Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977429
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das weiß ich doch, dass ich mich immer auf dich verlasen kann, und das ist ein so schönes Gefühl. Ich bin sehr froh, dass uns das Schicksal ausgerechnet hier nach all diesen Jahren wieder zusammengeführt hat. Freunde kann man nicht genug haben.«

      Sie bemerkte nicht den Schatten, der über sein Gesicht huschte, denn der Adler kreiste wieder, und dem schenkte sie ihre ganze Aufmerksamkeit.

      »Konstantin, wusstest du, dass die Adler hierzulande vom Aussterben bedroht waren und dass es glücklicherweise wieder mehr von diesen majestätischen Vögeln gibt?«

      Er wusste es nicht, und es interessierte ihn auch nicht besonders, doch das sagte er nicht. Er hörte ihr zu, und das Schöne war ja, dass er ihr gebannt zuhören konnte, ganz gleichgültig, worüber sie sprach. Sie war schön, sie war klug, warmherzig, kurzum, sie war eine Traumfrau, und die …

      Diesen Gedanken wollte er jetzt lieber nicht fortspinnen, denn es würde in einer Enttäuschung enden.

      Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach, er hatte sich was dabei gedacht, wer immer es auch gewesen war.

      Sie hatten einen guten Weg des Miteinanders gefunden, sie telefonierten miteinander, sie gingen spazieren, essen, ins Kino, ins Theater, in Ausstellungen. Nicht oft, aber sie taten es wenigstens hin und wieder. Die Zeit für mehr hatten sie überhaupt nicht, dafür waren sie beide beruflich viel zu angespannt.

      Konstantin wünschte sich ein Zusammenleben mit Roberta, mehr Nähe, vor allem Gefühle, weil die bei ihm immer stärker wurden. Sie war halt eine großartige Frau, klug, schön, liebenswert … Es war eine ziemliche Herausforderung, das alles zu unterdrücken. Konstantin wusste, dass er Geduld brauchte, sehr viel Geduld. Für Roberta lohnte es sich zu warten …

      *

      Angela von Bergen hatte lange überlegt, sie hatte es sich nicht leicht gemacht, zu einer Entscheidung zu kommen. Doch jetzt war sie fest entschlossen, einen endgültigen Schlussstrich unter etwas zu setzen, was längst schon vorbei war, was nur noch künstlich am Leben gehalten wurde in der Hoffnung, es könne sich etwas ändern.

      Sie wartete auf Berthold, und das tat sie daheim, weil sie für das, was zu besprechen war, keine Zeugen haben wollte.

      Berthold hatte das Haus vorgeschlagen, das sie voller Vorfreude auf ein gemeinsames Leben nach ihren Wünschen umgebaut hatten, in das sie als Ehepaar einziehen wollten. Der Traum war bereits vor der Schlüsselübergabe zerstoben. Und Berthold hätte seine Idee, das Haus zu verkaufen, besser in die Tat umgesetzt statt darauf zu hoffen, mit ihr doch noch in das Traumhaus einziehen zu können. Wie sollte so etwas gehen, wenn sich an den Voraussetzungen für ein Zusammenleben nichts geändert hatte?

      Hatte Berthold darauf gesetzt, dass sie beim Betreten der Villa sentimental werden und ihre Pläne über den Haufen werfen würde?

      Sie hatte es sich weiß Gott nicht leicht gemacht, und ihr Herz blutete, wenn sie daran dachte, was gleich auf sie zukommen würde.

      Dabei hatte alles so wundervoll angefangen. Es war ein Augenblick der Magie gewesen, als sie sich begegnet waren, ohne etwas voneinander oder übereinander zu wissen.

      Leider dauern magische Momente nicht an, weil sie vom wahren Leben eingeholt werden, und in dem hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen, der eine mehr, der andere weniger. Für ein gemeinsames Leben muss man frei sein, seinen Ballast abwerfen, und wenn einer das nicht kann …

      Angela wollte sich von der Vergangenheit nicht einholen lassen, sie wollte auch nicht sentimental werden, sich von ihren Gefühlen überrollen lassen, die ja noch da waren. Für das, was gleich kommen würde, musste sie ihren Verstand einsetzen. Wenn zwei Menschen ein gemeinsames Leben miteinander verbringen wollten, dann mussten sie sich auf Augenhöhe begegnen, da durfte nicht einer von ihnen auf der Strecke bleiben. Und es war die Gegenwart, die zählte, und in der wurde Berthold leider nicht nur von seiner Vergangenheit eingeholt, sondern sie dominierte sein ganzes Leben.

      Sie verstand ihn, er tat ihr leid, sein Schicksal war grauenvoll. Auch wenn es hart klang, sie war keine Therapeutin, sie wollte die Frau an seiner Seite sein.

