Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 7. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960743248
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laut. Dem großen Kerl fehlte Betätigung, besonders an sommersonnigen Tagen. Das Mädchen grub eine Mulde in ein Gartenbeet und füllte sie mit Wasser, denn das Regenfass reichte mittlerweile für Gottliebs Größe nicht mehr. Wenn das kleine Mädchen ihn vorsichtig und liebevoll auf den Arm nahm, nahm er das ruhig und gelassen hin. Die beiden mochten sich. Allerdings war der gebuddelte Teich nur begrenzt haltbar – das Wasser versickerte nach einiger Zeit. Also das Ganze noch einmal, oder aber die Badezeit war beendet.

      Der Herbst kam, Blätter fielen, und bald erfanden die beiden ungleichen Gartenbewohner ein neues Spiel. Oft saß der Kater nur still da und beobachtete Fliegen und sonstiges Kleingetier. Dabei zuckte sein Schwanz aufgeregt hin und her. Gottlieb biss gereizt hinein. Pepe erschreckte sich dann furchtbar und rannte im Katzengalopp los. Der Ganter behielt jedoch den Schwanz im Schnabel und düste mit flatternden Flügeln hinterher. Eine heitere, filmreife Gemeinschaftsproduktion, ein lustiges Gespann. Mit der Zeit bekamen die beiden Übung und wurden immer schneller. Gottliebs Watschelbeinchen kamen kaum mit, aber sie hoben sich sogar vom Boden ab.

      Das Mädchen musste darüber lachen. Der griesgrämige Nachbar schaute interessiert zu. Ab und zu hob er den Gänserich hoch. Überprüfte er sein Gewicht? Wollte er ihn kaufen? Oder wollte er ihn gar …? Gottlieb fauchte; er mochte ihn nicht. Gottlieb und Pepe, die beiden mochten sich. Manchmal saßen sie nahe beieinander, und schauten sich nur still an. Der Nachbar kam in letzter Zeit verdächtig oft, zu oft, sogar an kühleren Tagen.

      Argwöhnisch schauten sich die beiden Freunde an. „Das lässt nichts Gutes ahnen. Was machen wir?“ Leise gab jeder ein paar Töne von sich. „Unser Spiel ist gut. Wir müssen es nur verbessern. Du musst noch kräftiger mit den Flügeln schlagen.“ Am nächsten Tag wiederholten sie das Spiel und wieder und wieder. Es klappte schon besser. Der Ganter kam ein ganzes Stück voran. Er hatte das Fliegen ja vorher nie gelernt. „Mau. Heute versuchen wir es. Es wird Zeit. Die Tage werden kürzer. Zieh du los! Ich habe meine Menschenfamilie und das Haus. Los!“ Pepe rannte wie der Blitz, Gottlieb hinterher und dann ging er in die Lüfte, und Kater Pepe stand mit steilem, winkendem Schwanz am Boden.

      „Tschüss Pepe“, schnatterte Gottlieb wehmütig. Er flog über Felder und über weihnachtlich beleuchtete Tannenbäume auf Marktplätzen. Unter ihm weites Land und mittendrin ein Fluss. Gottlieb verlangsamte seinen Flügelschlag und landete tölpelhaft in der Nähe einer Vogelversammlung. Geschnatter und Geschnatter. Höckerschwäne, Graugänse und Stockenten. Die Gefiederten schauten ihn an. „Wo kommst du Fremdling denn her? Bist du aus der Stadt?“

      „Kr-kr.“

      „Ja, jetzt ist das eine gefährliche Zeit. Aber hier sind wir sicher. Freundliche Menschenkinder bringen uns sogar Futter. Und im Frühjahr sprießen kleine runde, blütenweiße Blümchen, richtige Leckereien.“ Die bunt Gefiederten musterten diesen fremden, gewichtigen Eindringling und nahmen ihn schließlich freundlich auf. Es gab genug zu fressen, keine Konkurrenz. Schlaraffenland. Ganter Gottlieb musste allen Umherstehenden seine aufregende Geschichte erzählen, und sie feierten lautstark seine Freiheit. Er dachte noch einmal an Pepe, der jetzt im warmen Haus auf dem Sofa lag, und dann mischte er sich unter das Futter pickende Federvolk.

