Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Chefarzt Dr. Norden Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975135
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mich denkst du dabei überhaupt nicht, oder?«, fragte er beleidigt. »Ich hätte schon gern noch eine Weile was von dir.«

      »Du kannst mich ja einbalsamieren lassen und in die Ecke stellen.« Lenni kicherte albern. »Wie dieses Volk, diese Torajan. Ich habe da mal einen Bericht in der Zeitung gelesen …«

      Klirrend landete Oskars Gabel im Teller. Reis spritzte nach allen Seiten. Doch er nahm keine Notiz davon. Mit vor Wut blitzenden Augen starrte er Lenni an.

      »Wie geschmacklos. Was ist denn nur los mit dir?«

      Sein Tonfall brachte sie zur Besinnung.

      »Komm schon, Oskar. Das war doch nur ein Scherz.« Beschwichtigend legte sie die Hand auf seinen Arm. »Sei nicht böse. Ich wollte damit doch nur sagen, dass ich mein Leben noch ein bisschen genießen will. Wir wissen doch beide aus eigener Erfahrung, wie schnell es vorbei sein kann.«

      Oskar öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Bei Lennis Worten kam ihm wieder die Bemerkung Andrea Sanders in den Sinn, und eine eiskalte Hand mit Namen Angst griff nach seinem Herz.

      *

      Auch nach der Operation gab es in der Klinik noch genug zu tun für Dr. Daniel Norden, sodass Fee an diesem schicksalhaften Abend allein nach Hause fahren musste. Sie warf den Schlüssel auf die Kommode im Flur und schlüpfte aus den Schuhen.

      »Hallo? Ist jemand da?« Ihre Stimme hallte durchs Haus. »Dési? Jan?«

      Eine Weile stand sie zwischen Wohnzimmer, Küche und Esszimmer und lauschte. Als sie keine Antwort bekam, holte sie eine Flasche Wein, entkorkte sie und setzte sich an den Esstisch. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Was, wenn Melanie das Kind verlor? Oder Laurenz nie mehr laufen konnte? Ein Gedanke war schrecklicher als der andere, und sie war froh, als es klingelte. Das war bestimmt eines der Kinder, das wieder einmal den Schlüssel vergessen hatte. Doch weit gefehlt.

      »Sandra …, ich meine, Frau Neubeck?« Überrascht musterte Fee die Besucherin.

      »Hallo!« Eine Hand auf der Umhängetasche, stand Sandra vor der Tür. »Bitte entschuldigen Sie die Störung. Aber Ihre Geschichte hat mir keine Ruhe gelassen. Deshalb war ich vorhin bei Frau Grün. Vielleicht beruhigt es Sie ja, dass es Mutter und Kind halbwegs gut geht. Die Therapie des Kollegen Gröding scheint anzuschlagen. Die Wehentätigkeit ist deutlich zurückgegangen.«

      »Sie sind extra hierhergekommen, um mir das zu sagen?« Fee konnte es nicht fassen.

      »Ich sagte doch: Wir Frauen müssen zusammenhalten.«

      Einen Moment lang standen sie sich schweigend gegenüber, bis Felicitas sich plötzlich an ihre guten Manieren erinnerte.

      »Ich bin unhöflich.« Sie trat einen Schritt zur Seite und machte die Tür weiter auf. »Bitte, kommen Sie doch herein.«

      »Wenn es keine Umstände macht.«

      Fee schüttelte den Kopf.

      »Ganz und gar nicht!« Sie ging voraus ins Esszimmer und bot Sandra einen Platz an. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«­

      Sandra entdeckte die Flasche und das halbvolle Glas Rotwein.

      »Oh, ich nehme gern auch ein Glas Wein. Aber nur, wenn ich wirklich nicht störe.«

      Fee ging in die Küche, um ein Glas zu holen.

      »Daniel wurde in der Klinik aufgehalten, und die Kinder sind mal wieder ausgeflogen. Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn ich an diesem Abend nicht allein sein muss.«

      »Verständlich.« Hell klangen die Gläser aneinander. »Aber Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.«

      Fee ließ den Wein im Glas kreisen und sah Sandra Neubeck sinnend an.

      »Am liebsten würde ich die ganze Zeit bei den beiden bleiben«, gestand sie leise. »Aber morgen wartet ein anstrengender Tag auf mich. Der OP-Plan ist bis oben hin voll. Da bleibt mir kaum Zeit, mich davonzustehlen.«

      Ohne Fee aus den Augen zu lassen, trank Sandra noch einen Schluck.

