Dringende Hilfe. DJ Jamison. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: DJ Jamison
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894360
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glaube ich jetzt nicht …“ Xaviers Stimme versagte. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Emotionen an, die aus ihm heraussprudeln wollten. „Ich liebe meine Familie und sie brauchen mich. Was hat das alles für einen Sinn, wenn man die Menschen, die man liebt, einfach im Stich lässt?“

      „Aber du lässt mich im Stich, nicht wahr? Du lässt all deine Pläne im Stich. Unsere ganze Beziehung war eine Lüge. Alles, was wir einander versprochen hatten.“ Trent brach ab und fuhr sich frustriert durch die Haare. „Vergiss es einfach. Wenn du aussteigst, bin ich auch draußen.“

      „Komm schon, Trent, wir können doch für ein Jahr eine Fernbeziehung führen. Und dann vielleicht …“

      „Vielleicht?“, fauchte Trent. „Du stellst auch schon das nächste Jahr in Frage? Nein, Xavier. Genau so kommen Leute nie aus Kleinstädten raus. Ich werde nicht warten. Es ist jetzt oder nie.“

      „Ich schätze, dann ist es nie“, flüsterte Xavier.

      „Sieht so aus.“

      Xavier schüttelte die Erinnerung ab und steckte seine Sachen in einen Spind. Er musste sich auf wichtigere Dinge als Trents Verhalten konzentrieren. Er konnte immer schon sehr charmant sein, wenn er etwas wollte. Und er hatte sehr direkt gesagt, dass er mit Xavier Sex wollte, als er ihn vor Monaten in dem Nachtclub erkannt hatte. Aber Xavier würde sich nicht als bequemer Fick zur Verfügung stellen. Sich auf die Chance zu stürzen, wieder mit Trent zusammen zu sein, war unter seiner Würde.

      Der Mann war seine erste Liebe und seine längste, ernsthafteste Beziehung gewesen. Er hatte Xavier auch mehr verletzt als all die Typen, die danach gekommen waren und ihn fallengelassen hatten.

      Er hatte einfach verdammtes Pech mit Männern. Es war besser, sich auf die Krankenpflege zu konzentrieren.

      ***

      Trent beobachte, wie Xavier James davon ging. Ein Muster, das sich scheinbar wiederholte. Er hielt sich an der Geschichte fest, dass Xavier gegangen war. Aber Trent musste zugeben, dass er es war, der ihre Beziehung in einem Anfall von Zorn über Bord geworfen hatte. Er hatte sich betrogen gefühlt, als Xavier ihre Pläne, gemeinsam aufs College zu gehen, durcheinander gebracht hatte. Er war zu dieser Zeit bis zur Besessenheit auf seine Zukunft ausgerichtet gewesen und im Rückblick war ihm selbst das Aufrechthalten einer Beziehung mit jemandem zu Hause unmöglich erschienen.

      Er war achtzehn und unreif gewesen. Er hatte Prioritäten wie Familie nicht verstanden, weil sein Elternhaus eine kalte, leere Hülle gewesen war. Mit Eltern, die lieber reisten, als ihre Zeit mit einem Teenager zu verbringen. Sie waren schon Nestflüchter gewesen, als er das Nest noch gar nicht verlassen hatte.

      Xavier sah gut aus. Er war viel konservativer gekleidet als er es im Club gewesen war, und er hatte eine andere Frisur. Statt Locken, die beinahe schon ein Afro waren, hatte er nun Dreadlocks. Wenn man bedachte, wie dicht sein Haar gewesen war, hatte er es in kurzer Zeit auf eine ganz beachtliche Länge gebracht. Auch mit dem veränderten Aussehen und ohne Spitze und Lippgloss fand Trent ihn verdammt attraktiv.

      Insofern Xavier nicht ein wenig auftaute, würde es die reine Folter sein, Woche für Woche neben ihm arbeiten zu müssen. Wenn er ihn nur dazu überreden könnte …

      „Doktor?“, unterbrach Hayleigh seine Gedanken. „Der Patient in Untersuchungsraum 2 ist dran.“

      Er nickte und kam wieder in die Gänge. „Ich bin gleich da.“

      Er schob seine Bedenken in Hinblick auf Xavier vorsichtig zur Seite und konzentriere sich auf seine Arbeit. Denn sie war wichtig. Die Patienten, die in die Poliklinik kamen, hatten oft keine regelmäßige medizinische Versorgung. Deshalb war es unbedingt nötig, dass Trent bei den Untersuchungen besonders aufmerksam war. Denn ohne Vorsorgeuntersuchungen, konnte er leicht tiefer liegende gesundheitliche Probleme übersehen.

