Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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verwenden? Der Anblick des Saftes, der aus dem erhitzten Holz austritt, tut mir in der Seele weh, Richard. In der Tat, es ziemt dem Besitzer so ausgedehnter Waldungen wie der meinigen, achtzuhaben, welch ein Beispiel er den Leuten gebe, da sie ohnehin nur zu bereitwillig sind, die Wälder abzuholzen, als ob des Schatzes kein Ende zu finden wäre und der Forst keine Grenze hätte. Wenn es so fortgeht, ist in zwanzig Jahren das Brennmaterial aufgebraucht.«

      »Das Brennmaterial in diesen Bergen aufgebraucht, Vetter Duke?« rief Richard spottend. »Was du nicht für ein herrlicher Prophet bist! Ebensogut könntest du sagen, die Fische unseres Sees würden aus Wassermangel sterben, weil ich willens bin, mit Beginn des Frühjahrs ein paar der Quellen durch Deiche nach dem Dorf zu führen. Aber du hast immer etwas ungereimte Begriffe von solchen Dingen, Marmaduke.«

      »Ist es eine Ungereimtheit«, entgegnete der Richter mit vielem Ernst, »einen Mißbrauch zu verdammen, der diese Edelsteine des Waldes, diese köstlichen Gaben der Natur, diese Fundgruben des Wohlstands und des Reichtums zu einem gewöhnlichen Brennmaterial herabwürdigt? Ich will daher, sobald der Schnee weg ist, Leute ausschicken und in den Bergen nach Steinkohlen graben lassen.«

      »Steinkohlen?« wiederholte Richard: »Und wer, zum Teufel, meinst du, wird nach Kohlen graben, wenn man, bis man auf einen Scheffel davon stößt, mehr Baumwurzeln findet, als man in einem Jahr verbrennen kann? Pah, pah, Marmaduke; überlaß derartige Dinge mir, als einem Manne, der einen angeborenen Takt dafür hat. Ich habe heute dieses Feuer anzünden lassen, damit das Blut meines hübschen Bäschens durch etwas Edleres erwärmt werde.«

      »Nun, diesen Grund laß’ ich als Rechtfertigung gelten«, sagte der Richter. – »Aber, meine Herren, wir lassen auf uns warten. Elisabeth, liebes Kind, setze dich oben an den Tisch; ich sehe, Richard will mir die Mühe des Vorschneidens ersparen, da er für sich unten hat decken lassen.«

      »Allerdings habe ich das im Sinn«, sagte Richard. »Hier ist ein Truthahn zu zerlegen, und ich schmeichle mir, daß ich einen Truthahn, eine Gans oder etwas der Art so gut als einer zu tranchieren verstehe. Herr Grant! wo ist Herr Grant? Wollen sie so gut sein und das Gebet sprechen, Sir? Ah, es ist schon alles wieder kalt. Man darf bei diesem Wetter nur etwas vom Feuer nehmen, so ist es in fünf Minuten schon gefroren. Herr Grant, das Tischgebet: ›Für alles, was uns Gott gnädig beschert, wolle er uns mit aufrichtigem Dank erfüllen.‹ Setzen Sie sich, setzen Sie sich, meine Herren. Willst du Flügel oder Brust, Bäschen Elisabeth?«

      Aber Elisabeth hatte sich weder niedergesetzt noch war sie bereit, Flügel oder Brust anzunehmen. Ihre lachenden Augen musterten das Arrangement der Tafel sowie Art und Auswahl der Speisen, bei welchem Geschäft sie bald mit dem Blick ihres Vaters zusammentrafen, der lächelnd sagte:

      »Du siehst, mein Kind, wie sehr wir Remarkable für ihre Geschicklichkeit in der Haushaltung verpflichtet sind; sie hat uns in der Tat einen köstlichen Imbiß aufgetischt, der wohl imstande ist, das Knurren des Magens zu beschwichtigen.«

      »Ist nur meine Pflicht«, versetzte Remarkable, »indes freut es mich, den Richter zufrieden zu sehen. Ich fürchtete freilich, Sie möchten die Tafel etwas zu überladen finden; ich dachte aber, bei Elisabeths Heimkehr könnte ich nicht weniger tun, um ihr den Eintritt ins Haus recht angenehm zu machen.«

      »Meine Tochter ist nun erwachsen und von diesem Augenblick an Herrin in meinem Hause«, entgegnete der Richter. »Ich finde es daher in der Ordnung, daß jegliche Person, die unter meinem Dache lebt, sie als Miss Temple anredet.«

      »Wie Sie befehlen«, rief Remarkable, ein wenig erschrocken, »aber wer hat je ein so junges Frauenzimmer Miss nennen hören? Wenn der Richter noch eine Frau hätte, so fiele es mir nicht ein, sie anders als Mistress Temple zu nennen, aber –«

      » – Da ich jetzt nur noch eine Tochter habe, so wißt Ihr nun, wie Ihr in Zukunft mit ihr sprechen müßt«, fiel ihr Marmaduke ins Wort.

      Da der Richter bei diesen Worten allen Ernstes mißvergnügt aussah und bei derartigen Anlässen etwas eigentümlich Gebieterisches in seinen Mienen lag, so hielt es die kluge Haushälterin für das geratenste zu schweigen. Nun trat auch Herr Grant ins Zimmer, und die ganze Gesellschaft hatte bald am Tisch Platz genommen. Da das Arrangement der Tafel ganz in dem landesüblichen Geschmack jener Zeit und Gegend gehalten war, so wollen wir versuchen, eine kurze Beschreibung dieses Festmahls zu geben.

