Was wollte die Polizei von ihr?
War wieder irgendwo jemand auf der Flucht?
Einen Geldräuber hatten sie schließlich schon mal hier oben gehabt, und das war eine ziemlich aufregende Sache gewesen, gefährlich gewesen war sie auch, denn der Mann war skrupellos gewesen, weil er nichts mehr zu verlieren gehabt hatte, und Leni und sie hatten in seiner Gewalt ganz schön gezittert.
Der Höherstehende nannte seinen Namen, den seines Kollegen auch, aber das rauschte an Bettina vorüber, weil sie sich noch immer fragte, weswegen sie wohl gekommen waren. Der beschauliche Fahrenbach-Hof war nicht unbedingt der Ort, an dem sich die Polizei die Klinke in die Hand gab.
»Frau Fahrenbach?«, erkundigte der Polizist sich.
Bettina nickte.
»Ja, die bin ich … Bettina Fahrenbach.«
Sollte sie etwas angestellt haben? Das war wohl eher unwahrscheinlich, sie war sich eigentlich sicher, und dennoch beschlich einen sofort ein Gefühl des Unbehagens, wenn man einen Polizisten vor sich sah, der dazu noch wusste, wer sie war und wo sie wohnte.
»Und Thomas Sibelius? Der wohnt auch hier?«, fragte der Uniformierte weiter.
Du liebe Güte!
Wollten sie jetzt vielleicht dem armen Thomas an den Kragen?
»Ja, richtig, Herr Sibelius ist mein Verlobter, in wenigen Tagen mein Ehemann …«
Schaute er sie mitleidig an, oder bildete sie sich das nur ein?
Der Jüngere der beiden blickte zur Erde und trat von einem Fuß auf den anderen.
»Äh …, dürfen wir vielleicht eintreten?«, erkundigte sich der erfahrenere Polizist.
Bettina begann zu lachen.
»O ja, herzlich gern, aber Sie werden meinen Verlobten nicht vorfinden, der ist verreist. Wenn Sie Thomas sprechen wollen, dann müssen Sie schon noch mal wiederkommen … Was hat er denn verbrochen? Eine rote Ampel überfahren oder war er auf irgendeiner Landstraße zu schnell?«
Sie schaute die beiden Männer an.
»Wenn Sie wegen so einer Lächerlichkeit zu zweit heraufgekommen sind, dann muss ich sagen, dass die Polizei offenbar viel Zeit zu haben scheint. Mein Verlobter hat einen festen Wohnsitz, ist hier polizeilich gemeldet. Also er wird wegen einer Geldstrafe oder wegen eines Eintrages in der Verkehrssünderkartei in Flensburg ganz gewiss nicht die Flucht ergreifen.«
Bettina konnte sich nicht vorstellen, dass es einen anderen Grund für das Kommen der beiden Männer geben konnte als eine Verkehrsübertretung.
Humor schienen die zwei im übrigen nicht zu haben, denn sie verzogen bei ihren Worten nicht einmal ihre Gesichter. Wenn sie an deren Stelle gewesen wäre, sie hätte belustigt gelacht oder wenigstens belustigt das Gesicht verzogen.
Nun, es sollte ihr auch egal sein, die beiden sollten verschwinden, sie wussten doch nun, dass Thomas nicht daheim war.
Derjenige, der ohnehin die ganze Zeit über geredet hatte, ergriff wieder das Wort.
»Frau Fahrenbach, wir haben Ihnen etwas zu sagen. Es wäre besser, wenn Sie uns ins Haus hineinlassen würden.«
Jetzt wurde Bettina ein wenig mulmig zumute.
Sie trat beiseite.
»Bitte schön, kommen Sie herein«, sagte sie mit einer beinahe piepsigen Stimme.
Sie humpelte voraus, überlegte fieberhaft, wohin sie die Männer führen sollte, dann entschied sie sich für das Wohnzimmer.
Sie bot den Männern einen Stuhl an, blieb selbst aber stehen.
»Sie sollten sich auch setzen, Frau Fahrenbach«, forderte der Polizist sie auf.
Bettina setzte sich.
Einen Augenblick lang war es still, beklemmend still, die Stille war geradezu belastend, und Bettina hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, weil sie das, was sie vielleicht gleich erfahren würde, nicht hören wollte.
Es würde nichts Angenehmes sein, das ahnte sie.
»Frau Fahrenbach, wir müssen Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Herr Thomas Sibelius …, äh, Ihr Verlobter, bei der Explosion eines Lear-Jets ums Leben gekommen ist. Alle vier Insassen und der Pilot haben die Explosion an Bord nicht überlebt.«
Normalerweise hätte Bettina jetzt angefangen zu schreien. Aber sie blieb ganz ruhig, richtete sich noch ein wenig mehr auf.
»Es tut mir leid, es muss sich hierbei um eine Verwechslung handeln. Mein Verlobter befindet sich in London, und er wird in«, sie blickte auf ihre Armbanduhr, »er wird in einer Stunde mit einer Linienmaschine in London abfliegen. Tut mir leid, dass Sie sich vergebens herbemüht haben. Es kann Thomas nicht sein, der in einem Lear-Jet gesessen hat. Er hat ein Hin- und Rückflugticket, und das weiß ich so genau, weil ich nämlich auch in der Maschine gesessen hätte, wenn ich nicht einen kleinen Unfall gehabt hätte.« Sie streckte ihren Fuß ein wenig nach oben, um es ihnen zu zeigen und nun wünschte sie sich nur noch, dass die Männer endlich gehen sollten.
Sie hatte die Verwechslung doch aufgeklärt, warum standen sie nicht auf, sondern blieben noch sitzen?
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