Kein Drummer zum Küssen. Jennifer Schreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schreiner
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783945163702
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starrte sie einen Moment fassungslos an, dann musste ich mich abwenden und einsteigen, um nicht vor ihr in lautes Lachen auszubrechen. Für eine Barbie war sie verdammt schlagfertig und frech und … ich starrte auf das Instrumentenpult, während mir ein böser Verdacht kam.

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      Ich schloss schicksalsergeben die Augen und prüfte noch einmal den Halt meiner Sitzgurte. Der schöne Ort in der Einsamkeit war ja irgendwie meine blöde Idee gewesen, also musste ich jetzt auch mit Jacobs Vorschlag und diesem Flug leben. Blieb nur zu hoffen, dass der Typ nur nach Drogen aussah und keine nahm. Er hatte klar geklungen und auch an seinen Augen hatte ich nichts ablesen können.

      Trotzdem betete ich leise darum, nicht als spannender Blutklecks in der Landschaft zu enden. Immerhin hatte Jacob ja einen Co-Piloten. Wo auch immer er den so schnell her hatte. Und auch den Hubschrauber …

      Sekunden später wurde es laut und das Gefühl in einer startenden Kiste mit plötzlich viel zu vielen Fenstern zu sitzen, war gelinde gesagt so gruselig, dass ich an nichts anderes denken konnte.

      »Wohin fliegen wir?« Niobes Stimme über Kopfhörer riss mich aus meinen Gedanken.

      »Nova Scotia«, antwortete unser Klient von vorne, nicht ohne einen gewissen Triumph aus den zwei Worten klingen zu lassen.

      Nova Scotia? Kanada?

      Ich konnte sehen, wie Niobe blass wurde. Ging mir ähnlich. Als ich »ruhig« und »schön« vorgeschlagen hatte, hatte ich nicht an »verschollen« gedacht.

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      2 – Aufgeflogen

      Das Haus, vor dem der Hubschrauber landete, wurde von einer unzähligen Solarstrahlern beleuchtet, genau wie der kleine Landeplatz, den man trotz der Dunkelheit perfekt ausmachen konnte. Es war wunderschön, wie ein kleines Juwel in der Finsternis der kanadischen Wälder.

      Neugierig folgte ich Jacob und Niobe in Richtung des Holzhauses und staunte. Das, was den Charme einer kleinen Jagdhütte hatte, schien sich einiges vorgenommen und als großes Vorbild ein Schloss zu haben.

      Jacob öffnete die Eingangstür und meinte, nachdem er zahlreiche mysteriöse Schalter am Eingangspanel umgelegt hatte: »Ich denke, ich führe euch erst herum!«

      Wie selbstverständlich übernahm er die Leitung und selbst Niobe folgte ihm, ohne ihn in Frage zu stellen. Der Typ sollte devot sein? Interessant!

      Auf einmal war ich sehr dankbar für die Anwesenheit der erfahrenen Escort-Dame, denn in meinem Geiste tummelten sich plötzlich ein Haufen fast genauso fantastischer neuer Ideen, streckten ihre schwarzen Fühler aus und brachten die Schmetterlinge in meinem Unterleib zum Fliegen. Aber das war natürlich naiver Blödsinn!

      »Wieso sind wir ausgerechnet hier?«, erkundigte sich Niobe, ganz ohne meine Hilfe.

      »Weil es den Besitzer ärgert«, erklärte Jacob, im Wohnzimmer angekommen.

      »Wer ist der Besitzer?«

      »Alex Roth«, gestikulierte ich, aber Jacob kam mir mit der Antwort zuvor und wirkte dabei so selbstgefällig, dass ich mich fragte, ob ich nicht doch etwas bei dem Escort-Auftrag oder dem Telefonat mit Trish übersehen hatte.

      »Dann verratet mir mal, an welche Spiele ihr so gedacht habt«, forderte Jacob, während er uns ungefragt einen Whiskey einschenkte – und sich auch.

      Ich schüttelte den Kopf und der Bärtige zog eine Augenbraue hoch und musterte mich, als hätte ich ein Rad ab. Ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als Niobe meinte: »Wir haben uns hauptsächlich ästhetische Spiele ausgedacht, optische Leckerbissen und deswegen würden wir mit einer visuellen Aufbereitung anfangen.«

      »Ihr meint, ihr wollt mich rasieren und mir die Haare schneiden?«, übersetzte Jacob. Er klang amüsiert, zumindest einen Moment lang. Ich atmete erleichtert ein. Er war also nicht dumm und schien auch Humor zu haben.

