Die Regimentstante - Band II. Nataly von Eschstruth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nataly von Eschstruth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711513248
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mein gnädiges Fräulein! Nun verliert ja selbst das „Kranksein“ alle Schrecken, wenn man weiss, dass Tante Resi über ihren Schützlingen wacht! — Ich danke Ihnen verbindlichst im Namen des ganzen Offizierskorps, dass Sie unseren Kameraden so wacker pflegen!“

      „Das ist selbstverständlich und nicht der Rede wert; übrigens habe ich eine Bitte an Sie, sehr verehrter Herr Oberst!“

      „Verfügen Sie über mich, meine Gnädigste, aber zuvor gestatten Sie mir noch schnell eine Frage, welche mich zu diesem Überfall in Ihr Boudoir getrieben hat. Lautet die Antwort recht erfreulich, so öffnet sie Ihren Wünschen um so energischer Thür und Thor!“

      Resi zog den Store etwas vor das Fenster, weil das helle Licht ihren Gast blendete, — und Laucha empfand diese Aufmerksamkeit sehr angenehm, obwohl er sie nicht erwähnte, sondern eilig fortfuhr: „Seit unserer letzten Aussprache im Schlossgartenpavillon scheinen die Ereignisse in Maisenburg still zu stehen. Ich warte jeden Tag, dass die Bombe einschlagen soll — aber weder ein fernes Brummen noch Pfeifen meldet mir an, dass solch Projektil im feindlichen Lager abgeschossen ist. Sie hatten die grosse Güte und Courage, mein gnädiges Fräulein, die Angelegenheit in Ihre thatkräftigen Hände nehmen zu wollen, und da komme ich denn in der Annahme her, dass Sie den Gegner rekognosziert haben und über seine Pläne und Absichten nunmehr unterrichtet sind!“

      Resi lachte über das ganze Gesicht. „In der ganzen Welt ist Frieden — und der Krieg wird abgeschafft!“ sang sie beinahe übermütig; „Gott sei Dank, man denkt weder an böse Pläne, noch hat man die Absicht, irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, — die ganze fatale Sache ist beigelegt und ausgestanden, und Sie werden diesbezüglich überhaupt nichts mehr zu hören bekommen!“

      Wie ein Aufleuchten ging es über Lauchas faltiges Gesicht.

      „Auf Wort?! — Ist das verbürgte Wahrheit oder nur sensationelle Zeitungsente?“ scherzte er.

      „Verbriefte und besiegelte Wahrheit! Hier liegt ein Billet der Präsidentin, welches Sie vielleicht interessiert!“

      Der Oberst las: „In aller Eile herzlichsten Gruss! Mein Mann ist von allem unterrichtet und, wie ich Ihnen voraussagte, teuerstes Fräulein von Wieders, ganz unserer Ansicht, dass nach dieser Beleuchtung der Dinge absolut kein Grund vorliegt, beleidigt zu sein! Er wird energisch darauf hinwirken, dass der ganze, thörichte Klatsch dahin verbannt werde, wo er hingehört, in die Rumpelkammer! Auch die anderen Herren — Brauer, Werner, Lachner — haben ihm völlig zugestimmt. Allerdings würde es gut sein, eine freundschaftliche Begegnung der Herren mit dem Offizierskorps zu veranlassen, um die Sache endgültig zu Grabe zu tragen! Wie denken Sie darüber, meine Liebste? Die Töchter küssen ihrem teuren Pflegemamachen die Hand, und mein Mann empfiehlt sich bestens! In aller Eile Ihre sehr ergebene Chlotilde von Haun, geb. Inselbach.“

      „So; na das lässt sich hören!“ schmunzelte Laucha, „da wäre ja also wirklich alles wieder in schönster Ordnung; und wem verdanken wir das? Unserer wackeren Regimentstante! Wahrlich, mein liebes Fräulein Resi — Sie haben da eine neue Charge creiert, welche allen anderen Regimentern zur Nachahmung anempfohlen werden müsste! Gestatten Sie, dass ich diese kluge, gütige, energische Hand unseres Friedensengels küsse!“

      Resi wehrte in ihrer frischen Art ab. „Um alles in der Welt, Herr von Laucha, machen Sie nicht aus einer armseligen Mücke einen Elefanten! Was ich habe und bin, steht im Dienste des Regiments. Und nun zur Tagesordnung zurück! An den Brief der Präsidentin schliesst sich allsogleich meine Bitte. Sie lasen, dass man eine freundschaftliche Begegnung wünscht?“

      „Ganz recht; was könnte man da thun? Haben Sie bereits darüber nachgedacht?“

      „Ja, — ich that es. —

      „Und das Resultat?“

      Resi sah nachdenklich auf ihre Fingernägel nieder. „Das Civil hat sich ausserordentlich nachgiebig und friedfertig gezeigt —“ sagte sie mit Nachdruck, „es würde nun wohl nicht zu viel sein, wenn auch das Regiment sich in jeder Weise entgegenkommend erwies!“

