Mich an, er darf dich nicht befrein, sein Haupt
Steht drauf. –
OTTOKAR: Er oder ich. – Fintenring!
(Er sieht sich um.) Nun
So helfe mir die Mutter Gottes denn.
(Er hängt einen Mantel um, der auf dem Boden lag.)
Und dieser Mantel bette meinem Fall.
(Er klettert in ein unvergittert Fenster.)
EUSTACHE:
Um Gotteswillen, springen willst du doch
Von diesem Turm nicht? Rasender! Der Turm
Ist funfzig Fuß hoch, und der ganze Boden
Gepflastert. – Ottokar! Ottokar!
OTTOKAR (von oben):
Mutter! Mutter! Sei wenn ich gesprungen
Nur still, hörst du? Ganz still, sonst fangen sie
Mich.
EUSTACHE (sinkt auf die Knie): Ottokar! Auf meinen Knieen bitte,
Beschwör ich dich, geh so verächtlich nicht
Mit deinem Leben um, spring nicht vom Turm.
OTTOKAR:
Das Leben ist viel wert, wenn mans verachtet.
Ich brauchs. – Leb wohl. (Er springt.)
EUSTACHE (steht auf): Zu Hülfe! Hülfe! Hülfe!
(Der Vorhang fällt.)
Fünfter Aufzug
Erste Szene
Das Innere einer Höhle. Es wird Nacht. Agnes mit einem Hute, in zwei Kleidern. Das Überkleid ist vorne mit Schleifen zugebunden. Barnabe. Beide stehen schüchtern an einer Seite des Vordergrundes.
AGNES:
Hättst du mir früher das gesagt! Ich fühle
Mich sehr beängstigt, möchte lieber, daß
Ich nicht gefolgt dir wäre. – Geh noch einmal
Hinaus, du Liebe, vor den Eingang, sieh,
Ob niemand sich der Höhle nähert.
BARNABE (die in den Hintergrund gegangen ist): Von
Den beiden Rittern seh ich nichts.
AGNES (mit einem Seufzer): Ach Gott!
– Hab Dank für deine Nachricht.
BARNABE: Aber von
Dem schönen Jüngling seh ich auch nichts.
AGNES: Siehst
Du wirklich nichts? Du kennst ihn doch?
BARNABE: Wie mich.
AGNES:
So sieh nur scharf hin auf den Weg.
BARNABE: Es wird
Sehr finster schon im Tal, aus allen Häusern
Seh ich schon Lichter schimmern und Kamine.
AGNES:
Die Lichter schon? So ists mir unbegreiflich.
BARNABE:
Wenn einer käm, ich könnt es hören, so
Geheimnis-still gehts um die Höhen.
AGNES:
Ach, nun ists doch umsonst. Ich will nur lieber
Heimkehren. Komm. Begleite mich.
BARNABE: Still! Still!
Ich hör ein Rauschen – wieder. – – Ach, es war
Ein Windstoß, der vom Wasserfalle kam.
AGNES:
Wars auch gewiß vom Wasserfalle nur?
BARNABE:
Da regt sich etwas Dunkles doch im Nebel. –
AGNES:
Ists einer? Sind es zwei?
BARNABE: Ich kann es nicht
Genau erkennen. Aber menschliche
Gestalten sind es – – Ah!
(Beide Mädchen fahren zurück. Ottokar tritt auf, und fliegt in Agnes' Arme.)
OTTOKAR:
O Dank, Gott! Dank für deiner Engel Obhut!
So lebst du Mädchen?
AGNES: Ob ich lebe?
OTTOKAR: Zittre
Doch nicht, bin ich nicht Ottokar?
AGNES: Es ist
So seltsam alles heute mir verdächtig,
Der fremde Bote, dann dein spät Erscheinen,
Nun diese Frage. – Auch die beiden Ritter,
Die schon den ganzen Tag um diese Höhle
Geschlichen sind.
OTTOKAR: Zwei Ritter?
AGNES: Die sogar
Nach mir gefragt.
OTTOKAR: Gefragt? Und wen?
AGNES: Dies Mädchen,
Die es gestanden, daß sie ins Gebirg
Mich rufe.
OTTOKAR (zu Barnabe):
Unglückliche!
AGNES: Was sind denn das
Für Ritter?
OTTOKAR (zu Barnabe): Wissen sie, daß Agnes hier
In dieser Höhle?
BARNABE: Das hab ich nicht gestanden.
AGNES:
Du scheinst beängstigt, Ottokar, ich werd
Es doppelt. Kennst du denn die Ritter?
OTTOKAR (steht in Gedanken):
AGNES: Sind sie –
– Sie sind doch nicht aus Rossitz? Sind doch nicht
Geschickt nach mir? Sind keine Mörder doch?
OTTOKAR (mit einem plötzlich heitern Spiel):
Du weißt ja, alles ist gelöst, das ganze
Geheimnis klar, dein Vater ist unschuldig. –
AGNES:
So wär es wahr –?
OTTOKAR: Bei diesem Mädchen fand
Ich Peters Finger, Peter ist ertrunken,
Ermordet nicht. – Doch künftig mehr. Laß uns
Die schöne Stunde innig fassen. Möge
Die Trauer schwatzen, und die Langeweile,
Das Glück ist stumm.
(Er drückt sie an seine Brust.)
Wir machen diese Nacht
Zu einem Fest der Liebe, willst du? Komm.
(Er zieht sie auf einen Sitz.)
In kurzem, ist der Irrtum aufgedeckt,
Sind nur die Väter erst versöhnt, darf ich