Olims Zeit sagt ich dir alles.
CHARIS:
Verräter, sieh Amphitryon, wie er,
Den schlechtsten Leuten gleich, sich zärtlich zeigt,
Und schäme dich, daß in Ergebenheit
Zu seiner Frau, und ehelicher Liebe
Ein Herr der großen Welt dich übertrifft.
MERKUR:
Er ist noch in den Flitterwochen, Kind.
Es gibt ein Alter, wo sich alles schickt.
Was diesem jungen Paare steht, das möcht ich
Von weitem sehn, wenn wir's verüben wollten.
Es würd uns lassen, wenn wir alten Esel
Mit süßen Brocken um uns werfen wollten.
CHARIS:
Der Grobian! Was das für Reden sind.
Bin ich nicht mehr im Stand? –
MERKUR: