Introduction
Origins
Spiritual Conflict in Practice
Frontiers That Need Ongoing Exploration
Meinem Vater Heinrich Rust in Dankbarkeit gewidmet
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
mit Ernst er’s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.
Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit’ für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott,
das Feld muss er behalten.
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nicht,
das macht, er ist gericht’.
Ein Wörtlein kann ihn fällen.
Aus: Ein feste Burg ist unser Gott
Martin Luther 1529
Vorwort
Zuerst einmal: Dies ist ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit. Heinrich Christian Rust versucht, dem Phänomen des Bösen auf die Spur zu kommen. Und zwar nicht sensationsheischend oder spekulativ, sondern aus einer geistlich-theologischen Verantwortung heraus.
Dabei spannt er den Bogen weit: Ausgehend von einem geistesgeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Abriss der verschiedenen Versuche, das Böse zu verstehen und zu deuten, über die gegenwärtige innerevangelikale Diskussion um die Fragen der so genannten »geistlichen Kampfführung« bis hin zu praktischen Ratschlägen für das Befreiungsgebet für Menschen, die unter den zerstörerischen Einfluss dämonischer Mächte geraten sind.
Deutlich wird dabei das ehrliche Bemühen, den verschiedenen Meinungen und Ansätzen gerecht zu werden, ohne die eigene Position zu verleugnen. Das ist wohltuend.
Wohltuend ist auch, dass im Hintergrund der ganzen Darstellung die Überzeugung zu spüren ist, dass Gott in Jesus den Sieg über das Böse und den Bösen schon längst errungen hat. Diese Gewissheit nimmt alle Überlegungen aus der halb-düsteren Atmosphäre von Neugier und ängstlichem Schauer heraus. Aus allen Ecken und Enden strahlt das helle Licht der Auferstehung von Jesus, die die Grundlage des Sieges über alle Gewalt des Teufels in seinen verschiedenen Formen und Fratzen ist. Diese Siegesgewissheit garantiert, dass wir es hier mit einer wahrhaft evangelischen, also dem Evangelium entsprechenden Darstellung zu tun haben.
Ein weiterer hilfreicher Aspekt bei diesem Buch ist, dass Heiner Rust in sich beides vereint: Die persönliche Erfahrung bei der Befreiung von dämonisch belasteten Menschen und die geisteswissenschaftlich-theoretische Reflexion. Das macht dieses Buch lesenswert sowohl für den Theologen, der um ein Weltbild ringt, das den Realitäten des multi-religiösen 21. Jahrhunderts angemessen ist, als auch für den Pastoren und Seelsorger, der mit den Nöten, Ängsten und Bedrängnissen der Menschen direkt konfrontiert wird.
»Und wenn die Welt voll Teufel wär …« – dieses Zitat aus dem bekannten Reformationslied fasst die glaubensvolle Weite und die seelsorgerische Konkretheit dieser Darstellung von Heiner Rust zusammen.
Ich wünsche diesem Buch eine weite Verbreitung. Es ist sicher nicht das letzte Wort, aber doch ein wesentlicher und unentbehrlicher Beitrag zu einer Diskussion, der wir in der Christenheit nicht länger ausweichen sollten.
Roland Werner, Marburg
Einleitung
Unerwartete Begegnungen
Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein. Johannes 8,36
Eigentlich habe ich mich nie sonderlich für den Teufel und seine Machenschaften interessiert. Irgendwie hatte ich auch den Eindruck, dass es für mich gefährlich werden könnte, obwohl ich in einem christlichen Elternhaus groß geworden bin. Aber komisch war es doch: Da bekam ich als kleiner Junge ein wunderschönes Kasperle-Theater geschenkt. Natürlich waren auch die putzigen Handpuppen dabei: Allen vorweg Kasperl, und dann der Polizist, die Gretel, ein Krokodil und schließlich ein grimmig dreinschauendes Teufelchen. Man schlüpfte einfach in die Puppen hinein und spielte mit ihnen. Kann und darf man eigentlich mit dem Teufel spielen? Klar, es war ja nur eine Plastikfigur meines Kasperletheaters – und dennoch, gerne habe ich mit dem Teufel nicht gespielt. Meist blieb er in der Ecke liegen.
Denke ich an die Predigten, die meine Kinder- und Jugendzeit geprägt haben, so war auch hier der Teufel »kein Thema«. In unserer kleinen Baptistengemeinde ging ich gerne zum Gottesdienst, und schon früh hörte ich aufmerksam zu, wenn die Pastoren das Wort Gottes verkündigten. Und dann gab es ja auch noch die speziellen Kindergottesdienste und Jungschargruppen. Schon bald hatte ich den Eindruck, dass ich die biblischen Geschichten von Jesus alle gut kannte. Vom Teufel und den Dämonen wurde – so weit ich mich erinnern kann – so gut wie gar nicht gesprochen. Alles lief nach dem Motto: »Wir halten uns an Jesus Christus! Mit diesen anderen Dingen wollen wir nichts zu tun haben!« – Man wusste wohl vom Widersacher Gottes, aber man sprach