Gottes Wille für dein Leben. Emerson Eggerichs. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Emerson Eggerichs
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783961224562
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      Wird Gott unsere Bitten immer erfüllen? Johannes nennt einen Vorbehalt, nämlich dass unsere Bitte „seinem Willen entspricht“. Und wieder gilt: Gott sieht das Gesamtbild, und der Vater weiß es am besten!

      Die meisten von uns haben es vermutlich schon gehört: Gott ist Gott, wir sind es nicht. Doch wenn er nicht antwortet, heißt das nicht, dass es uns an Glauben mangelt oder dass wir ihm gleichgültig wären. Wir bedeuten ihm viel und wir besitzen genügend Glauben, doch in diesem Fall entspricht unsere Bitte nicht seinem Willen und den Zielen seines Gottesreiches.

      Eines ist sicher: Wir dürfen nicht behaupten, Gebet sei sinnlos. Schon die Propheten haben gebetet. Die Apostel im ersten Jahrhundert haben gebetet. Der Herr selbst hat gebetet und uns aufgetragen zu beten; und er ist auch ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass wir beten werden (vgl. Matthäus 6,9; Lukas 11,1–2). Wenn Gott also vermeintlich auf unsere Bitten hin schweigt, dann sollten wir seinem umfassenden Überblick über alle Dinge und Zeiten hinweg vertrauen.

      Gibt es Hoffnung, auch wenn unsere Bitten nicht erhört wurden?

      Gottes Schweigen im Blick auf unsere alltäglichen Entscheidungen kann auch bedeuten, dass wir die Freiheit haben, selbst nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Oft stehen wir vor einer Weggabelung und beten: „Lieber Herr, zeig mir, welchen Weg ich gehen soll.“ Doch wir erhalten keine eindeutige Führung. Dann kann das durchaus bedeuten, dass Gott uns die Wahl des Weges überlässt. Das soll jetzt nicht banal klingen, aber in gewisser Weise ist das wie bei diesen Kinderbüchern, bei denen man selbst entscheiden darf, wie das Abenteuer weitergeht.

      Gott macht es Freude, uns einen großen Freiraum für unser Denken und Handeln zu geben. So lesen wir zum Beispiel schon am Anfang der Schöpfung: „Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie dann heißen“ (1. Mose 2,19). Es ist ja schon wunderbar, dass Gott Adam die Freiheit gab, die Tiere selbst zu benennen. Er scheint auch neugierig darauf gewesen zu sein, „zu sehen, wie er sie nennen würde“.

      Eine etwas vereinfachende Analogie wäre die eines Autorennens. So ein Rennen beginnt an Punkt A und führt nach Punkt B. Innerhalb der festgelegten Regeln besitzen die Fahrer ein hohes Maß an Flexibilität. Wäre unser Leben ein Langstreckenrennen, so besäßen wir innerhalb dieser Welt, in der wir leben, uns fortbewegen und atmen, ein hohes Maß an Freiheit. Gott hat unserem Planeten zwar bestimmte Grenzen vorgegeben, doch wir besitzen die Wahl zwischen Tausenden von guten Optionen. Wir können hierhin oder dorthin steuern – je nach unseren Interessen, Fähigkeiten und Möglichkeiten.

      Bezüglich der Frage unserer persönlichen Präferenzen hat Gott diese Welt und sein Reich so gestaltet, dass wir mithilfe ganz unterschiedlicher Kriterien Entscheidungen treffen können: persönliche Meinungen (vgl. Römer 14,1), persönliche Einschätzungen (14,2), persönliche Bewertungen (14,14), persönliche Überzeugungen (14,22), persönliches Glücksempfinden (14,22) und persönlicher Glaube (14,23). Es gibt Grauzonen, mit denen sich der Apostel Paulus in Römer 14 befasst, die jedem Glaubenden ein hohes Maß an Wahlfreiheit lassen. In weiten Teilen unseres Alltagslebens – also in dem „Rennen“, das wir absolvieren – besitzen wir die Freiheit, unsere Schritte selbst zu lenken.

      Das Gleiche gilt für geistliche Begabungen. Gott schenkt jedem Glaubenden mindestens eine der neunzehn geistlichen Gaben, die in 1. Korinther 12, Römer 12, Epheser 4 und 1. Petrus 4 genannt werden. Paulus stellt in 1. Korinther 12,11 fest, dass Gott „wie er es will, jedem und jeder in der Gemeinde“ eine Gabe „zuteilt“. Mathematisch erstaunlich ist, dass Paulus sagt: „Es gibt verschiedene Gaben … Es gibt verschiedene Dienste … Es gibt verschiedene Wunderkräfte“ (1. Korinther 12,4–6). So sind die Möglichkeiten, die sich jedem Einzelnen bieten, nahezu unendlich. Wenn jemand die Gabe des Unterrichtens (eine der neunzehn Gaben) besitzt, so kann er Erwachsene oder Kinder unterrichten; und wenn er Erwachsene unterrichtet, so kann sein Unterricht unterschiedliche Wirkungsfelder haben: Der eine Mensch mit dieser Gabe wird Ehepaare schulen, ein anderer den richtigen Umgang mit Geld. Wer Kinder unterrichtet, kann ihnen von Gottes Liebe erzählen oder ihnen beibringen, wie man gut miteinander umgeht. Die „Wunderkräfte“, die hier wirken, sind nahezu unbegrenzt. Neunzehn geistliche Gaben können eingesetzt werden – und zwar in jeder Art von Dienst, an jedem Ort dieser Erde. Und an jedem dieser Orte gibt es wiederum eine beliebige Zahl an möglichen Wirkungen. Das ist ein exponentielles Wachstum. Damit möchte ich sagen: Gott gibt jedem Menschen, den er mit Gaben beschenkt, gleichzeitig eine schwindelerregende Freiheit, selbst zu entscheiden, wie er sie einsetzen möchte und welche Wirkung sie entfalten soll.

