Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977429
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musste Claire lächeln, »wäre Frau von Roth nicht eine ältere Dame, dann wäre ich ziemlich eifersüchtig auf sie.«

      Sie unterhielten sich nun doch über etwas anderes, aber Teresa von Roth war auch jemand, über den man nicht aufhören konnte zu reden. Sie waren beide begeistert von dieser Dame.

      Und dann war es Claire, die ganz entsetzt aufsprang.

      »Roberta, sieh mal auf die Uhr, wie spät es ist. Jetzt muss ich mich aber sputen, denn ich muss auch noch den Mietwagen abstellen, weil mein Auto verkauft ist.«

      »Und von mir möchtest du dich ja nicht zum Flughafen fahren lassen, Claire. Ich hätte es sehr gern getan.«

      »Weiß ich doch, doch ich hasse Abschiede an Flughäfen, bei den Ankünften ist es anders.«

      »Und da bist du genau wie Lars«, entschlüpfte es Roberta, und sie war ganz erstaunt, dass sie jetzt nicht von einer Welle des Schmerzes erfasst wurde.

      Sie umarmten sich.

      »Claire, ich muss dir nicht wünschen, dass du glücklich werden sollst mit deinem Piet, du bist es, das kann selbst ein Blinder sehen. Und das freut mich sehr. Genieße es jeden Tag, denn Glück ist sehr zerbrechlich.«

      Claire antwortete nicht, sie klopfte Roberta nur sanft und verstehend auf den Rücken.

      »Wir bleiben in Verbindung, und es tut mir wirklich leid, dass du nun leider nicht meine Trauzeugin werden kannst, denn ich glaube kaum, dass du um die halbe Welt jetten wirst, um das zu werden, und die Hochzeit hier, die hat sich ja, wie du weißt, leider zerschlagen. Ich kann Piet so gut verstehen, dass er den Auftakt für unser gemeinsames Leben nicht ausgerechnet hier haben möchte.«

      »Claire, zerbrich dir deswegen nicht den Kopf, es ist nur eine Formsache, egal, wo ihr den Bund fürs Leben schließen werdet, in Gedanken werde ich dabei sein.«

      Es gab noch ein paar letzte Worte, Umarmungen, und dann brachte Roberta Claire zur Tür, die eilig in das Auto stieg, winkte und dann davonbrauste.

      Nachdenklich blieb Roberta noch eine ganze Weile im Türrahmen stehen. Sie hatte noch so vieles sagen wollen, doch die Zeit war ihnen wirklich davongeflogen.

      Nun war Claire weg, und man sollte zwar niemals nie sagen, doch in diesem Fall war Roberta sich sehr sicher, dass es mit ihr und Claire kein drittes Mal geben würde.

      Claire hatte die Liebe ihres Lebens gefunden, sie würde mit ihrer großen Liebe fortan gemeinsam durchs Leben gehen, und das war etwas, was Roberta wirklich sehr freute. Claire hatte es so sehr verdient, endlich bei einem Mann angekommen zu sein, denn so prickelnd war es auch nicht gerade gewesen, was sie vor Piet mit den Männern erlebt hatte. Einen Vorteil ihr gegenüber hatte Claire, dass sie mit keinem von ihnen verheiratet gewesen war und dass es bei der Trennung keinen schrecklichen, zermürbenden Rosenkrieg gegeben hatte wie bei ihr und dem Schwerenöter Max Steinfeld, dessen Namen sie leider noch immer trug. Zum Glück hörte sie nichts mehr von ihm, seit er diesen Goldfisch an der Angel hatte. Und das war gut so.

      Claire und Piet.

      Sie wünschte ihnen wirklich alles Glück der Welt, und mit Erstaunen stellte sie fest, dass es wirklich nicht mehr so wehtat, wenn sie an Lars dachte und daran, dass auch sie ihn beinahe geheiratet hätte, leider nur beinahe.

      Natürlich würde Roberta immer an ihn denken, denn er war die Liebe ihres Lebens. Um sich selbst zu retten und um nicht in eine tiefe Depression zu fallen, hatte sie an sich gearbeitet, und wenn sie jetzt an Lars dachte, war es mit einem großen Gefühl von Dankbarkeit, dass sie sie erleben durfte, diese große, die einmalige Liebe …

      Leute gingen vorbei, grüßten, sie grüßte zurück, und dann lief sie rasch wieder ins Haus, weil sie keine Lust hatte, jetzt mit jemandem zu reden. Sie wollte allein sein, sich ihren Gedanken hingeben, ja, auch welchen an Claire, denn auch dafür musste sie dankbar sein, was sie miteinander in der Praxis gestemmt hatten. Sie waren wirklich ein sehr fantastisches Team gewesen.

      Beinahe wollte Roberta sich wieder Gedanken hingeben, die in die Richtung gingen, dass sie nichts festhalten konnte, dass sie alles, was ihr wichtig war, wieder verlor.

