Dringende Hilfe. DJ Jamison. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: DJ Jamison
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894360
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noch rasch zur Toilette gegangen, ehe er seine Sachen holen wollte.

      Trent stand an einem der Pinkelbecken mit seinem Schwanz in der Hand. Er hatte sich aber ein wenig von der Tür weggedreht, sodass Xavier nichts sehen konnte. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass der Mann vor ihm stand und seinen Schwanz in der Hand hielt.

      Xaviers Schuh quietschte auf dem Fliesenboden. Sein Schuh, nicht seine Stimme. Er würde bis zu seinem Lebensende an dieser Version der Geschichte festhalten.

      Trent sah auf und ihre Blicke begegneten sich im Spiegel.

      Verdammt. Mir ist einfach keine Pause vergönnt.

      Trent hatte den weißen Mantel abgelegt und sich umgezogen. Nun trug er Jeans, die seinen Hintern betonten und ein Henley-Shirt, das sich vorteilhaft an seinen Oberkörper schmiegte. Er sah verdammt gut aus. Eigentlich genauso gut wie im letzten Sommer in dem Nachtclub. Xavier fragte sich für einen Moment, ob Trent vorhatte, auszugehen. Es war ein Wochentag, aber davon ließen sich manche Leute nicht abhalten. Zum Teufel, vielleicht hatte Trent ja jede Nacht einen anderen Kerl. Bei dem Gedanken verkrampfte sich Xaviers Magen.

      Das Geräusch eines Reißverschlusses holte ihn aus der Abwärtsspirale seiner Gedanken, die er ohnehin nicht allzu genau erforschen wollte.

      „Ich wollte nur …“ Xavier deutete auf die Kabinen, drehte sich am Absatz um und eilte auf eine zu.

      Kaum dass er drinnen war, schlug er sich auf die Stirn. „Ich bin so dämlich“, flüsterte er, weil er nicht wollte, dass sein Ex dachte, er wäre verrückt genug, auf dem Klo Selbstgespräche zu führen. Er verdrehte die Augen, ermahnte sich in Gedanken, öffnete rasch seinen Reißverschluss und erledigte das Geschäft, das ihn hergeführt hatte.

      Als er die Tür öffnete, stand Trent direkt vor ihm.

      „Bist du für heute fertig?“, erkundigte er sich.

      Xavier nickte, weil ihm die Worte fehlten, als sein Blick über Trents Körper wanderte. Seine breiten Schultern und die starke Brust unterschieden sich so sehr von der Vergangenheit. Trents Shirt betonte seine Oberarme und Brustmuskeln und brachte seinen schlanken aber trainierten Körper gut zur Geltung.

      Sein selbstzufriedenes Lächeln machte deutlich, dass Xavier ihn nicht besonders unauffällig gemustert hatte.

      Er wartete darauf, dass Trent sich zur Seite bewegte, aber das tat er nicht. Ihre Blicke trafen sich und er betrachtete Xavier aufmerksam.

      „Kann ich etwas für Sie tun, Doktor?“, fragte er in seinem besten professionellen Tonfall.

      „Oh ja“, antwortete Trent, legte eine Hand in Xaviers Nacken und zog ihn zu sich. Xavier gelang es nicht, sich zu wehren. Er überließ Trent seinen Mund und atmete scharf ein, als dessen Lippen seine eigenen nach mehr als zehn Jahren zum ersten Mal wieder berührten. Es war neu, aber auch vertraut. Trent schmeckte noch genauso wie früher. Eine Erinnerung an Stunden, die sie nach dem gemeinsamen Lernen bei ihm oder bei Trent zu Hause küssend verbracht hatten, drängte an die Oberfläche. Meist war es Trents Haus gewesen, denn seine Eltern waren nicht oft da, und sie konnten ungehindert knutschen.

      Dieses flüchtige Bild von ihnen, umschlungen in Trents Kindezimmer, reichte aus, um Xavier wieder zur Vernunft zu bringen.

      Er zog sich zurück, obwohl seine Lippen vor Sehnsucht nach mehr Kontakt brannten.

      „Geh mit mir etwas trinken“, sagte Trent.