      Das Tafelzeug bestand aus der schönsten Damastleinwand, und Teller und Schüsseln waren echtes chinesisches Porzellan – ein in dieser frühen Periode des amerikanischen Handels wirklich kostbarer Luxusartikel. Die Messer und Gabeln vom feinsten polierten Stahl waren mit Heften vom reinsten Elfenbein versehen. Soweit verriet alles nicht nur den Reichtum, sondern auch den Geschmack des Richters. Was jedoch den Inhalt der verschiedenen Schüsseln und deren Aufstellung betraf, so blieben diese ausschließlich Remarkables Weisheit überlassen. Vor Elisabeth stand ein großer gebratener Truthahn, während Richard einen gekochten Vogel derselben Spezies vor sich hatte. Im Mittelpunkt der Tafel befanden sich ein paar schwere silberne Aufsätze, von vier Platten umgeben, deren eine ein Frikassee von grauen Eichhörnchen, eine andere gebackenen Fisch, die dritte Fisch in Soße und die letzte Wildbretschnitten enthielt. Zwischen diesen Gerichten und den Truthühnern stand auf der einen Seite eine ungeheure Porzellanplatte mit Schwarzwildbret und auf der anderen eine köstliche Schöpsenkeule. Unter dieser Menge von Fleischsorten waren alle Arten von Gemüse, welche das Land und die Jahreszeit boten, aufgestellt. Die vier Enden der Tafel waren mit Kuchentellern garniert. Der eine enthielt eine mit wunderlichen Figuren hoch aufgeputzte Masse, welche ›Nußkuchen‹ hieß; ein anderer war mit einer schwarz aussehenden Substanz besetzt, die ihre Farbe wohl einer Beimischung von Sirup verdankte, und ›Süßkuchen‹ genannt wurde, – ein Lieblingsgericht in Remarkables Kränzchen; der dritte beherbergte das, was sie als ›Pfefferkuchen‹ betitelte, und auf dem vierten präsentierte sich eine Substanz von ziemlich verdächtiger Farbe, die von der großen Anzahl Rosinen, die allenthalben ihre bräunlichen Bäuche in die Höhe reckten, den Namen ›Fruchtkuchen‹ erhalten hatte. Neben diesen Gerichten standen Schalen mit einer dicken Flüssigkeit von etwas zweideutiger Färbung, aus der kleine, schwarze Brocken von einer Substanz, die sich nur mit sich selbst vergleichen ließ, hervorsahen – eine Komposition, welche Remarkable ›Eingemachtes‹ betitelte. Vor jedem der mit dem Boden nach oben gekehrten Teller, welche den zierlich in Kreuzform gelegten Bestecken zur Unterlage dienten, befand sich ein anderer von geringerem Umfang, auf dem sich je eine scheckige Pastete befand, die mit dreieckigen Äpfelschnitzchen, Fleischschnitten, Puddingmasse, Brombeeren und Eierrahm gefällt war und mit dem übrigen Arrangement ein prunkvolles Ganzes bildete. In die noch freien Stellen waren Branntwein-, Rum-, Wacholder-und Weinflaschen, nebst einigen Krügen mit Zider, und eine mit dem dampfenden Naß des ›Flip› gefüllte Bowle eingeschoben. Ungeachtet des Umfangs der Tafel war kaum ein Fleckchen des reichen Damastes zu sehen, so sehr drängten sich die Schüsseln mit ihren verbündeten Flaschen, Platten und Schalen. Dieser Überfluß konnte jedoch nur auf Kosten der Ordnung und der Eleganz zur Schau gestellt werden.

      Alle Gäste mitsamt dem Wirt schienen in dem Beschriebenen lauter bekannte Gerichte zu finden; denn jeder begann mit einem Appetit zu essen, der Remarkables Geschmack und Geschicklichkeit zur hohen Ehre gereichte. Zwar mochte dies bei dem Deutschen und bei Richard ein wenig auffallen, da sie unmittelbar vorher, ehe sie dem Richter entgegenfuhren, einen kräftigen Imbiß zu sich genommen hatten; doch Major Hartmann war gewohnt, sich bei seinen Ausflügen an keine Regel im Essen und Trinken zu halten, und Herr Jones betrachtete es als eine Ehrensache, dem Gast in allem, was er tat, treulichen Beistand zu leisten. Der Wirt schien es für nötig zu halten, sich wegen der Aufwallung, die er bei Gelegenheit der unwürdigen Verwendung des Zuckerahorns kundgegeben hatte, einigermaßen zu entschuldigen, und als er die ganze Gesellschaft emsig mit ihren Gabeln und Messern beschäftigt sah, bemerkte er:

      »Es ist erstaunlich, von welcher Zerstörungswut die Ansiedler gegen die edlen Bäume dieser Gegend besessen sind, Monsieur Le Quoi, wie Sie ohne Zweifel selbst auch bemerkt haben. So sah ich einmal einen Mann eine Fichte fällen, weil er eines Zaunpfahls bedurfte, wozu ein Ast aus der Krone gereicht haben würde; das übrige rollte er in eine Kluft, wo es jetzt verfaulen darf, obgleich ihm der Stamm auf dem Markt zu Philadelphia wohl zwanzig Dollar eingebracht hätte.«

      »Und