Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977429
Скачать книгу
wie vor diesem Telefonat.

      »Hulda ist meine Schwiegermutter, genau gesagt, ist sie meine Ex-Schwiegermutter. Ich habe sie sehr gern. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, und warum soll ich sie aus meinem Leben streichen, nur, weil es mit meiner Frau nicht geklappt hat. Von der wurde ich geschieden, nicht von Hulda. Die hat damit nichts zu tun, ihr tat es nur leid.«

      Ulrike war jetzt sehr erleichtert, warum auch immer. Es gefiel ihr sehr, was er da sagte, und diese Einstellung nahm sie noch mehr für ihn ein. Normalerweise war es ja so, dass sich bei Trennungen von Paaren Parteien bildeten, die eine stand hinter der Frau, die andere hinter dem Mann. Und oftmals waren die Fronten so sehr verhärtet, dass kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt wurde, manchmal sogar Anwälte und Gerichte bemüht wurden.

      Ulrike sagte ihm, wie sehr ihr seine Einstellung gefiel, und es war nicht zu übersehen, dass er Freude an ihren Worten hatte.

      Durch dieses Telefonat hatte sich dennoch etwas verändert, sie waren in der Realität angekommen, die sie für kurze Zeit ausgeschaltet hatte, da hatte es nur sie gegeben und das, was sie sich zu sagen hatten und worüber sie lachen konnten, Ulrike wollte gehen, und er sollte zu seiner Ex-Schwiegermutter gehen, die bereits auf ihn wartete.

      Das gefiel ihm nicht, denn auch er hatte ihr Beisammensein sehr genossen, doch Ulrike blieb hart.

      »Wenn es am schönsten ist, dann soll man gehen«, bemerkte sie lächelnd, um dann ernst hinzuzufügen. »Und unsere Zeche, die bezahle ich, schließlich war es so vereinbart, und die Einladung kam von mir, weil ich Ihnen etwas schuldig war. Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie mich zweimal gerettet haben.«

      Er blickte sie an, sie konnte seinen Blick nicht richtig deuten, doch sie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, und das war verrückt. Er war ein Fremder, und sie hatte gerade eine schmerzhafte Trennung hinter sich. »Geben Sie mir Gelegenheit, es wieder zu tun«, sagte er leise, »sehen wir uns wieder? Oder können wir miteinander telefonieren?«

      Sie antwortete nicht sofort, deswegen fügte er rasch hinzu: »Es würde mir etwas bedeuten.«

      Ihr doch auch, doch das sagte sie jetzt nicht, sondern ihre Stimme klang ein wenig zurückhaltend, als sie erwiderte: »Ja, gegen ein erneutes Treffen hätte ich nichts einzuwenden.« Und dann gab sie ihm auch noch ihre Telefonnummer und freute sich, seine zu bekommen.

      Wenig später verließen sie gemeinsam den Gasthof. Er begleitete sie wie selbstverständlich zu ihrem Auto, verabschiedete sich von ihr, hielt ihre Hand länger als allgemein üblich fest, und es fühlte sich so gut an, dass sie nicht einmal etwas gegen eine Umarmung gehabt hätte. Die verkniff er sich, und vermutlich hätte Ulrike nicht schlecht gestaunt, wenn sie jetzt gewusst hätte, dass es auch sein Gedanke gewesen war.

      Es war etwas zwischen ihnen, was sie nicht in Worte fassen konnten, fassen wollten, weil es eigentlich nicht wahr sein durfte, konnte.

      Ulrike stieg in ihr Auto, sagte: »Auf bald.« Dann fuhr sie los und war froh, jetzt nicht den Motor abgewürgt zu haben, weil sie schon ziemlich nervös war.

      Ein sehr netter Mann, und sie hatten sich wirklich sehr gut miteinander unterhalten, und nun war er ihr bereits zum zweiten Male auf den Weg gekommen, und zum zweiten Male war er eingesprungen, einmal mit seinem Taschentuch, und jetzt hatte er sie vor einem Sturz bewahrt. Ulrike war Wissenschaftlerin, sie hatte es nicht mit Vorbestimmung, auf den Weg kommen müssen, auch nicht mit den sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Aber ein wenig merkwürdig war es schon, dass sie Sebastian gegenüber erwähnt hatte, eine Verabredung mit einem sympathischen Mann zu haben. Sympathisch war er, dieser Achim Hellenbrink, auch sehr gut aussehend. Dass sie sich getroffen hatten, war ein Zufall gewesen. So, und nun schlug sie sich diesen Mann wohl besser erst einmal aus dem Kopf. Es war angenehm gewesen, und über einen Anruf von ihm würde sie sich freuen, hätte auch nichts gegen ein erneutes Treffen einzuwenden, allerdings nicht auf dieser Laufstrecke. Und da war sie bei etwas, was sie auf jeden Fall trennte. Er war ein begeisterter Marathonläufer, das hatte er mehr als nur einmal erwähnt, und dazu würde sie sich nicht für alles Geld der Welt begeistern.

