Watch Dogs: Legion – Tag Null. Josh Reynolds. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Josh Reynolds
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966584173
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musterte ihn. »Es ist drei Monate her, seit wir dich rekrutiert haben. Was hast du gelernt?«

      Er starrte sie ausdruckslos an, denn er hatte keine Ahnung, worauf sie abzielte. »Ich weiß genug, schätze ich. Ich meine, ich weiß, was mir gesagt wurde. Widerstand, richtig?«

      »Und was hat man dir gesagt?« Liz winkte ab. »Schon gut. Ich gebe dir einen Crashkurs, Neuer. DedSec ist dezentralisiert. Weißt du, was das bedeutet?«

      »Ich bin kein Idiot.«

      »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«

      »Es bedeutet, dass niemand das Sagen hat – oder vielleicht alle. Es gibt keinen Anführer. Keine Richtlinien. Wir improvisieren und hoffen, es nicht zu schlimm zu verbocken.«

      »Knapp und korrekt zusammengefasst. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für dich.« Liz drehte sich um. »Aber dezentralisiert bedeutet nicht anarchistisch. Einzelne Zellen arbeiten zusammen, oftmals aus der Ferne. Hauptsächlich, was Informationen angeht.«

      Olly runzelte die Stirn. »Wie das, was ich für Krish abgeholt habe.«

      »Ganz genau.« Liz hielt inne. »Information ist Macht. Wir sammeln sie. Horten sie. Aber nicht alles, was wir bekommen, ist von DedSec-Agenten. Tatsächlich sogar das Wenigste.«

      Sie zog ihr Optik heraus und berührte es. Auf einem der Bildschirme erschien ein Fahndungsfoto. Olly erkannte den Mann, der erschossen worden war. Sie hatte ihn Alex genannt.

      »Alex Demspey. Er war … ein Freund. Aber viel wichtiger, er war unsere Augen und Ohren.«

      »Aber er gehörte nicht zu uns.«

      Sie runzelte die Stirn. »Du auch nicht, jedenfalls noch nicht.«

      Olly setzte sich. »Und warum hast du mich dann hierhergebracht?«

      »Weil ich mit dir unter vier Augen sprechen wollte. Darüber, was passiert ist.«

      Er musste schlucken. »Ich hab ihn nicht getötet.«

      »Ich weiß. Aber irgendjemand schon. Und ich muss wissen, warum.«

      Olly versteifte sich, als ihm ein Gedanke kam. »Was, wenn die eigentlich mich töten wollten, aber ihn getroffen haben?« Er stellte sich vor, wie die Kugel in seine Brust drang und er zu Boden ging. Er schauderte.

      Liz nickte. »Ein weiterer Grund, dich nach hier unten zu schaffen. Das hier ist das, was momentan einem Safe House am nächsten kommt.« Sie lehnte sich zurück. »So oder so müssen wir der Sache so schnell wie möglich auf den Grund kommen. Also erzähl mir von deinem Tag, Olly. Geh alles mit mir durch. Und um deinetwillen … lass nichts aus.«

      5: TATORT

      Danny Hayes richtete sich unter dem Gewicht seiner schusssicheren Weste auf und sah den Bullen bei der Arbeit zu. Kriminaltechniker in blauen Schutzanzügen huschten in einem Feld mit kleinen gelben Fähnchen herum, die wahrscheinlich Spuren markierten. Während die Sonne langsam unterging, wurden Strahler aufgestellt. Danny vermutete, dass er einen langen Abend vor sich hatte. Nicht das Ende der Welt, aber er hatte seiner Mum versprochen, zum Abendessen zu Hause zu sein – ein Versprechen, dass er allein letzte Woche zweimal gebrochen hatte.

      Uniformierte Beamte sahen dem Geschehen vom Rand aus zu, die Daumen in die Träger ihrer billigen Stichschutzwesten eingehakt. Wenn einer von ihnen zufällig seinem Blick begegnete, sah er schnell weg, als wäre er unsichtbar. Er war nicht sicher, ob er das oder das Anstarren bevorzugte.

      Albion machte sich gerade keine Freunde in East London, so viel stand fest. Danny wusste auch nicht, was er davon halten sollte. Er war in einer Sozialwohnung in Tower Hamlets geboren und aufgewachsen. Als Kind hatte er sich nichts mehr gewünscht, als abzuhauen. Und jetzt war er hier und patrouillierte die Straßen, auf denen er aufgewachsen war. Außer dass sie in Wirklichkeit gar nicht patrouillierten, oder?