      Kommen wir auf meine Tochter Joy zurück. Sie hätte sich für den einen oder den anderen Weg entscheiden können. Sie hätte in Los Angeles bleiben oder nach Portland ziehen können. Solange sie sich an den vierfachen Willen Gottes hielt, besaß sie die Freiheit, sich gemäß ihren Wünschen, Begabungen und Überzeugungen zum Bleiben oder für’s Gehen zu entscheiden. Ich machte ihr deutlich, dass sie nicht die Stimme eines himmlischen Boten hören würde, der ihr verkündet: „So spricht der Herr: ‚Joy, zieh nach Portland, in die Eastside, in das Apartment A1 an der Ecke von River und Main Street, mit Blick nach Norden.‘“ Stattdessen besaß sie die Freiheit zu tun, was sie wollte und was ihr am besten und richtigsten erschien.

      Weil es keine Entscheidung über Gut und Böse war – auch wenn in beiden Städten schlimme Dinge passieren –, konnte sie unserer Organisation Love & Respect sowohl in Los Angeles als auch in Portland auf fruchtbare Weise dienen. Sie durfte entspannt bleiben, solange sie Gottes vierfachem Willen gehorchte. Man kann das vielleicht mit einer Bewertungsskala vergleichen, bei der es zehn gute Gründe für Los Angeles und zehn gute Gründe für Portland gibt. Joy konnte ihre eigene Bewertung durchführen und je nach Ergebnis an den Ort gehen, der ihr mehr zusagte.

      Unsere Wahlfreiheit im Blick auf die Ehe

      Warum bin ich so verwegen zu behaupten, Joy habe es freigestanden, sich zu entscheiden, wie sie wollte? Ich erkenne im Neuen Testament ein revolutionäres Prinzip. Es ging nicht um die Entscheidung für oder gegen einen Umzug, sondern um die persönliche Wahlfreiheit. Ein Beispiel dafür finden wir im Blick auf die Ehe. Im 1. Korintherbrief wendet sich Paulus an Witwen, die über ihren aktuellen Status unsicher waren. Paulus erklärt ihnen: „Solange ein Mann lebt, ist seine Frau an ihn gebunden. Wenn er aber stirbt, darf sie wieder heiraten, wen sie will. Nur sollte sie darauf achten, dass der neue Ehemann wie sie dem Herrn gehört“ (1. Korinther 7,39).

      Menschen, die einwenden, dass Frauen im ersten Jahrhundert nicht viel zu melden hatten, sollten diesen Worten aus der Heiligen Schrift Beachtung schenken. Eine Witwe durfte heiraten, wen sie wollte, solange er Christus verbunden war. Das war ihre Berufung. Sie konnte einen Judenchristen oder einen griechischen Christen heiraten. Sie konnte auch – wie Paulus – unverheiratet bleiben. Es gab für sie mehrere Optionen, von denen keine in sich falsch war. Sie durfte selbst aussuchen, auf welches Abenteuer sie sich einlassen wollte. Allerdings konnte sie nicht beides zugleich tun: erneut heiraten und unverheiratet bleiben. Und sie hätte nicht beide Männer gleichzeitig heiraten können. Unsere Rennstrecke hat äußere Begrenzungen. In diesem Fall wurde die Grenze so gezogen, dass der Mann, den sie möglicherweise heiraten wollte, ein Nachfolger Christi sein sollte. Häufig werden wir erleben, dass die Grenzen, die Gott setzt, für mehrere Verhaltensweisen Gültigkeit besitzen.

      Paulus bezog diese Lehre von der Wahlfreiheit nicht nur auf Witwen. Die Witwen dienten als ein Beispiel für die Gültigkeit dieser Lehre. In der Tat war dieser Freiheitsgedanke so revolutionär – angesichts der Tatsache, dass viele Juden aus der Unterdrückung der Gesetzlichkeit herausfanden –, dass manche Menschen daran erinnert werden mussten, welche Grenzen dieser bis dahin ungekannten Freiheit gesetzt waren. Gleichzeitig ermahnt Paulus die Christen in seinen Briefen immer wieder, dass sie diese Freiheit, die Gott ihnen im Blick auf ihre Lebensentscheidungen gibt, niemals ausnutzen sollten.

      Die Wahlfreiheit bedarf einer regelmäßigen Selbstprüfung

      Bedenken Sie die folgenden Bibelstellen:

      „Durch