Kein Drummer zum Küssen. Jennifer Schreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schreiner
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945163702
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warum Ruben immer noch nicht aufgegeben und Niobe angerufen hatte.

      Als mein Telefon schrillte, war ich beinahe erleichtert, da es mir eine Ablenkung erlaubte – und vielleicht eine Ausrede bot, um Ruben und den Auftrag endgültig abzuwimmeln. Ich war definitiv die Falsche!

      »Hei, Ava, Trish nochmal.« Ich atmete ein und starrte Ruben an, der gerade »Trish?« auf den zusammengefalteten Zettel geschrieben hatte, den er schon die ganze Zeit in der Hand hielt. Angespannt nickte ich.

      »Wieso hat das so lange gedauert?«, erkundigte sich Ruben in Richtung Telefon.

      »Weil ich mir erst einmal Gedanken zu dem Auftrag machen musste«, erklärte Trish, die die Worte ihres ehemaligen Chefs gehört hatte, schwieg dann aber. »Ich glaube auch, dass du und deine ästhetischen Fähigkeiten sehr gut zu Jacob passen würden.«

      »Er heißt ‚das Tier‘«, erinnerte ich. Wie ästhetisch und künstlerisch konnte er da schon sein? Außerdem erinnerte ich mich spontan an das letzte Foto, das ich in einem Hochglanzmagazin gesehen hatte: ein langhaariger, bärtiger Zausel, der sich auf irgendeiner Party daneben benahm. Für den jungen, attraktiven Mann auf dem Foto in unserer Akte hätte ich sicherlich eine schmückende Verwendung finden können … aber für einen Zausel, der außer Rand und Band war?

      »Und deswegen wird Niobe mitspielen und euch beide dominieren«, lenkte mich Trishs Stimme zurück auf das Telefonat und fort von dem gut aussehenden Mann auf dem Bild. »Du machst deine Performance doch sowieso immer mit jemandem zusammen?«

      Ruben wirkte erleichtert und reichte mir den gefalteten Zettel. Dort stand fast wortwörtlich derselbe Vorschlag, den mir Trish gemacht hatte. Verwirrt starrte ich meinen Chef an. Trotzdem gelang mir ein ungläubiges: »Ich soll mich also von Niobe dominieren lassen?«

      Ruben nickte mit geröteten Wangen und auch Trish meinte: »Ja, ich glaube, das wird bombastisch!«

      Nun ja, dachte ich und legte mit einem halbwegs dankbaren Gruß auf. Immerhin zwei von dreien sind hellauf begeistert.

      Ich selbst war mir da eher unsicher. Niobe war eine Augenweide, aber sie und ich befanden uns nicht gerade auf einer Wellenlänge, was unsere Sexualität anbelangte. Menschlich war sie ganz okay, aber mir persönlich zu herrschsüchtig und … naja, eben zu dominant. Außerdem stand ich auf eben genannte Feinheiten und war ein sehr visueller Mensch mit einem großen Hang zur Ästhetik. Oder mit anderen Worten: Wo ich ein Präzisionswerkzeug war, war Niobe der Durchschlaghammer.

      Ich wog meine Chancen gegeneinander ab, aber so wie ich Ruben einschätzte, würde er ohnehin nicht locker lassen, bis ich zumindest irgendeinen Vorschlag machte. Blieb nur zu hoffen, dass er oder dieses »Tier« ihn ablehnten.

      »Die Rollenverteilung ist dann also: Niobe ist die Dominante, ich spiele die Devote und Jacob? Du weißt, dass ich nicht auf Frauen stehe …« Ich ließ den Satz ins Leere laufen, denn eigentlich war ich auch nicht die Devote, sondern die, die die beiden anderen zum Spielen anleitete.

      »Jacob wird zwischen Niobe und dir stehen und mit dir spielen dürfen.«

      Ich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch. Das fehlte mir zu meinem Glück gerade noch. Ein devoter Rockmusiker, der als unbeherrschtes »Tier« verschrien war, durfte an mir versuchen, ob er Spaß an Dominanz hatte – und das unter Anleitung von Niobe.

      Seufzend dachte ich daran, wie gut dieser Jacob früher ausgesehen hatte und wie schick er sich in meiner Sammlung machen würde. Scheiße, ich stand auf gut aussehend! Außerdem fielen mir auf Anhieb Spiele ein, die ich diesen Jacob gerne spielen lassen würde!

      »Ich bestimme die Grenzen und die Spiele«, verlangte ich.

      Ruben nickte. Auch damit schien er gerechnet zu haben.

