Ihr Freund Beethoven.
An denselben.
Baden, den 24. Juli 1804.
Mit der Sache von Breuning werden Sie sich wohl gewundert haben; glauben Sie mir, Lieber! daß mein Aufbrausen nur ein Ausbruch von manchen unangenehmen vorher gegangenen Zufällen mit ihm gewesen ist. Ich habe die Gabe, daß ich über eine Menge Sachen meine Empfindlichkeit verbergen und zurückhalten kann; werde ich aber auch einmal gereizt zu einer Zeit, wo ich empfänglicher für den Zorn bin, so platze ich auch stärker aus, als jeder Andere. Breuning hat gewiß vortreffliche Eigenschaften, aber er glaubt sich von allen Fehlern frei, und hat meistens die am stärksten, welche er an andern Menschen zu finden glaubt. Er hat einen Geist der Kleinlichkeit, den ich von Kindheit an verachtet habe. Meine Beurtheilungskraft hat mir fast vorher den Gang mit Breuning prophezeit, indem unsere Denkungs-, Handlungs- und Empfindungs-Weise zu verschieden ist; doch habe ich geglaubt, daß sich auch diese Schwierigkeiten überwinden ließen; – die Erfahrung hat mich widerlegt. Und nun auch keine Freundschaft mehr! Ich habe nur zwei Freunde in der Welt gefunden, mit denen ich auch nie in ein Mißverhältniß gekommen, aber welche Menschen! Der eine ist todt, der andere lebt noch. Obschon wir fast sechs Jahre hindurch keiner von dem andern etwas wissen, so weiß ich doch, daß in seinem Herzen ich die erste Stelle, so wie er in dem meinigen einnimmt. Der Grund der Freundschaft heischt die größte Ähnlichkeit der Seelen und Herzen der Menschen. Ich wünsche nichts, als daß Sie meinen Brief läsen, den ich an Breuning geschrieben habe und den seinigen an mich. Nein, nie mehr wird er in meinem Herzen den Platz behaupten, den er hatte. Wer seinem Freunde eine so niedrige Denkungsart beimessen kann und sich ebenfalls eine so niedrige Handlungsart wider denselben erlauben, der ist nicht werth der Freundschaft von mir. – Vergessen Sie nicht die Angelegenheit meines Quartiers. Leben Sie wohl; schneidern Sie nicht zu viel, empfehlen Sie mich der Schönsten der Schönen; schicken Sie mir ein halbes Dutzend Nähnadeln.–
Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, daß ich so faul sein könnte wie ich hier bin. Wenn darauf ein Ausbruch des Fleißes folgt, so kann wirklich was Rechtes zu Stande kommen.
Vale.
– Beethoven.
An die Herrn Artaria und Kompagnie.
P. S. Ich melde Ihnen hiermit, daß die Sache wegen des neuen Quintetts schon zwischen mir und Gr. Frieß ausgemacht ist. Der Hr. Graf hat mir heute die Versicherung gegeben, daß er Ihnen hiermit ein Geschenk machen will; für heute ist es schon zu spät die Sache schriftlich zu machen, doch soll dies in den ersten Tagen der jetzt kommenden Woche geschehen. Für heute sei es Ihnen nur genug mit dieser Nachricht, – ich glaube hierdurch wenigstens Ihren Dank verdient zu haben.
Wien den ersten Juni 1805.
Ihr ergebenster Diener
Ludwig van Beethoven.
An die Prinzessin von Liechtenstein.
Pour Madame la Princesse Liechtenstein etc.
Verzeihen Sie, Durchlauchtigste Fürstin! wenn Sie durch den Überbringer dieses vielleicht in ein unangenehmes Erstaunen gerathen. Der arme Ries, mein Schüler, muß in diesem unglückseligen Kriege die Muskete auf die Schulter nehmen und – muß zugleich schon als Fremder in einigen Tagen von hier fort. – Er hat nichts, gar nichts, muß eine weite Reise machen. Die Gelegenheit zu einer Academie ist ihm unter diesen Umständen gänzlich abgeschnitten. Er muß seine Zuflucht zur Wohlthätigkeit nehmen. Ich empfehle Ihnen denselben. Ich weiß es Sie verzeihen mir diesen Schritt. Nur in der äußersten Noth kann ein edler Mensch zu solchen Mitteln seine Zuflucht nehmen.