      Damit durfte sie gar nicht erst anfangen, weil solche Gedanken töricht waren. Es ging ihr gut, sie war Ärztin aus Leidenschaft, wohnte in einem wunderschönen Haus, das ihr gehörte, sie wurde von Alma umsorgt, die ein richtiges Goldstück war, sie hatte großartige Mitarbeiterinnen, die voll hinter ihr standen, sie wurde von ihren Patientinnen und Patienten geliebt, hatte sich einen Freundes- und Bekanntenkreis aufgebaut, sie war gesund. Was wollte sie eigentlich mehr?

      Als sie ins Wohnzimmer trat, fiel ihr Blick auf eines der Fotos von Lars. Sie konnte nicht anders, Roberta nahm es in die Hand, betrachtete sein liebes Gesicht, küsste es, und als sie das Foto wieder wegstellte, murmelte sie: »Mit dir an meiner Seite wäre mein Leben perfekt.«

      Roberta war stolz, dass sie jetzt nicht anfing zu weinen, und um vorzubeugen, weil sie sich nicht sicher war, ob die Tränen nicht doch noch fließen würden, ging sie rasch in die Praxis hinüber und vertiefte sich in Krankenakten von Patienten, die ihr Sorgen machten. Das half immer, denn dann wurde sie von allem abgelenkt, auch von den Gedanken an Lars.

      *

      Ulrike war noch immer nicht richtig im Sonnenwinkel angekommen, dabei war das Haus, das sie gemietet hatte, wirklich sehr hübsch. Es lag auch nicht an dem Haus, an der Umgebung, sondern es lag an ihr. Sie hätte nicht so kopflos alles aufgeben dürfen. Sie war so töricht gewesen, und wenn sie ehrlich war, dann schämte sie sich sehr, wie ein Teenie auf all die Versprechungen hereingefallen zu sein, die Sebastian gemacht hatte. Alles Lügen. Und sie war ihm auf den Leim gegangen, die in klugen Büchern Weisheiten verbreitete über die Verhaltensweisen von Menschen, ganz besonders auch von Paaren. Sie war klug, und was sie schrieb, das stimmte, es war für die Leserinnen und Leser eine Bereicherung. Als sie Sebastian auf den Leim gegangen war, musste sie ein Brett vor dem Kopf gehabt haben.

      Sebastian, dieser Rattenfänger, dieser Lügner. Es kochte in ihr hoch, und das war etwas, was sie nun überhaupt nicht gebrauchen konnte. Sie war froh, dass sie zwischendurch ausblenden konnte, was da geschehen war.

      Ulrike hatte angefangen zu arbeiten, und erstaunlicherweise war es ihr sogar gelungen, ein paar gescheite Sätze aufs Papier zu bringen für ein Buch, das Sebastian nicht mehr herausbringen würde, was er natürlich wollte, weil es ihm viel Geld eingebracht hätte. Und ihre Sachbücher nicht mehr verlegen zu dürfen, das traf ihn mehr als sie verloren zu haben. Wichtig war sie nicht, wichtig waren seine Frau, seine Tochter und das Kind, das sie endlich bekommen würden.

      Ulrike merkte, wie ihre Gedanken begannen, sich in eine ganz gefährliche Richtung zu bewegen, deswegen beschloss sie, das Haus zu verlassen, etwas zu laufen, um den Kopf frei zu bekommen. Eine gute Läuferin war sie nicht, sie bewunderte insbesondere die Marathonläufer, die diszipliniert und mit sehr viel Ausdauer ihre Kilometer herunterrannten. Das würde sie niemals können, ihr reichte es, eine überschaubare Strecke zu laufen.

      Bei ihren Erkundungen der Umgebung war sie zufällig auf die Strecke gestoßen, die die Marathonläufer liefen, auch die Menschen, die ambitionierte Läufer waren. Und dort wollte sie mal ein paar Kilometer laufen, auch, weil sie an der Strecke einen sehr gemütlichen Gasthof entdeckt hatte, in dem nicht nur der Kaffee gut schmeckte, sondern in dem man auch, wie es schien, gut essen konnte. Zumindest hatte alles gut ausgesehen, was die nette Bedienung an ihr vorbeigetragen hatte. Mal sehen, vielleicht würde sie sich nach ihrer sportlichen Betätigung auch belohnen und in dem Gasthof nicht nur etwas trinken, sondern auch essen. Ja, das war eine gute Idee. Ulrike war froh, sich in Hohenborn in dem Sportgeschäft nicht nur ein entsprechendes Outfit gekauft zu haben, sondern auch die richtigen Laufschuhe. Und da war sie schon sehr beeindruckt gewesen von dem Fachwissen des jungen Mannes, der sie bedient hatte. Sie hätte ganz andere Schuhe gekauft, und das nach Gefallen, und die hätte sie anziehen können, um ein wenig am See herumzuspazieren, für einen richtigen Lauf, auch wenn er nur ganz kurz war, wären sie nicht geeignet gewesen.

      Rasch zog sie sich um, zog ihre neuen Schuhe an, strich sich über ihre kurzen aschblonden Locken und betrachtete sich im Spiegel. Sie gefiel sich, auch wenn