      Wenn er ehrlich war, hatte er nicht gedacht, dass ihm der Job besonders Spaß machen würde. Er hatte ihn als Ausweg aus einem Leben gesehen, in dem er sich auf die ganz falschen Dinge konzentriert hatte. Aber die Arbeit im Ambulatorium ließ ihn mit einer ganz neuen Wertschätzung an die Zeiten denken, als Xavier über seine Träume gesprochen hatte, mehr weitreichende Versorgungsarbeit in die Gemeinde zu bringen. Selbst mit ‚Medicaid‘ und anderen staatlichen Gesundheitskonzepten, gab es Lücken in Flächendeckung und Erreichbarkeit. Es würde immer Leute geben, die durch das Raster fielen.

      Trent schob den Vorhang zur Seite, betrat Untersuchungsraum 2 und lächelte die Frau mittleren Alters an, die an dem Tisch saß.

      „Wo liegt denn das …“

      Ein heftiges, rasselndes Husten unterbrach ihn.

      „Ah, ich sehe schon“, sagte er sanft. „Wie lange geht das schon so?“ Er schnappte sich einen Hocker mit Rädern und rollte herüber, während er Hayleighs Aufzeichnungen über die Symptome checkte. Dann machte er sich an die Arbeit, die ebenso bedeutend war wie Chirurgie.

      Manchmal juckte es ihn in den Fingern, weil er es vermisste, ein Skalpell zu halten, aber damit konnte er leben. Seelisch ging es ihm so viel besser damit, Leuten zu helfen, ohne die Belohnung eines sechsstelligen Einkommens und die Anerkennung für eine neue Operationstechnik.

      Die Rückkehr nach Ashe hatte ihm noch nicht annähernd alles gebracht, was er wollte. Aber es war die richtige Entscheidung gewesen, dessen war er sich sicher.

      ***

      Hayleigh hielt Xavier auf Trab. Sie wogen Patienten ab, überprüften ihren Puls und ihren Blutdruck. Sie machten Notizen über ihre gesundheitlichen Sorgen und gaben sich Mühe, ein wenig gründlicher zu sein, als Xavier es von seinen eigenen Arztbesuchen in Erinnerung hatte. Als er sie darauf ansprach, betonte Hayleigh, dass ihre Patienten keinen Hausarzt hatten. Da sie keinen regelmäßigen Zugang zu medizinischer Versorgung hatten, mussten auch die schwächsten Symptome sorgfältig notiert werden.

      Das war einleuchtend. Es machte Xavier ein wenig traurig, dass Menschen in Zeiten wie diesen ohne Vorsorge auskommen mussten, von der ihr Überleben abhängen konnte. Für viele von ihnen würde eine ernste Diagnose wie Krebs viel zu spät kommen, um ihr Leben noch retten zu können. Er hatte das bei seinem eigenen Vater erlebt, was einer der Gründe war, warum er in dieser Klinik arbeiten wollte. Gemeindevorsorge war sein Schwerpunkt geworden, weil sein Vater nur drei Monate nach einer Krebsdiagnose gestorben war, als Xavier acht Jahre alt war. Tyrel James hatte es immer aufgeschoben, zum Arzt zu gehen, bis er in einem wirklich schlimmen Zustand war. Doch da war es schon zu spät. Das war einer der Gründe, warum Xavier ursprünglich Arzt werden wollte. Damit er dieses Schicksal dem Vater eines anderen kleinen Jungen vielleicht ersparen könnte.

      Nach seinem Schulabschluss hatte seine Familie ihn gebraucht und sie brauchte ihn immer noch. Er hatte ohnehin nicht die finanziellen Mittel, um Medizin zu studieren. Seine Oma hatte zwar ein wenig Geld für seinen Collegebesuch angespart, aber es war nicht annähernd genug. Er hatte nicht geschafft, sich für das Stipendium zu qualifizieren, das er unbedingt gebraucht hätte, und er war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt so viel an Darlehen hätte auftreiben können, um ein Studium zu finanzieren.

      Er hatte diese Bedenken damals aber nicht mit Trent geteilt, denn als sein Ex damit begonnen hatte, Xaviers Familie zu beleidigen, hatte er ihm nicht noch mehr Munition liefern wollen. Geld hin oder her, Xavier hätte sich immer für seine Familie entschieden.

      Er brachte auf Hayleighs Anweisung noch eine Urinprobe ins Labor und beendete seine Schicht, ohne Trent noch einmal über den Weg zu laufen.

      Ein Glück, denn er würde eine Zusammenarbeit mit Trent sehr viel besser bewältigen, wenn ihre Interaktion auf ein Minimum beschränkt blieb.

      Ihre erste Begegnung im Club hatte ihn bereits aus der Bahn geworfen. Er war so durch den Wind gewesen, dass er eine Woche später sogar versucht hatte, bei seinem Mitbewohner zu landen, weil er gehofft hatte, Trent so aus dem Kopf zu bekommen. Dabei hatte er fast seine Freundschaft mit Zane aufs Spiel gesetzt, und er würde Trent keinesfalls noch einmal erlauben, ihn so durcheinander zu bringen.

      In seiner