In dieser Zuversicht schicke ich Ihnen den Armen, um nur seine Umstände in etwas zu erleichtern; er muß zu Allen, die ihn kennen, seine Zuflucht nehmen. Mit der tiefsten Ehrfurcht
L. van Beethoven.
An Meyer.
Lieber Meyer!
Ich bitte den Hrn. von Seyfried zu ersuchen daß er heute meine Oper dirigirt, ich will sie heute selbst in der Ferne ansehen und anhören, wenigstens wird dadurch meine Geduld nicht so auf die Probe gesetzt, als so nahebei meine Musik verhuntzen zu hören. – Ich kann nicht anders glauben, als daß es mir zu Fleiß geschieht, – von den blasenden Instrumenten will ich nichts sagen aber –. Laß alle pp. cresc., alle decresc. und alle f. ff. aus meiner Oper ausstreichen, sie werden doch alle nicht gemacht. Mir vergeht alle Lust, weiter etwas zu schreiben, wenn ich’s so hören soll. – Morgen oder übermorgen hohle ich Dich ab zum Essen, ich bin heute wieder übel.
Dein Freund Beethoven.
Wenn die Oper übermorgen sollte gemacht werden, so muß Morgen wieder Probe im Zimmer davon seyn, – sonst geht es alle Tage schlechter.
Zeugnis für Carl Czerny.
Wir Endesunterzeichnete können dem Jünglinge Carl Czerny das Zeugniß nicht versagen, daß derselbe auf dem Pianoforte solche sein 14jähriges Alter übersteigende, außerordentliche Fortschritte gemacht habe, daß er sowohl in diesem Anbetrachte, als auch in Rücksicht seines zu bewundernden Gedächtnisses aller möglichen Unterstützung würdig geachtet werde, und zwar um so mehr, als die Eltern auf die Ausbildung dieses ihren hoffnungsvollen Sohnes ihr Vermögen verwendet haben.
Wien den 7. Dezember 1805.
(L. S.) Ludwig van Beethoven.
An Röckel.
Lieber Röckel!
Machen Sie Ihre Sache nur recht gut bei der Milder. Sagen Sie Ihr nur, daß Sie heute sie schon in meinem Namen voraus bitten, damit sie nirgends anders singen möge. Morgen komme ich aber selbst, um den Saum ihres Rockes zu küssen. Vergessen Sie doch auch nicht die Marconi, und werden Sie nicht böse auf mich, daß ich Sie mit so vielem belästige.
Ganz Ihr Beethoven.
An die königlich-kaiserliche Theatral-Direction.
Löbliche k. k. Hof-Theatral-Direction!
Unterzeichneter darf sich zwar schmeicheln, während der Zeit seines bisherigen Aufenthaltes in Wien sich sowohl bei dem hohen Adel als auch bei dem übrigen Publikum einige Gunst und Beifall erworben, wie auch eine ehrenvolle Aufnahme seiner Werke im In und Auslande gefunden zu haben.
Bei all dem hatte er mit Schwierigkeiten aller Art zu kämpfen und war bisher nicht so glücklich, sich hier eine Lage zu begründen, die seinem Wunsche, ganz der Kunst zu leben, seine Talente zu noch höherem Grade der Vollkommenheit, die das Ziel eines jeden wahren Künstlers sein muß, zu entwickeln und die bisher blos zufälligen Vortheile für eine unabhängige Zukunft zu sichern, entsprochen hätte. Da überhaupt dem Unterzeichneten von jeher nicht so sehr Broderwerb, als vielmehr das Interesse der Kunst, die Veredlung des Geschmacks und der Schwung seines Genius nach höheren Idealen und nach Vollendung zum Leitfaden auf seiner Bahn diente, so konnte es nicht fehlen, daß er oft den Gewinn und seine Vortheile der Muse zum Opfer brachte. Nichtsdestoweniger erwarben ihm Werke dieser Art einen Ruf im fernen Auslande, der ihm an mehreren ansehnlichen Orten die günstigste Aufnahme und ein seinen Talenten und Kenntnissen angemessenes Loos verbürgt.
Demungeachtet kann Unterzeichneter nicht verhehlen, daß die vielen hier vollbrachten Jahre, die unter Hohen und Niederen genossene Gunst und Beifall, der Wunsch, jene Erwartungen, die er bisher zu erregen das Glück hatte, ganz in Erfüllung zu bringen, und er darf es sagen,