      „Ich kann nicht.“

      „Bitte, Xav. Gib mir eine Chance, es wiedergutzumachen.“

      Xavier unterdrückte ein Lachen. „Geht es darum? Für mich hat es eher danach ausgesehen, als wolltest du mir an meine Krankenpflegerwäsche gehen, Doktor.“

      Trent kicherte und sah selbst dann noch verlegen aus, als er Xavier von Kopf bis Fuß musterte. „Sogar dieses Zeug sieht an dir gut aus. Ich hätte es nicht für möglich gehalten.“

      Xavier lachte. „Tut es nicht. Der Kuss hat dir nur das Hirn vernebelt.“

      „Das kann ich nicht leugnen“, sagte er und der Klang seiner Stimme wurde tiefer und intimer. „Verdammt, du würdest jeden schwulen Mann durcheinanderbringen. Wie kommt es, dass du noch Single bist, Xavier?“

      Xavier verspannte sich. Er hatte sich von Trents Aussehen und seiner rauen Stimme ablenken lassen. Aber er würde nicht zulassen, dass das so weiterging.

      „Es liegt jedenfalls nicht daran, dass ich es nicht versuche“, erklärte er direkt. „Ich war seit dir mit vielen Männern zusammen, Trent. Und es werden noch mehr werden. Aber du und ich? Das ist vorbei.“

      Trents Augen blitzten auf und auch an diesen Blick erinnerte er sich von ihrem letzten Schultag. Trent war sauer.

      „Der Kuss hat etwas anderes gesagt.“

      „Wir müssen zusammen arbeiten“, sagte Xavier steif. „Ich schlage vor, du bleibst professionell, Doktor Cavendish. Wenn du auf der Suche nach einem Fickpartner bist, dann such ihn dir woanders.“

      „Ich bin nicht …“ Er brach ab, als Xavier endlich den Versuch aufgab, auf Abstand zu bleiben, und sich an Trent vorbeizwängte. „Verdammt, Xav! Es ist nicht fair, dass du unsere Jobs ins Spiel bringst.“

      „Das klingt nach Karma, oder?“, sagte Xavier, als er das Wasser anstellte und seine Hände unter den Strahl hielt. „Du hast mich deiner Karriere wegen verlassen und jetzt kannst du mich aus demselben Grund nicht zurückhaben.“

      „Ich glaube nicht, dass das auch nur ansatzweise der Grund ist.“

      „Glaub, was du willst, aber bleib professionell, okay? Ich will keine Beschwerde einreichen müssen.“

      Trent trat einen Schritt zurück und sah verletzt aus. Xavier beobachtete ihn im Spiegel, aber er drehte sich nicht zu ihm, um Blickkontakt herzustellen. Er seifte sich die Hände ein, spülte sie ab und trat zur Seite, um sie mit einem Papierhandtuch zu trocknen, als Trent wieder das Wort ergriff.

      „Das würdest du wirklich tun?“, fragte Trent und klang hilflos. „Ich versuche doch nur, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.“

      „Das behauptest du die ganze Zeit“, sagte Xavier und sah ihn endlich an. Er nahm all seine Selbstsicherheit zusammen und zuckte so beiläufig mit den Schultern, als würde ihn diese Unterhaltung nicht gerade innerlich zerreißen. „Du wirst einen Weg finden müssen, wie du das tun kannst, ohne mit mir zu schlafen.“

      ***

      Trent stand ausgehfertig in einer öffentlichen Toilette und sah Xavier hilflos nach. Sein Ex hatte ihn heftig abblitzen lasse. Er hatte ihn nicht nur zurückgewiesen, er hatte ihm verboten, auch nur zu versuchen, ihn zurückzugewinnen.

      Vielleicht war es ein Fehler gewesen, nach Ashe zu kommen. Er hatte auf einen Neubeginn mit Xavier gehofft. Ihm war klar, dass sie vielleicht nicht an die Liebesbeziehung anknüpfen konnten, die sie zwölf Jahre zuvor gehabt hatten, aber er hatte gehofft, wenigstens wieder gut mit ihm auszukommen.

      Xavier war nicht sein einziges Ziel gewesen, als er die Chirurgie verlassen und neu angefangen hatte, aber er war ein wesentlicher Anreiz. Was, wenn er den Operationssaal hinter sich gelassen hatte, ausgeglichener und weniger egoistisch geworden war, und am Ende doch allein blieb?

      Er konnte den Nachgeschmack von Xaviers Kuss noch immer auf seinen Lippen fühlen.

      Zu aufdringlich. Du warst wieder mal größenwahnsinnig, Cavendish.

      Nachdem er sich auch die Hände gewaschen hatte, verließ Trent den Waschraum. Er kam sich komisch vor, als er durch die Klinik ging und sich von den Mitarbeitern, die noch da waren, verabschiedete. Er konnte fühlen, wie sie seine lässige Kleidung musterten, die er sonst nie zur Arbeit trug.

      Die Schwester am Empfang kicherte. „Haben Sie heute Abend ein heißes Date, Doc? Sie sehen gut aus.“

      Trent blieb am Schalter stehen, um nicht unhöflich zu sein. Er überlegte, was er sagen sollte. Auf keinen