      „Ganz meine Ansicht.“

      „Wir haben sonst unsere Regimentsbälle erst nach Weihnachten gegeben, — der frühe Winter berechtigt uns dieses Jahr, schon jetzt Einladungen zu einem derartigen Fest ergehen zu lassen. Um diese gütige Erlaubnis wollte ich Sie bitten, Herr Oberst!“

      „Aber selbstverständlich, mein gnädiges Fräulein, Ihr Vorschlag wird ohne Debatte angenommen. Die jungen Herren werden höchst angenehm überrascht sein! Wo gedenken Sie das Fest zu arrangieren?“

      „Wir haben leider keine Wahl, — es muss wie stets im Hotel stattfinden. Und daran möchte ich allsogleich noch einen anderen Wunsch knüpfen.“

      „Ich bitte —“

      Resi stützte die Hände auf den Tisch und richtete sich sehr resolut auf. „Wir sind diesmal mit dem blauen Auge davon gekommen, Herr Oberst, wir haben uns abermals überzeugt, dass solche antidiluvianischen Zustände, wie sie bisher walteten, auf die Dauer unmöglich sind. Das Offizierskorps muss sein Regimentshaus, seinen eigenen Mittagstisch haben, das ist eine absolute Notwendigkeit.“

      Laucha zuckte die Achseln. „Niemand sieht dies mehr ein, wie ich. Sie wissen auch, mein gnädiges Fräulein, dass schon mancher Anlauf gemacht worden ist, diesen Traum zu verwirklichen, aber leider stets vergeblich. Die Räumlichkeiten der kleinstädtischen Hotels sind sehr beschränkt, über mehr wie einen Esssaal verfügt kein einziges, und das Billardzimmer opfern die Wirte nicht. Wir hatten ja schon einmal die Absicht, in einem Zimmer der ersten Etage zu essen, aber das erwies sich als zu klein, denn bei unserer hohen Zahl von unverheirateten Herren ist unsere Tafelrunde eine recht respektable!“

      „Und ein eigenes Regimentshaus gründen?“

      „Das kostet Geld, recht viel Geld sogar, und wir verfügen über keinen derartigen Fonds, um ein Haus zu kaufen, oder zu mieten, es einzurichten und eine Menage in Gang zu bringen! Das Regiment hat ja nichts, absolut nichts hier vorgefunden, weder Kaserne, noch Kasino, und wenn ja auch das Offizierskorps aus meist recht vermögenden Leuten besteht, so kann ich als Kommandeur doch nicht dafür stimmen, dass die Börse der Herren für eine private Allgemeineinrichtung zu hoch belastet wird!“

      „Ich sollte denken, dass sich ein anständiges, wenn auch fürs erste noch bescheidenes Unterkommen auch ohne erhebliche Kosten beschaffen liesse —“ beharrte Resi mit ihrer liebenswürdigen Ruhe, „darf ich wohl einmal versuchen, bester Herr von Laucha, eine Offiziersmesse zu stande zu bekommen? Es lässt mir keine Ruhe, bis ich wenigstens jede Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, erschöpft weiss!“

      Der Oberst verneigte sich mit einer zustimmenden Geste. „Ich würde Ihre Bemühungen als eine der grössten Freundlichkeiten auffassen, welche je dem Regiment erwiesen sind, und was in meinen Kräften steht, dieselben zu unterstützen, soll mit grösster Bereitwilligkeit geschehen. Sie haben uns schon so oft Proben Ihres fabelhaften Talentes „Unmögliches möglich zu machen“ gegeben, verehrteste Tante Resi, dass es wie Verblendung aussieht, in diesem Fall Ihren Erfolg anzuzweifeln, doch gilt es hier mit so viel realen und klingenden Hindernissen zu rechnen, dass Geschicklichkeit und Klugheit allein kaum dagegen ankämpfen dürften! Immerhin bitte ich Sie von Herzen, sich für die Angelegenheit zu interessieren, wir stehen ja bereits auf dem Standpunkt, all unsere Sorgen und Anliegen rücksichtslos zu unserer Tante Resi zu tragen!“

      „Hoffen wir das Beste; erreiche ich etwas, so bitte ich um die Erlaubnis, weitere Rücksprache nehmen zu dürfen. Und wegen des Balles wollen wir sobald wie möglich eine Entscheidung treffen; es wäre gut, wenn die Einladungen nächster Tage schon ergehen könnten!“

      „Ich werde heute bei Tisch das Nähere veranlassen. Sie erhalten sogleich durch eine Ordonnanz Bescheid, mein gnädiges Fräulein, und ich bitte Sie schon im voraus, im Namen der Herren, das Arrangement des Festes wieder etwas zu beaufsichtigen, oder ganz in Ihre Hände zu nehmen. Sie kommandieren sich zwei der Herren zu Ihrer persönlichen Dienstleistung und werden alles wieder ebenso tadellos zu stande bringen, wie all die Jahre zuvor, wo Sie bereits die Oberleitung all solcher Veranstaltungen übernommen hatten. Ich hörte bereits mit