      Sie standen eher herum und wirkten bedrohlich. Kein Problem, in seiner Spezialausrüstung, mit seiner Vector-.45-ACP-Maschinenpistole und seinem Helm. Er hätte ebenso gut wieder auf Wachdienst in Falludscha sein können. Sein Optik-Display lief über das Innere seines Helms. Zieldaten tanzten vor seinen Augen und reduzierten seine Umgebung auf eine Reihe von Bedrohungseinschätzungen und Hindernissen.

      In der Wüste war das tröstlich gewesen. Hier war es nur noch nervig – und ein bisschen verstörend. Das Programm unterschied nicht zwischen Dschihadisten, die ihm die Eier abschneiden wollten, und den Polizisten, die er theoretisch unterstützen sollte. Zumindest noch.

      Es hieß, dass Albion die Polizei ersetzen wollte. Danny wollte nicht mal darüber nachdenken, wie so etwas aussehen würde. Tower Hamlets bereitete ihnen schon genug Schwierigkeiten. Die Vorstellung, das mit der gesamten Stadt – scheiße, dem ganzen Land – zu versuchen, war einfach irre. Er war nur ein Soldat. Er folgte Befehlen und hielt den Kopf unten.

      »Wie lange wollen die ihn noch da liegen lassen?«, fragte Hattersley. Er stand neben Danny. Die beiden waren vor dem gepanzerten Patrouillenfahrzeug postiert. Faulkner war drinnen am Funk. Der Rest der Einheit war losgeschickt worden, um die Gegend zu patrouillieren und Präsenz zu zeigen.

      Danny sah den anderen Mann an. Hattersley war kleiner als er und wie ein Rugby-Fullback gebaut. Unter seinen hochgekrempelten Ärmeln waren tätowierte Arme zu sehen. Ein paar der Tattoos waren richtiggehend obszön und Danny erwischte sich oft dabei, wie er sie anstarrte. »Bis sie fertig sind, schätze ich.«

      »Die haben doch bestimmt schon hundert Fotos gemacht. Wie viele brauchen die denn?«

      »So viele, wie nötig sind, schätze ich«, sagte Danny und schmunzelte. Hattersley war ein Meister im Nörgeln. Er beschwerte sich über alles, vom Wetter bis zur Konsistenz seines Ei-Sandwichs. Er konnte stundenlang damit weitermachen, selbst auf Gewaltmärschen.

      »Ich glaube, er fängt schon an zu stinken.«

      »Das bist wahrscheinlich du.«

      Hattersley schnüffelte diskret an sich. »Stimmt, danke.«

      »Das liegt an dieser beschissenen Haferseife, die du benutzt. Die lässt dich wie ’ne Schüssel Porridge riechen.«

      »Die hab ich von meiner Süßen.«

      »Welcher?«

      »Sasha … Nein, warte, Dionna.« Hattersley überlegte. »Glaub ich.«

      Danny unterdrückte ein Lachen. Zumindest darüber konnte sich Hattersley nicht beklagen. »Du solltest das wohl besser rauskriegen. Bevor du dich bei der Falschen dafür bedankst.«

      »Ich werde es in Erwägung ziehen«, sagte Hattersley. Einen Moment lang war er still. Dann meinte er: »Das ist doch scheiße. Wir verschwenden hier unsere Zeit.«

      »Könnte schlimmer sein«, erwiderte Danny, ohne ihn anzusehen. Eine Polizistin sah ihn an. Sie war in seinem Alter. Ziemlich fit. Sie trainierte. Das erkannte er daran, wie sie auf ihren Fußballen wippte. Gewichtheberin? Vielleicht. Das war interessant. Danny bevorzugte ein allgemeineres Workout. Große Muskeln waren in Ordnung, aber Ausdauer und Geschwindigkeit waren wichtiger, wenn man Granatsplittern ausweichen wollte.

      »Wie?«

      »Man könnte auf uns schießen.« Seine Bewunderin sprach mit einem der anderen Beamten, doch ihr Blick wanderte immer wieder zu Danny. Dunkles Haar. Gefärbt, dachte er. Wahrscheinlich war sie blond. War sie an ihm interessiert? Oder überlegte sie nur, warum sie immer noch hier standen? Das würde er an ihrer Stelle tun.

      Hattersley schnaubte. »Zumindest hätten wir dann was zu tun.«

      »Wir tun etwas. Wir zeigen Flagge.«

      Hattersley sah ihn an. »Du klingst schon wie einer von den Sesselfurzern.«

      »Das hat Faulkner gesagt, nicht ich.«

      Hattersley verzog sein Gesicht. Faulkner war vieles, aber kein Sesselfurzer. »Natürlich hat er das. Der Sarge hat für jeden Anlass einen Spruch, stimmt’s?«