      Sie fuhr nach Hause, gegessen hatte sie in dem Gasthof nichts, jetzt hatte sie die Wahl, in den ›Seeblick‹ zu gehen oder sich etwas selbst zu kochen.

      Ulrike entschied sich rasch, weil sie nämlich keine Lust hatte, sich noch einmal umzuziehen, ausziehen reichte, raus aus den Sportklamotten, rein in etwas Gemütliches. Und dann würde sie sich leckere Spaghetti kochen, so etwas ging immer, vor allem schmeckte es.

      Doch vorher würde sie kurz ihre Freundin Nina anrufen, das war eh fällig, und der würde sie von der Begegnung mit Achim Hellenbrink erzählen, natürlich auch, dass Sebastian sich wieder gemeldet hatte.

      Es hatte sich etwas verändert. Ihr Zorn auf Sebastian verblasste ein wenig, das konnte doch nicht daran liegen, dass sie Achim Hellenbrink kennengelernt hatte?

      Ulrike war verwirrt, sie ließ es jetzt wohl besser mit dem Anruf bei Nina, denn die hatte eine Art, alles aus jemandem herauszuholen, jemandem alles auf den Kopf zuzusagen, und es wäre Ulrike peinlich, zugeben zu müssen, dass ihr Interesse an ihrer neuen Männerbekanntschaft ungewöhnlich groß war.

      Dann wohl besser direkt die Spaghetti …

      *

      Julia und Tim befanden sich in der Küche, weil sie etwas ausprobieren wollten, genauer gesagt, eine Rezeptidee von ihm wollten sie in die Tat umsetzen. Und da waren sie wirklich in ihrem Element, gäbe es Zuschauer, wäre es eine Freude, ihnen zuzusehen. Sie passten wirklich ganz hervorragend zusammen, und auf sie traf der Ausspruch zu, wie Pott und Deckel oder wie Deckel auf Pott.

      Klar schmerzte es Julia noch ein wenig, dass er sie aus törichten Gründen nicht heiraten wollte, aber sie waren auch so glücklich miteinander, sie liebten sich, waren ein gutes Team. Und Julia war froh, dass es jetzt auch mit Daniel alles geklärt war, dass sie wieder miteinander umgehen konnten, denn wie sie sich getrennt hatten, das hatte sie ziemlich belastet. Jetzt war alles gut, sie hatten sich ausgesprochen, er hatte eine ganz großartige Reportage über sie gemacht, die sie in Fachkreisen noch bekannter machen würde. Und Daniel und Tim hatten sich kennengelernt, sie wussten voneinander.

      Julia schnippelte Gemüse für Tim, es machte ihr nichts aus, ihm jetzt zuzuarbeiten, schließlich war es sein Rezept, das sie ausprobieren wollten.

      Sie war ganz erstaunt, als Tim seine Arbeit unterbrach, sich ihr zuwandte. »Julia, dein Ex …, dieser Daniel …«

      Was wollte er andeuten?

      »Ich bin froh, dass ich wieder ganz normal mit ihm umgehen kann, dass zwischen uns alles geklärt ist, so, wie wir uns getrennt haben, das hat mich schon ziemlich belastet.«

      Er überlegte.

      »Ich finde, ihr versteht euch für ein getrenntes Paar mehr als gut.«

      War Tim etwa eifersüchtig? Diese Frage schoss Julia durch den Kopf.

      »Tim, das ist doch gut, das fühlt sich sehr viel besser an als der vorher unerfreuliche Zustand.«

      Er rührte in seinem Topf herum, dass man Angst bekommen konnte, er würde ihn irgendwann zertrümmern.

      »Ist ja okay, aber muss es jetzt­ diese Friede-Freude-Eierkuchen-Nummer sein? Er ruft dich ja ständig an, und wie du dann beginnst, herumzusäuseln, das kann man beinahe nicht mehr mit anhören.«

      »Tim, es geht in erster Linie um meine Arbeit, und weil Daniel und ich schließlich ein Paar waren, bleibt es überhaupt nicht aus, dass wir auch privat ein wenig miteinander plaudern. Über diese Entwicklung freue mich sehr, denn es hat mich schon ziemlich belastet, dass wir im Bösen auseinander gegangen sind. So wie es jetzt ist, fühlt es sich wirklich viel, viel besser an.«

      Tim sagte nichts dazu, sondern rührte weiterhin verbissen in seinem Topf herum.

      Deswegen fuhr Julia fort: »Tim, erinnere dich bitte, Daniel ist glücklich verheiratet, das hast du doch mitbekommen, denn schließlich habt ihr euch kennengelernt.«

      Jetzt zeigte er eine Reaktion.

      »Pah,