Bettina Fahrenbach Staffel 1 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740918002
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blickte Niels seine Tante an, nichts Frustriertes, Gelangweiltes war mehr an ihm. Er war ein begeisterter Junge, dessen Selbstwertgefühl gestärkt worden war.

      »Super, Niels. Ich bin ja so gespannt wie ein Flitzebogen.«

      Merit wurde eifersüchtig. Ihr paßte es nicht, daß die Aufmerksamkeit auf einmal ihrem Bruder galt.

      »Ich weiß aber, wie die Pferde ihre Namen bekommen«, triumphierte sie.

      »Pferde stinken«, sagte Niels.

      »Das ist nicht wahr. Tante Bettina, sag ihm, daß es nicht wahr ist.«

      »Kinder streitet nicht«, erklang ziemlich autoritär Lenis Stimme dazwischen. »Oder wollt ihr auf den Nachtisch verzichten?«

      »Was gibt es denn?« wollte Merit wissen. »Etwa das Supereis, das wir heute gekauft haben?«

      »Könnte sein, aber nun marsch, ab ins Haus, Hände waschen und dann an den Tisch.«

      Die Kinder stoben davon.

      »Sie blühen hier richtig auf«, sagte Leni und schaute den beiden lächelnd hinterher. »Aber sag mal, was hat denn der Toni mit dem Jungen gemacht. Hat er ihn durch die Mangel gedreht?«

      Bettina schüttelte den Kopf.

      »Nein, er hat nur die richtigen Worte für ihn gefunden.«

      »Kinder sind schon etwas Schönes«, sie schaute Bettina an, »wir sollten auch welche haben, Platz genug ist da, und aus dir würde bestimmt eine gute Mutter.«

      »Zuerst brauche ich dazu einen Mann.«

      »Aber du hast doch Thomas.«

      »Liebe Leni, vergiß nicht, daß mein Thomas leider in Amerika lebt.«

      »Im Augenblick, aber das wird sich ändern. Ganz gewiß wird sich das ändern.«

      Thomas…

      Voller Sehnsucht dachte Bettina an ihn. Was er jetzt wohl machte?

      Wegen der Zeitverschiebung mußte sie erst immer rechnen, und es machte das telefonieren auch nicht leichter.

      Dabei fiel ihr ein, daß sie sich beim nächsten Anruf unbedingt seine Festnetznummer geben lassen mußte. Das hatten sie bisher versäumt, aber das lag bestimmt daran, daß es meistens Thomas war, der anrief.

      Solange die Kinder da waren, hatte es sich eingebürgert, daß sie die Mahlzeiten im Haus von Leni und Arno einnahmen.

      Als sie jetzt dort in die Diele kamen, sah Bettina das kleine Päckchen auf einer Kommode liegen, maß ihr aber keine Bedeutung bei, wenngleich sie sich wunderte, daß Leni oder Arno ein FedEx-Päckchen bekamen.

      Bettina ging rasch ins Badezimmer, wusch sich die Hände, die Kinder saßen bereits lärmend um den Küchentisch herum, Bettina hörte sie lachen.

      Auf dem Weg in die Küche fiel ihr Blick wieder auf das Päckchen.

      »Ist für dich vorhin abgegeben worden«, sagte Leni, die sich auch die Hände gewaschen hatte.

      Als Bettina sich auf das Päckchen stürzen wollte, hielt Leni sie zurück.

      »Zuerst wird gegessen. Wie sollen die Kinder denn Benehmen lernen, wenn die Erwachsenen ein schlechtes Beispiel sind.«

      »Du kannst mir wenigstens sagen, von wem es ist. Von Thomas?« erkundigte Bettina sich hoffnungsvoll.

      Leni schüttelte den Kopf.

      »Nein, von irgendeiner Firma, ich weiß nicht genau, irgendetwas mit T… Tiffi…, ach, ich weiß nicht mehr.«

      Eigentlich war es auch nicht wichtig. Wenn es nicht von Thomas war, konnte es so bedeutend nicht sein.

      »Tante Bettina, ich hab’ dir einen Platz freigehalten«, rief Merit, als sie ihre Tante erblickte.

      Niels saß stolz zwischen Arno und Toni auf der Breitseite der Bank. Er fühlte sich sichtlich wohler in dieser Männerrunde.

      Da Leni wegen des Einkaufs nicht viel Zeit gehabt hatte, ein aufwendiges Essen vorzubereiten, hatte sie nur einfach Spaghetti Bolognese gemacht. Die Nudeln waren schnell gekocht, die Sauce hatte sie bereits morgens gekocht.

