»Oh, hallo! Man sagte mir, dies sei das Zimmer von Michael Cavenaugh. Ich bin ...«
Beim Klang der Frauenstimme zuckte Michael zusammen. »Mom!« Mit wenigen Schritten war er an der Tür.
Luke blickte überrascht von der blonden Endfünfzigerin zu Michael und wieder zurück. »Wenn man vom Teufel spricht, was? Oder sollte ich besser sagen, von der Sonne?« Er lächelte. »Erfreut, Sie kennenzulernen, Mrs. Cavenaugh. Mein Name ist Luke Tanner. Ich bin ein alter Freund von Michael.«
»Sehr erfreut.« Helen Cavenaugh schüttelte kurz seine Hand, blickte dabei jedoch Michael an. »Hallo Michael.«
»Hi Mom. Komm herein.«
»Dann werde ich mich mal vom Acker machen.« Luke hob zum Abschied die Hand. »Ich melde mich morgen bei dir, Mike.« Damit war er auch schon zur Tür hinaus.
Michael blickte ihm mit gemischten Gefühlen nach und schließlich zu seiner Mutter, die erwartungsvoll vor ihm stand.
»Setz dich doch.«
Sie reagierte nicht, sondern sah sich in dem kargen Zimmerchen um.
»Woher weißt du, dass ich hier bin?« Er stellte die Frage, obwohl er die Antwort bereits kannte. Dafür hätte er Brianna am liebsten erwürgt.
»Eine junge Dame namens Brianna Wagner rief mich vorhin an und erzählte mir, du seiest in der Stadt. Ist sie deine Freundin?«
»Nein.«
»Nicht? Es hörte sich so an. Na ja, wie auch immer. Wir haben uns sehr nett unterhalten, und sie gab mir diese Adresse. Du selbst hast es ja nicht für nötig gehalten, uns zu sagen, dass du in der Stadt bist.«
»Mom, ich wäre eigentlich gar nicht mehr hier, wenn nicht ...« Er zögerte. »Wenn es nicht ein paar unvorhergesehene Komplikationen gegeben hätte.«
»Komplikationen wobei? Du siehst scheußlich aus, Michael.« Sie hob die Hand, so als wolle sie die Schramme an seiner Schläfe berühren, unterließ es jedoch. »Brianna sagte, du hättest so etwas wie einen Unfall gehabt.«
»So was in der Art, ja.«
»Und man hätte dir deinen Ausweis gestohlen und all dein Geld.«
»Mehr oder weniger, ja.«
»Warum kommst du nicht für eine Weile nach Hause? In deinem Zimmer stehen zwar jetzt die Nähmaschine und allerlei Krimskrams, aber ich könnte es dir als Gästezimmer herrichten.«
»Mom ...«
»Das würde überhaupt keine Umstände bereiten. Und irgendwo musst du doch wohnen, bis du deine Papiere wieder zurückhast.«
In Michaels Inneren krümmte sich alles zusammen. Äußerlich verzog er keine Miene. »Mom, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
»Warum denn nicht? Ich habe dich seit zwölf Jahren nicht gesehen, du liebe Zeit! Und auch dein Vater wird sich freuen, wenn du mal wieder bei uns reinschaust.«
»Das glaubst du doch selbst nicht.« Unbewusst ballte Michael die Hände zu Fäusten. »Das letzte Mal, als wir uns sprachen, sagte er zu mir, und ich zitiere: Verschwinde aus diesem Haus und lass dich nie wieder hier blicken.«
»Das hat er nicht so gemeint, Michael. Du weißt, wie er ist ...«
»O ja, das weiß ich zur Genüge. Also nimm ihn nicht in Schutz.«
Helens Unterlippe zitterte leicht. »Das tue ich doch gar nicht. Aber ist es zu viel verlangt, wenn deine Mutter dich wenigstens eine kurze Weile bei sich haben möchte? Zwölf Jahre, Michael, und ich bekomme nicht einmal eine Umarmung?«
Michael sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, deren Grau sie ihm vererbt hatte. Er seufzte. So sehr er es versuchte, selbst mit sechsunddreißig und nach jahrelangem Leben und Überleben als Undercover-Agent in den übelsten Gegenden des Planeten kam er gegen seine Mutter nicht an. Gegen seine weinende Mutter schon gar nicht.
»Tut mir leid, Mom.« Er trat auf sie zu und zog sie unbeholfen in seine Arme.
Sie schluchzte leise und drückte ihr Gesicht gegen seine linke Schulter. Ihre Arme umfingen ihn sachte, ihre Hände streichelten über seinen Rücken. »Komm bitte nach Hause, Michael. Nur für ein paar Tage.«
Gequält blickte er über ihren Kopf hinweg auf die kahle Wand des Motelzimmers. »Also gut, ich komme vorbei. Aber ich bleibe nicht über Nacht.«
Hoffnungsvoll hob sie den Kopf. »Wirklich? Jetzt gleich? Ich koche uns auch ein gutes Dinner.«
»Okay.« Damit resignierte er endgültig.
»Ich habe das Auto vorne vor dem Eingang geparkt.«
Er unterdrückte ein weiteres Seufzen. »Dann lass uns gehen.«
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