Teufelsmord - Ein Fall für Julia Wagner: Band 1. Tanja Noy. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tanja Noy
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Fall für Julia Wagner
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788726643060
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      Tanja Noy

      Teufelsmord - Ein Fall für Julia Wagner: Band 1

      Für Katja.

       Immer.

      Saga

      Teufelsmord - Ein Fall für Julia Wagner: Band 1Coverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © 2014, 2020 Tanja Noy und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726643060

      1. Ebook-Auflage, 2020

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

       Dem Team von „Notwaende“.

       Doro und Ute.

       Für alles, was ich nicht aufzählen kann.

      PROLOG

      August 1987

      Samstag, kurz nach Mitternacht

      „Sicher, dass sie hier entlanggelaufen ist? Ich kann, verdammt noch mal, nichts sehen!“

      „Ich bin mir sicher. Weiter!“

      Sie hörte die Stimmen und schlug die Augen auf. Obwohl es fast vollständig dunkel war, erkannte sie die Schatten der Bäume um sich herum, kalt und unheimlich. Kleine Lichter kreisten ein Stück entfernt und verschwanden dann wieder.

      Erneut die Stimmen.

      „Sie steckt hier irgendwo, ich weiß es.“

      „Schneller.“

      Es dauerte noch einen Moment, bis ihr klar wurde, dass es sich bei den Lichtern um Taschenlampen handelte und dass sie in einem Wald auf dem Boden lag. Und bis sie endlich begriff: Sie suchten sie.

      Eine Serie von Bildern schwirrte durch ihren Kopf. Sie hatten sie entführen wollen und sie hatte sich befreit. Irgendwie war es ihr gelungen zu fliehen. Und jetzt waren sie auf der Suche nach ihr.

      Schritte waren zu hören. Körper schoben Äste beiseite. Die Lichtkegel der Taschenlampen fegten über Boden und Bäume. Als einer der Kegel über sie hinwegglitt, wurde sie für einen Moment in weißes Licht getaucht.

      „Warum hast du sie auch abhauen lassen?“

      „Du hast auch nicht aufgepasst.“

      Sie zwang sich, ganz ruhig liegen zu bleiben, sich nicht zu bewegen, selbst das Atmen verbot sie sich.

      Dann herrschten für einen Augenblick wieder Dunkelheit und Stille. Eine Stimme in ihrem Kopf befahl ihr zu laufen. So schnell wie möglich. Sie richtete sich auf, schwankte, taumelte.

      „Ich seh sie. Da ist sie!“

      Sie bündelte all ihre Energie, alles was sie noch an Kraft in sich hatte, doch gerade als sie sich in Bewegung setzen wollte, wurde ihr schwarz vor Augen.

      „Ich hab sie. Hab ihr eine vor den Latz geknallt!“

      „Gut. Halt sie fest!“

      Körper warfen sich auf sie und drückten sie zurück auf den Waldboden. Instinktiv schloss sie die Augen, weil sie in diesem Moment spürte, dass es ab jetzt keine Hoffnung mehr gab.

      Gleich darauf fühlte sie einen feuchten, heißen Mund an ihrem Ohr: „Warum bist du weggelaufen? Du weißt doch, dass du nicht entkommen kannst. Du bist auserwählt.“

      Die Stimme war so scheußlich, so kalt, so grausam, dass sie die Augen doch noch ein letztes Mal öffnete. Sie hätte es nicht tun sollen. Denn so war das Letzte, was sie in ihrem viel zu kurzen Leben sah, das Gesicht des Teufels, das überlegen grinste.

      Sonntag

      9:36 Uhr

      Wenn es einen Tag gab, der nicht für die Lebenden gemacht war, dann war es dieser. Überall Blaulicht und Streifenwagen, außerdem ein Notarztwagen, und die Spurensicherung war auch schon bei der Arbeit.

      Kriminalhauptkommissar Wolfgang Lange ließ den Wagen ausrollen und zog die Handbremse an. Es hatte angefangen zu regnen. Er stieg aus und schlug den Kragen seiner Jacke hoch.