      Sie blickte auf ihre Uhr, sprang auf, denn Berthold musste gleich kommen. Er war die Pünktlichkeit in Person, und sie wollte rasch noch einen Blick in den Spiegel werfen und ihr Aussehen überprüfen, obwohl das für das Gespräch, das sie gleich miteinander führen würden, überhaupt keine Rolle spielte. So waren Frauen nun mal, ganz gleichgültig, was ihnen bevorstand, sie wollten gut dabei aussehen.

      An ihrem Aussehen war nichts auszusetzen, auffallend war allenfalls, dass sie ziemlich blass war und angespannt wirkte. Ansonsten hatte sie ihre derzeit halblangen Haare glatt heruntergebürstet. Weil Berthold das mochte, trug sie ein Kleid, auch das spielte keine Rolle, doch den Gefallen wollte sie ihm noch tun, obwohl das ein bisschen absurd war, weil das nicht zählte.

      Sie überlegte gerade, ob sie nicht doch ein wenig Rouge auftragen sollte, als es an der Haustür klingelte. Sie erstarrte, atmete tief durch, dann lief sie zur Haustür um zu öffnen, an das Rouge dachte sie nicht mehr.

      Sie standen sich gegenüber, schauten sich an. Er sah gut aus, wie ein englischer Lord in seiner ein wenig zerbeulten Cordhose, dem karierten Tweedsacko, dem Hemd mit dem offenen Kragen. Das war ein Zugeständnis an sie, weil sie ihn so am liebsten gesehen hatte in der Zeit als sie …

      Schluss damit!

      »Hallo, Berthold, schön dass du gekommen bist.«

      »Hallo, Angela«, er zögerte, dann gab er sich einen Ruck, drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

      Da ihre Beziehung offiziell beendet war, sie sich dennoch eine Bedenkzeit gegeben hatten, konnten sie sich jetzt schlecht leidenschaftlich in die Arme fallen, obwohl da noch all die Gefühle waren. Sich wie Fremde zu begegnen, wäre allerdings auch unpassend. So war es angemessen.

      Angela bat ihn ins Haus, Berthold folgte ihr, erkundigte sich nach Sophia, Angela sagte ihm, dass sie mit ihren Freunden, dem Ehepaar von Roth, unterwegs sei. Weil sie von dem Ausflug wusste, hatte Angela ja auch diesen Termin ausgewählt, sie hätte ihre Mutter ansonsten schlecht vor die Tür setzen können, und als Zeugin brauchte sie sie ebenfalls nicht.

      Sie wirkten beide angespannt, es war klar, dass in ihnen Gefühle hochkochten, schließlich hatten sie nicht aufgehört, sich zu lieben.

      Angela wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, und es gab ein Thema, das sie alle noch beschäftigte, und das war der Brand, von dem Berthold nur am Rande erfahren hatte, schließlich wohnte er nicht im Sonnenwinkel, auch er hütete sich davor, in der neuen Villa zu schlafen.

      Das, was geschehen war, erhitzte alle Gemüter, weil es nicht zu fassen war, danach sprachen sie über die Menschen, die Berthold kannte. Ihre Anspannung löste sich immer mehr. Es tat Angela aufrichtig leid, dass sie diese derzeit angenehme Stimmung durchbrechen musste mit dem, was sie zu sagen hatte. Deswegen waren sie schließlich zusammen hier, auch wenn unter verschiedenen Voraussetzungen. Während es für sie klar war, dass nur ein Schlussstrich ihre Rettung war, hoffte er insgeheim auf eine Wiederaufnahme ihrer Beziehung. Schließlich war Angela für ihn so etwas wie ein Anker, an dem er andocken konnte.

      Angela zögerte, es war nicht ihre Art, knallhart zu sein. Doch wenn sie jetzt nicht anfing zu reden, würde sie sich wieder einlullen lassen, ihr Leidensdruck würde erneut beginnen.

      Sie trank rasch noch einen Schluck ihres Kaffees, stellte entschlossen die Tasse ab, dann bedankte sie sich noch einmal für sein Kommen, dann erzählte sie ihm, dass sie nicht die Kraft hatte, wieder in eine Beziehung zu gehen, in der sie niemals allein miteinander sein würden, in der die Familie, die er tragisch verloren hatte, an erster Stelle waren und sie nur das fünfte Rad am Wagen.

      »Berthold, das alles ist ja bereits gesagt. Wir waren getrennt, es hat sich nichts geändert. Ja, ich war gerührt, als du mir sagtest, das Haus erst einmal nicht verkaufen zu wollen, weil es für uns ja noch ein … Happy End geben könnte. Berthold, das kann nicht sein, weil deine Vergangenheit dich umklammert hält.«

      »Meine Frau, meine Kinder …«

      Sie