PANDARUS, Oheim der Cressida
MARGARELON , ein Bastardsohn des Priamus
AGAMEMNON, Oberanführer der Griechen
MENELAUS, sein Bruder
ACHILLES griechische Heerführer
AJAX griechische Heerführer
ULYSSES griechische Heerführer
NESTOR griechische Heerführer
DIOMEDES griechische Heerführer
PATROKLUS griechische Heerführer
[TERSITES ]
THERSITES, ein mißgebildeter und vulgärer Grieche
ALEXANDER, Diener der Cressida
PAGE des Troilus, DIENER des Paris, DIENER des Diomedes
HELENA, Gemahlin des Menelaus
ANDROMACHE, Gemahlin des Hektor
KASSANDRA, Tochter des Priamus , eine Prophetin
CRESSIDA, Tochter des Kalchas
Trojanische und griechische Krieger und Gefolge
Die Szene ist in Troja und im griechischen Lager vor dieser Stadt
Englisch
PROLOGUS
Die Szen ist Troja. Von den Inseln Gräcias
Sandten zornmütge Fürsten, heißen Bluts,
Zum Hafen von Athen die Ruderschiffe,
Beladen mit den Dienern und der Rüstung
Des grausen Krieges. Neunundsechzig sinds,
Gekrönte Fürsten, die von Attika
Gesegelt sind gen Phrygien; ihr Gelübde,
Troja zu schleifen, wo im Schirm der Mauern
Helena ruht – geraubt dem Menelaus –
Beim liebesselgen Paris: das die Ursach!
Sie ziehn nach Tenedos,
Und dort spein ihre kriegerische Fracht,
Die tief sie drückte, nun die Schiffe aus;
Vor Troja baut das unversehrte Heer
Feldlager auf. – Sechstorig Priams Stadt
– Dardania, Thymbria, Ilias, Chetas, Troas
Und Antenoridas –, mit mächtgen Krampen
Und wohlausfüllend schwer gewichtgen Riegeln,
Schließt Trojas Söhne ein. –
Erwartung nun, die muntern Geister schürend
Auf dieser Seit und jener, Troer, Griechen,
Setzt alles auf das Spiel; und hieher komm ich
Als Prologus im Harnisch; nicht vertrauend
Dem Werk des Dichters noch der Spieler Kunst,
Nur angetan, dem Kriegsgedichte ziemend,
Meld ich euch, edle Hörer, wie das Spiel,
Des Kampts Beginn und Erstlinge verschweigend,
Anfängt im Mittelpunkt, von dort enteilt
Und nur, wo sich die Szene bietet, weilt.
So haltet Lob und Tadel nicht zurück;
Bald gut, bald schlimm, es ist nur Kriegesglück.
Englisch
ERSTER AKT
ERSTE SZENE
Troja . Vor dem Palsat des Priamus
Troilus in Waffen und Pandarus treten auf.
TROILUS
Ruft meinen Knappen her, mich zu entwaffnen;
Was soll ich vor den Mauern Trojas fechten,
Dem hier im Innern tobt so wilder Kampf?
Wem von den Troern noch ein Herz gehört,
Der zieh ins Feld; ach, Troilus hat keins!
PANDARUS
Kommst du denn damit nie zurecht?
TROILUS
Der Griech ist stark und bei der Kraft gewandt,
Keck bei Gewandtheit und bei Keckheit tapfer;
Doch ich bin schwächer als des Weibes Tränen,
Zahmer als Schlaf, betörter als die Einfalt,
Zaghafter als die Jungfrau in der Nacht
Und ungewandt wie unbelehrte Kindheit.
PANDARUS
Nun, ich habe dirs genug gesagt; ich meinesteils werde mich nicht mehr drein mischen und mengen. Der, der aus dem Weizen einen Kuchen haben will, muß das Mahlen abwarten.
TROILUS
Hab ich nicht gewartet?
PANDARUS
Ja, auf das Mahlen; aber Ihr müßt das Beuteln abwarten.
TROILUS
Hab ich nicht gewartet?
PANDARUS
Ja, auf das Beuteln, aber Ihr müßt das Säuern abwarten.
TROILUS
Auch darauf hab ich gewartet.
PANDARUS
Ja, aufs Säuern; aber nun kommt noch in dem Wort »hernach« das Kneten, das Formen des Kuchens, das Heizen des Ofens und das Backen; ja, Ihr müßt auch noch das Kaltwerden abwarten, oder Ihr lauft Gefahr, Euch die Lippen zu verbrennen.
TROILUS
Die Langmut selbst, wie sehr sie Göttin ist,
Weicht vor dem Dulden mehr als ich zurück.
Ich sitz an Priams Königstisch, und kommt
Die holde Cressida mir in den Sinn –
Verräter du! – sie »kommt?« Wann wär sie fort?
PANDARUS
Gewiß, sie war gestern abend reizender, als ich sie oder irgendein Mädchen je gesehn.
TROILUS
O laß dir noch erzählen: wie mein Herz,
Als sprengts ein Seufzer, mir zerbrechen wollte;
Daß mich mein Vater nicht erriet' noch Hektor,
Verbarg ich, wie die Sonn im Sturme leuchtet,
In eines Lächelns Falte diesen Seufzer;
Doch gleicht, in Schein der Lust verhüllt, Bedrängnis
Dem Scherz, der bald zum Gram wird durchs Verhängnis.
PANDARUS
Ja, wär ihr Haar nicht etwas dunkler als das der Helena – doch was tut das?