      „Da bist du ja.“ Sein Kollege Ta Quok wandte sich zu ihm um, als er ihn kommen hörte.

      Lange kratzte sich am Kinn. „Was haben wir?“

      „Das Opfer ist weiblich. Mitte zwanzig. Nackt. Das Gelände wird gerade nach ihrer Kleidung und persönlichen Gegenständen abgesucht, aber bis jetzt haben wir noch nichts gefunden. Sicher ist bis jetzt nur, dass es sich um eine Urlauberin handelt.“ Ta Quok setzte sich in Bewegung, hielt das Absperrband in die Höhe und sie liefen nebeneinander durch den Wald.

      „Wie bei den anderen beiden?“, fragte Lange.

      „Ja. Auch ihr wurde die Kehle durchgeschnitten.“

      „Wer hat sie gefunden?“

      „Eine Spaziergängerin. Oder besser: der Hund einer Spaziergängerin. Die beiden haben den Schock ihres Lebens bekommen.“

      „Verständlich. Welcher Rechtsmediziner?“

      „Madame.“

      Lange zog die Augenbrauen hoch. „Wie ist ihre Laune?“

      Ta Quok lächelte dünn. „Sprich sie nicht an, ehe sie dich anspricht.“

      Wenige Meter entfernt standen uniformierte Polizisten und unterhielten sich gedämpft. Dahinter bewegten sich Beamte der Spurensicherung in weißen Overalls auf Händen und Knien langsam über den Boden. Ein weiterer hantierte mit einem Scheinwerfer. Als er die beiden Kriminalbeamten entdeckte, kam er auf sie zu und sagte: „Der Täter muss ziemlich viel Blut abgekriegt haben. Vielleicht hat er eine Spur hinterlassen, die uns zu ihm führt. Der Fährtenhund ist gerade dort drüben.“ Er deutete in Richtung des dichten Waldes. „Und versucht, die Blutspur zu verfolgen.“

      „Welcher Staatsanwalt ist zuständig?“, wollte Lange wissen.

      „Wagner“, antwortete Ta Quok. „Dieses Mal hat er es sich nicht nehmen lassen, sich die Sache persönlich anzusehen. Müsste jeden Augenblick hier sein.“

      Beim Tatort angekommen, rieb Lange sich über die Augen, doch als er die Hand wieder senkte, war das Bild vor ihm immer noch dasselbe: Über einem provisorisch aufgebauten Altar thronte ein schwarzes, auf dem Kopf stehendes Kreuz, mit einem Jesus, der düster zu ihnen heraufsah, als könne er selbst nicht glauben, was sich letzte Nacht direkt vor seinen Augen abgespielt hatte. Auf dem Altar lag eine nackte Frau, Hände und Füße mit Klebeband fixiert – wobei ihre Finger ineinander verschränkt waren, als würde sie ein letztes Mal beten –, und starrte mit leeren Augen in die Baumwipfel. Ihre Kehle war von links nach rechts durchschnitten und es schien keinen Zentimeter um sie herum zu geben, der nicht voller Blut war.

      „Ist sie so gefunden worden?“, wollte Lange wissen.

      Ta Quok nickte.

      „Wurde sie missbraucht?“

      „Dem ersten Anschein nach nicht. Allerdings hat der Mörder wieder seine … Markierung hinterlassen. Siehst du? Er hat es mit einem Messer in ihren Bauch geritzt.“

      Lange nickte langsam. „Ein Pentagramm.“

      „Jepp. Das Zeichen der Seelenräuber.“

      Die Luft um sie herum schien geradezu erfüllt von Grauen und nervöser Ratlosigkeit. Beide waren sie sich sicher, den Herzschlag des Bösen im Wald hören zu können.

      „Ich versteh das einfach nicht“, sagte Ta Quok nach ein paar Sekunden. „Ein Serienmörder, ausgerechnet in Wittenrode? In dem Kaff, in dem die Zeit stillsteht?“

      Lange warf ihm einen düsteren Blick zu.

      „Entschuldige, aber ich verstehe immer noch nicht,