      Leider verschwand zumindest der letzte Eindruck, als sich sein Blick umwölkte und er energisch den Kopf schüttelte. »Ich bin ganz zufällig glücklich mit meinem Aussehen.«

      »Weil es Alex Roth ärgert?«, gestikulierte ich und Niobe wiederholte meine Frage laut, während »das Tier« erst ihr ein Glas in die Hand drückte und dann zu mir trat.

      »Ja, Kleines«, meinte er und nutzte seine Größe, indem er demonstrativ auf mich herabblickte. »Weil es Alex ärgert.«

      Jacob roch nach Vanille und süßlichem Rauch – und das ließ mich deutlich wissen, dass mir der Rockstar zu nahe war. Viel zu nahe. Und er wusste es genau, wusste, wie man jemanden einschüchterte!

      Unwillkürlich musste ich daran denken, dass keine Sau wusste, wo Niobe und ich waren: Irgendwo im Nirgendwo.

      Niobe fing sich schneller als ich und meinte entschieden: »Ohne visuelle Aufbereitung sind wir raus!«

      Jacob verharrte in der Bewegung und sah Niobe genauso ungläubig an wie ich. Doch im Gegensatz zu mir fing er an zu lachen. »Weil ich nicht bereit bin, mich zu verändern?«

      Ich sah Niobe strafend an, doch sie schien es ebenso wenig zu merken, wie die Tatsache, dass sie eben weit über jedes Ziel hinausgeschossen war. Unter meiner wütenden Beobachtung setzte sie sogar noch einen drauf: »Der Bart macht es meiner Partnerin beinahe unmöglich dich zu verstehen, weil sie aufs Lippenlesen angewiesen ist.«

      Jacobs Blick irrte zu mir und ich nickte innerlich. Niobe hatte tatsächlich ein gutes Argument gebracht. Der Drummer wischte es mit einer Handbewegung zur Seite. »Dafür bist du da.«

      Jacob sah auf meine Gesten, die Niobe ignorierte. Im Moment war ich förmlich versucht, sie anzufallen. Etwas, was Jacob zu spüren schien, sie aber nicht, denn er wandte sich zu mir und entließ mich betont langsam und deutlich in eine schöne und entspannte Nacht, ohne seine schlechte Laune, die überraschenderweise mir persönlich zu gelten schien, zu verbergen.

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      Verwirrt und ein wenig gekränkt machte ich mich allein auf, das Haus zu erkundigen. Ich fand die Küche, machte mir eine dieser eher schrecklichen fünf Minuten Suppentöpfchen und schenkte mir ein Wasser ein, rollte meinen Koffer auf eines der Zimmer, räumte die Kleidung in den Schrank und liebäugelte einen Augenblick mit dem Fernseher, bevor mir einfiel, dass ich ja taub war. Ich sah mich in dem kleinen, aber fein eingerichteten Raum um: Bett, Nachttisch, Kleiderschrank, Badezimmer. Auf dem Nachttisch das obligatorische Telefon. Mein Blick glitt zurück zum Fernseher. Neben dem Gerät lag ein Bademantel, ein Saunatuch und weiße Badeschluffen. Es gab also eine Sauna und mindestens einen Whirlpool. Irgendwo auf der anderen Seite des Hauses diskutierten Niobe und Jacob inzwischen lautstark miteinander. Ich konnte zwar kein einziges Wort erkennen, jedoch würde ich mich hüten, in Niobes Nähe zu kommen. Aber wie sollte ich in dieser Stimmung schlafen?

      Wieder fielen mir die weißen, flauschigen Wellnesssachen ins Auge.

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      Ich blieb in der Tür stehen und starrte die Frau an, die meine Lieblingsbank besetzt hatte. Hatte ich sie nicht fortgeschickt?

      Aber nein, dort saß Miss-Perfekt-Barbie, sittsam in ihr Saunatuch gewickelt und genoss die wohlige Wärmekabine, die ich bereits bei unserer Ankunft vorgeheizt hatte. Als sie die Augen aufschlug, wurde mir klar, dass sie genauso wenig über meine Anwesenheit erfreut war, wie ich über ihre.

      »Du bist nur taub, nicht stumm, oder?« Ich musterte sie und gab mir Mühe nicht herablassend zu klingen, während ich mich neben sie setzte. Rache wurde am besten ohne Vorwarnung serviert!

      Sie nickte huldvoll und allein diese