Kein Drummer zum Küssen. Jennifer Schreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schreiner
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945163702
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doch vergebliche Liebesmühe zu sein«, behauptete sie herausfordernd.

      Ihr Blick hing wie gebannt an mir und meinen Lippen und nur zu gerne hätte ich gewusst, was sie über mich dachte. Stattdessen begnügte ich mich mit einer weiteren Frage: »Du hättest deiner Kollegin vorhin am liebsten den Kopf abgerissen, oder?«

      Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an und ich wiederholte meine Frage langsam und deutlich – ganz ohne ihr den hübschen Hals umzudrehen.

      »Ja«, gab sie zu.

      »Wieso hast du sie nicht unterbrochen?«

      Blondie zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht, oder es war ihr egal. Ihre Worte ließen auf Letzteres schließen: »Wieso ist dir das wichtig?«

      »Ich will wissen, ob ich dich in meiner Nähe ertragen kann.«

      Obwohl sie mich immer noch anstarrte, gab sie mir durch eine Geste zu verstehen, dass ich den Satz wiederholen sollte. Ich seufzte leise und setzte mich neben sie. Wie konnte jemand so hübsches nur so … daneben sein?

      Unwillkürlich begannen meine Finger einen kleinen, nervösen Rhythmus zu klopfen.

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      Natürlich wiederholte Jacob seinen Satz nicht. Stattdessen trommelte er auf der Sitzbank herum und streifte dabei meine Finger. Ich zog meine Hand fort und verfluchte ihn im Stillen, weil er mir schon wieder zu nahe war. Durch seine Nähe wurde mir nervtötend intensiv bewusst, dass er halbnackt war – und ich auch.

      »Es würde vielleicht helfen, wenn du die Ohropax rausnimmst«, gestikulierte er plötzlich und ich starrte blinzelnd auf seine Hände. Hatte er eben …?

      In der nächsten Sekunde wurden meine langen Haare nach hinten gestrichen und Jacob musterte mich wie etwas besonders Ekeliges, das sich in seine Sauna verirrt hatte.

      »Erklärung«, verlangte er nonverbal.

      »Das gehörte zu dem Spiel, das wir für dich aufbauen wollten – um dich nicht abzulenken.«

      »Es ist eine verdammte Lüge!«, meinte er und seine Stimme war bar jeder Freundlichkeit.

      »Bei einem Office-Escort-Spiel geht es um Fantasie und darum, Wünsche zu erfüllen. Man muss sich darauf einlassen«, erklärte ich erzwungen geduldig, aber seriös.

      Jacob starrte mich an, seine Augen dunkel und unergründlich. Dann entfernte er kommentarlos und ohne mich zu fragen die weichen Stöpsel, die ich trug, um halbwegs glaubwürdig taub spielen zu können, aus meinen Ohren.

      »Dann war das Spiel Scheiße!«, meinte er. Er klang überheblich und genau wie ich mir einen Rockstar immer vorgestellt hatte. Korrektur: Genau wie ich wusste, dass Rockstars waren.

      »Vielleicht wäre es okay gewesen, wenn ich nicht ganz zufällig eine taubstumme Mutter hätte«, meinte Jacob einlenkend. Offenbar erwartete er keine Entschuldigung oder eine Antwort, denn er stellte sofort eine weitere Frage: »Wieso also habe ich zwei Mädchen bekommen, wenn ich eigentlich eines wollte?« Er sah mich an und zum ersten Mal fiel mir auf, dass er schöne Augen hatte. Doch es war seine Warnung, die mich nachdenklich werden ließ: »Zu einem Spiel mit mir gehört Ehrlichkeit!«

      Ich dachte kurz über seine Worte nach und entschied mich wirklich für die Wahrheit: »Es hieß, es würde jemand für ästhetische Aufgaben gesucht, aber auch jemand, der sehr dominant ist. Da es zurzeit keine Escort-Dame gibt, die beides kann und ich für meine Lieblingsaufgaben gerne auf Hilfe und ein menschliches ‚Stoppschild‘ zurückgreife, bot es sich an.«

      »Du bist also die mit dem ästhetischen Gespür?«, erkundigte sich Jacob und musterte mich, als hoffte er, mich so einer Lüge zu überführen.

      Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, dass das besonders klug war.