      »Sieben Tage, sieben ästhetische Spiele und Niobes Job ist es lediglich, als Boss aufzutreten, uns heiß zu machen und nicht kommen zu lassen – nicht mehr und nicht weniger! Das letzte Wort habe immer ich«, fixierte ich meine Bedingungen, ohne den Blickkontakt zu meinem Chef zu unterbrechen und mit fester Stimme.

      Wieder nickte Ruben, schien aber immerhin für einen Moment überrascht. Sekundenlang wirkte er, als müsste er gegen ein Lachen ankämpfen, dem er schließlich doch nachgab und mich musterte, als sähe er mich zum ersten Mal wirklich. Endlich meinte er, immer noch mit einem leichten, amüsierten Unterton: »Weißt du … für eine semi-devote Escort bist du verdammt dominant!«

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      1 – Arbeitsbedingungen

      Seltsamerweise war ich aufgeregt. Nicht so sehr auf das Treffen mit einem waschechten Rockstar, sondern auf das mit meiner Kollegin Niobe. Was aber auch daran liegen konnte, dass besagtes Treffen kurz vor dem Date mit dem Star stattfand, damit wir uns bereits in der VIP-Lounge des Flughafens auf eine vernünftige Linie einigen konnten.

      Wenn ich schon mit einer hyper-dominanten Diva zusammenarbeiten musste, wollte ich sie vorher dahingehend einnorden, dass es bei den Sessions um Schönheit ging und nicht so sehr um Schmerz. Ich wollte Jacob zur Hingabe an die Kunst bewegen, nicht mich selbst in einem Strudel von Lust und sinnlichen Versuchungen wiederfinden.

      Schließlich war ich nicht von Walt Disney großgezogen worden und kannte Niobes Schwachpunkte beinahe so gut wie meine eigenen. Sie konnte einer Herausforderung nicht widerstehen, und ich wurde schwach, wenn jemand kreativ war und meinen Sinn für Vollkommenheit teilte.

      Vielleicht war auch das der Grund, warum mich Niobes Anblick, als sie in die beinahe leere kleine Aufenthaltshalle schwebte, wie immer ein wenig aus der Fassung brachte. Ihre langen, schwarzglänzenden Haare, ihre Haut, die an einen guten Milchkaffee denken ließ, und ihr perfektes Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den mandelförmigen Augen genau wie ihre hervorragende Figur, ließen mich jedes Mal an die junge Naomi Campbell denken – abgesehen natürlich von der Hautfarbe. Genau wie ihr stolzes Auftreten, das sie wie eine ägyptische Göttin aus vergangenen Zeiten wirken ließ. Wenn man auch nur ein winziges bisschen devot war, war man verloren. Man wollte vor ihr niederknien und ihre Füße küssen – wahlweise auch ihre Schuhe, auch wenn ich lieber Haut unter meinen Lippen spürte.

      Selbst jetzt fühlte ich den Drang vor ihr zu knien, obwohl ich doch der Boss des Auftrags war.

      »Hallo, Kleine!« Niobes Lächeln, mit dem sie ihren Koffer abstellte, war echt. Sekunden später küsste sie mich auf den Mund. »Ich freue mich, dass wir zusammen spielen.«

      »Du weißt, dass ich nicht auf Frauen stehe?«, erkundigte ich mich, ein wenig perplex ob dieser Begrüßung.

      Zum Glück schien Niobe kein Problem mit dieser Abfuhr zu haben, sondern meinte belustigt: »An was hast du denn sonst so gedacht?«

      Ich reichte ihr den Zettel, auf dem ich kurz zuvor meinen extra für die Woche gebuchten Lieblingsort und einige meiner Lieblingsspiele skizziert hatte – und die, die ich schon immer hatte ausprobieren wollen.

      Die glutäugige Schönheit überflog die Notizen und nickte schließlich anerkennend. »Ich hoffe, ich bekomme das hin!«

      Ihr Tonfall war so besorgt, dass er mich wider besseren Wissens rührte. Anscheinend passten wir doch ganz gut zusammen und konnten uns gegenseitig unterstützen und vor Fehlern oder Versäumnissen bewahren. Etwas, was allerdings ohne Wissen des Kunden stattfinden musste, um unsere Autorität nicht zu untergraben oder den Fluss des Spieles zu gefährden.

      »Kannst du noch Gebärdensprache?«, fragte ich, ohne Worte zu benutzen. Eine der wenigen Leidenschaften, die wir beide miteinander teilten: Ich, weil mich diese Möglichkeit der Kommunikation schon immer fasziniert hatte, und Niobe, weil ihre Mutter gehörlos war.

      »Ja«, antwortete Niobe nach einer kurzen Pause, in der man ihr ihre Überraschung ansehen konnte.

      »Dann werden wir uns so verständigen«, beschloss ich. Die Chancen, dass ein Rockmusiker mehrere