      »Herr Grün liegt auf meiner Station. Ich könnte mich ein wenig um ihn kümmern, wenn Ihnen das etwas hilft.«

      »Das würdest du …, ich meine …, das würden Sie tun?«

      Sandra lachte leise und hielt Felicitas erneut das Glas hin.

      »Warum machen wir und das Leben so schwer? Ich bin Sandra. Aber das weißt du ja längst.«

      Fee zögerte kurz.

      »Felicitas. Aber das weißt du ja auch schon.« Einen gnädigen Augenblick lang waren die Sorgen vergessen. Die beiden Frauen verschränkten die Arme ineinander und tranken Brüderschaft. Um die neue Freundschaft zu besiegeln, gaben sie sich zu guter Letzt links und rechts ein Küsschen auf die Wangen.

      Ihr Lachen war kaum verklungen, als Fees Gedanken schon wieder zu ihren Freunden zurückkehrten.

      »Melanie kann ihren Mann nicht besuchen. Das macht es nicht gerade leichter für Laurenz«, murmelte sie versonnen. »Du willst dich wirklich um ihn kümmern?«, hakte sie noch einmal nach, als könnte sie es nicht glauben.

      Sandra freute sich. Am Anfang war sie nicht sicher gewesen, ob der Besuch bei der Frau des Chefs nicht doch eine Schnapsidee gewesen war. Das Gegenteil war der Fall. Es hätte gar nicht besser laufen können.

      »Natürlich. Wenn es dir damit besser geht!«, erwiderte sie innig.

      »Du bist ein Schatz!«, erwiderte Felicitas und fasste zum ersten Mal seit dem Unglück wieder ein wenig Zuversicht.

      *

      Schon vor Stunden hatte Andrea Sander Feierabend gemacht, und endlich war auch Dr. Norden so weit, nach Hause zu gehen. Er warf einen letzten prüfenden Blick auf den Schreibtisch und überlegte noch, ob er irgendetwas vergessen hatte, als er Schritte hörte.

      »Herr Fuchs, was machen Sie denn um diese Uhrzeit noch hier?«, fragte er den Verwaltungsdirektor, der gleich darauf in der Tür auftauchte.

      »Ich habe auf Sie gewartet, was denn sonst?« Sichtlich schlecht gelaunt trat Dieter Fuchs an den Schreibtisch. »Haben Sie endlich Zeit für mich?«

      Daniel unterdrückte ein Seufzen. Er wusste, dass Fee allein zu Hause war und furchtbar unter dem Unfall litt. Eigentlich hatte er schon vor ein paar Stunden bei ihr sein wollen.

      »Hat das nicht Zeit bis morgen? Meine Frau wart …«

      »Solche Worte hätte Frau Dr. Behnisch niemals in den Mund genommen. Für sie stand die Klinik immer an erster Stelle«, bemerkte Fuchs verächtlich.

      »Deshalb musste sie auch aus gesundheitlichen Gründen aufhören«, erinnerte Dr. Norden den Verwaltungsdirektor.

      Der war auf diesem Ohr taub.

      »Sie sind jetzt Chef dieser Klinik und kein kleiner Allgemeinarzt mehr. Mir scheint, Sie vergessen das ab und zu.«

      Müde fuhr sich Daniel über die Augen. Er hatte weder Zeit noch Lust auf so eine Diskussion.

      »Erstens bin ich nicht Dr. Behnisch. Und zweitens denke ich nicht, dass ich mir von Ihnen vorschreiben lassen muss, wie ich meine Arbeit zu tun habe.« Er schob ein paar Unterlagen zusammen und löschte die Schreibtischlampe.

      Dieter Fuchs musste wohl oder übel einsehen, dass er so nicht weiterkam. »Jetzt seien Sie doch nicht so empfindlich!«, verlangte er und folgte Daniel ins Vorzimmer, das still und dunkel dalag. »Meinetwegen können Sie arbeiten, wann und wie Sie wollen. Wenn ich eine Entscheidung habe wegen der Assistenzarztstellen. Wie Sie wissen, wurden unsere Mittel gekürzt. Wir können unmöglich alle Assistenzärzte weiterbeschäftigen. Daher bitte ich Sie, die Kandidaten unter die Lupe zu nehmen, die noch in der Probezeit sind. Suchen Sie die beiden vielversprechendsten Kollegen aus. Andernfalls entscheidet das Los.«

      »Wie lange habe ich Zeit?« Daniel schloss die Tür zu seinem Büro ab.

      »In einer Woche