      »Du bleibst hier. Niobe fliegt heim!«, beschloss er. Sein Tonfall ließ keinen Spielraum für einen Widerspruch.

      Ich tippte mir trotzdem an die Stirn. Eine universelle Geste, die meinem Gegenüber klar machte, was ich von der Idee hielt. »Ich denke, wir zwei sind nicht kompatibel.«

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      »Und ich denke, das interessiert mich nicht.« Ich schenkte Barbie ein böses Lächeln. Sie hatte sich die Suppe eingebrockt, jetzt konnte sie diese auch alleine auslöffeln! Selbst schuld, wenn sie gemeinsame Sache mit Trish und Alex machte!

      »Sie bleibt oder wir gehen beide«, verhandelte die widerspenstige Escort-Dame und ihre Wut klang wie Musik in meinen Ohren.

      »Ich befürchte, diese Entscheidung liegt nicht bei dir.«

      Das Timing des startenden Hubschraubers hätte nicht besser sein können, denn genau in diesem Moment drang der Lärm der Rotoren bis in die Sauna.

      Barbie starrte mich einen Augenblick mit großen, blauen Augen an, dann sprang sie auf. Auf dem Weg zur Tür bemerkte sie, dass sie niemals schnell genug sein würde, denn sie hielt an und wandte sich zu mir. »Bist du irre?«

      »Nein, ich weiß nur, was ich will.« Ich stand auf und trat zu ihr. So nahe, dass sie zu mir aufsehen musste, und ich genoss, dass sie klein war und wirklich exquisit. Jemand wie sie war vermutlich noch nie mit jemandem wie mir konfrontiert worden. Und ich war wirklich sauer auf sie, wegen der Lüge, weil sie irgendwas mit Alex zu schaffen hatte und weil sie niemals meinen Sinn von Ästhetik treffen konnte.

      »Du kannst nicht einfach mittendrin alles ändern«, protestierte sie. »Es gibt Regeln und der Vertrag …«

      »Genau das Stichwort, meine Schöne.« Ich schob mich näher zu ihr, drohender.

      »Versuchst du mich einzuschüchtern?« Sie verschränkte unwillig die Arme vor der Brust und sah genervt zu mir auf. »Ich dachte, du bist devot?«

      »Devot ist aber nicht gleichbedeutend mit blöd«, spottete ich.

      »Und wieso sollte ich darauf eingehen?« Immer noch wich sie nicht zurück und ließ sich auch nicht anmerken, ob ich sie tatsächlich einschüchterte.

      »Weil du das Geld brauchst, um deiner Mutter zu helfen?!«, schlug ich vor, um anschließend zu genießen, wie ihr Gesicht entgleiste. Völlig. Erst als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, ergänzte ich: »Als mir klar wurde, dass du nicht taub bist, habe ich Erkundigungen eingeholt. Ich lasse mich ungerne verarschen.«

      »Und ich arbeite nicht für einen erpresserischen Entführer«, zischte sie böse.

      »Du hast einen Arbeitsvertrag unterschrieben«, erinnerte ich sie, »halte ihn ein!«

      »Leck mich!« Ich konnte sehen, dass sie ihre Hände unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte – so als würde sie sich nur zu gerne auf mich stürzen. Etwas, was mich Grinsen ließ, genau wie mein Konter: »Wenn du es befiehlst gerne!«

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      Inzwischen war ich richtig wütend. Was zum Geier dachte sich dieser bescheuerte Rockmusiker? Dass er mich entführen oder einsperren konnte und ich mit ihm ins Bett ging? Ich würde nicht einmal meinen Job machen!

      Verärgert stampfte ich aus der Sauna und griff nach meinem Handy, das ich draußen zusammen mit dem flauschigen Bademantel platziert hatte. Kein Empfang. Verwirrt starrte ich das Display an, dann Jacob, der mir gefolgt war, nur um einen Wimpernschlag später in Richtung meines Zimmers zu gehen.

      »Die Telefone funktionieren nur mit Code«, erklärte Jacob. Seine Worte brachten mich zum Anhalten. Langsam drehte ich mich zu ihm um. Hatte ich vorher gedacht, ich wäre wütend, so war ich inzwischen beinahe rasend.

      »Was hältst du davon, wenn du dich erst einmal beruhigst?«, meinte er mit einer Mischung aus Arroganz, Amüsement und Herablassung.

      »Gib