      »Juhu, Spaghetti Bolo, die mag ich am liebsten«, quietschte Merit und rieb sich vor lauter Vorfreude den Bauch.

      Auch Niels sah man die Freude an, aber da er in der Männerrunde saß, sagte er nichts, sondern blieb ganz cool. Männer zeigten keine Gefühle!

      Bettina war glücklich, daß die Kinder ganz offensichtlich soviel Spaß hatten.

      Es war eine angeregte Tischrunde, und der Knaller war hinterher das Eis. Bettina wunderte sich, daß nach den vielen Nudeln noch immer soviel Platz in ihnen war, daß sie eine so große Portion Eis vertilgen konnten.

      Vielleicht hätte sie aus erzieherischen Gründen eingreifen und Einhalt gebieten sollen, aber das brachte sie irgendwie nicht fertig.

      Um keine Schuldgefühle zu bekommen, schob sie es einfach auf Leni, die hatte auch nicht eingegriffen. Ganz im Gegenteil, die hatte den Kindern so gar noch eine zweite Portion gestattet.

      Arno und Toni tranken noch einen Kaffee. Das konnten sie nicht einmal genüßlich tun, weil Niels sie drängte, wieder an die Arbeit zu gehen.

      Leni hatte der kleinen Merit versprochen, mit ihr aus Stoffresten Kleider für diese gräßliche Puppe zu nähen, wenn sie mit dem Abwasch fertig waren.

      Bettina war sich selbst überlassen.

      »Ich geh dann mal nach drüben«, sagte sie, »vielleicht lese ich noch etwas.«

      »Vergiß nicht, dein Päckchen mitzunehmen«, erinnerte Leni sie. »Zuerst hättest du es am liebsten sofort aufgerissen, und nun interessiert es dich nicht.«

      »Ist schon gut, ich nehme es mit… macht euch einen schönen Nachmittag, ihr zwei«, sagte sie und winkte ihnen zu, Merit warf ihr Kußhändchen zu. »Mach dir auch einen schönen Nachmittag, Tante Bettina.«

      Bettina griff nach dem Päckchen. Für die Größe des Kartons war es ziemlich leicht.

      Sie warf es in die Luft, fing es wieder auf, dann blickte sie auf den Absender: Tiffany, New York…

      Na das war ja merkwürdig. Tiffany war ein Schmuckladen mitten in Manhatten. Wer erinnerte sich nicht an den Film mit Audrey Hepburn – Frühstück bei Tiffany. Sie selbst hatte ihn auch mehrfach gesehen und war dahingeschmolzen, einmal wegen der anrührenden Liebesgeschichte, die glücklicherweise ja doch zu einem guten Ende gekommen war und wegen des nicht minder anrührenden Liedes ›Moon river…‹

      Und nun hielt sie ein Päckchen von Tiffany in den Händen… Welch ein Unsinn, natürlich nicht von Tiffany, jemand hatte Tiffany beauftragt, ihr etwas zu schicken, und dieser Jemand konnte nur Thomas sein, durchschoß es sie blitzartig.

      Sie versuchte, das Päckchen zu öffnen, aber es ging nicht so ohne weiteres, also rannte sie ins Haus, ergriff ein Messer, ritzte die Verpackung ein, um sie dann fast gewaltsam aufzureißen. In wunderschönem türkisem Geschenkpapier, das auch keine Gnade vor ihr fand und achtlos zerrissen wurde, befand sich eine türkise Schachtel, und in dieser türkisen Schachtel, befand sich, nochmals sorgsam verpackt in Seidenpapier, ein wunderschönes Armband aus Sterlingsilber. Es war eines dieser Bettelarmbänder, bestückt mit Herzen, Ovalen, Rechtecken und Quadraten aus Silber. Eingraviert waren Buchstaben, abgesehen von dem T des Firmenemblems von Tiffany drehte sie das Armband so lange hin und her, bis sie die Buchstaben richtig aneinanderreihen konnte.

      Tini und Tom – love forever

      Sie starrte darauf, immer wieder, versuchte, das Armband anzulegen, aber sie zitterte zu sehr, es wollte ihr nicht gelingen, es zu verschließen. Sie mußte sich erst einmal beruhigen.

      Sie raffte die zerrissene Verpackung zusammen, um sie in den Müll zu werfen, und fast hätte sie den Brief übersehen, der auch in dem Päckchen gelegen hatte.