      Doris Giesler machte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Sie schrieb schon damals kurze Geschichten für Zeitungen und Tierkalender.

      *

      Der verlorene Klöppel

      Wie in jedem Jahr herrschte vor Weihnachten im Reiche des Weihnachtsmannes, in der Stadt am kalten Ende der Welt, große Aufregung. „Oh jemine, oh jemine, Wichtelzwerg und Winterfee, Jutesack und Sternenstrahl, nichts wird fertig allzumal!“, jammerte Ruprecht, der persönliche Assistent des Weihnachtsmannes. Das war nichts Besonderes, denn er begann immer schon um die Osterzeit herum zu jammern. Deshalb wurde er von den anderen fleißigen Weihnachtsgeistern nicht so recht ernst genommen. Im Gegenteil, die kleinen Weihnachtselfen kicherten und die Wichtel zogen Grimassen und äfften den Ruprecht nach. Zum Glück war der aber so beschäftigt, dass er keinen Blick für dererlei Späße hatte, sonst hätte es bestimmt ein Donnerwetter gegeben!

      Es geschah einen Tag vor Weihnachten. Der große Schlitten des Weihnachtsmannes war hoch mit Geschenken beladen, die Rentiere warteten darauf, bald angespannt zu werden, und scharrten schon ungeduldig mit den Hufen. Ruprecht hatte eine Generalprobe angesetzt, etwas, das er in jedem Jahr tat. Er war der Meinung, nur nach einer Generalprobe würden der Weihnachtstag – und vor allem die Nacht – reibungslos ablaufen! Außerdem bestimmte er dabei immer die fünf Elfen, die dem Weihnachtsmannschlitten voranflogen und die gläsernen Weihnachtsglöckchen läuteten. Jede Elfe war für einen Teil der Erde zuständig, und das Läuten zeigte den Rentieren den Weg.

      In diesem Jahr fiel seine Wahl auf Mariele, Amili, Nini, Leni und Mirie. Hei, wie freuten sich da die Ausgewählten! Aufgeregt flatterten sie herbei und bekamen von Ruprecht ihre Glöckchen ausgehändigt. „Dass ihr ja gut darauf aufpasst“, mahnte er die Elfen, deren Übermut er zur Genüge kannte.

      „Aber ja, aber ja doch, lieber, lieber Ruprecht“, riefen die Fünf und tanzten einen Flatterreigen durch die Luft, von dem einem beim Zusehen angst und bange werden konnte. Und – hast du nicht gesehen – geschah auch schon das Unglück! Mirie stieß bei einem turbulenten Rückwärtsflug mit dem Popo heftig gegen den Schlitten. Dabei fiel ihr das Glöckchen aus der Hand, wirbelte hoch hinaus und landete auf einem halb vollen Sack Heu. Erschrocken hielten alle Elfen inne, dann eilten sie schnell an die Absturzstelle, um nach dem Glöckchen zu suchen. Das hatten sie auch bald gefunden, und es sah so aus, als wäre nichts kaputt gegangen.

      Aber schnell bemerkte Mirie, dass ihr Glöckchen nur auf den ersten Blick in Ordnung war. Etwas Schlimmes war passiert: Der Klöppel hatte sich gelöst und war verschwunden! Und ohne Klöppel konnte das Glöckchen nicht klingen! Mirie schüttete das Heu aus dem Sack, sie suchte und suchte, kein Klöppel war zu finden. Verzweifelt saß das kleine Elfchen inmitten des Heuhaufens auf dem leeren Sack und weinte herzzerreißend. Was sollte sie nur tun? Die anderen Elfen trösteten sie und halfen, das Heu wieder in den Sack zu stopfen.

      „Bestimmt ist der Klöppel auf den Schlitten gefallen und liegt nun inmitten der Geschenke“, meinte Leni.

      „Dann werden wir ihn nicht finden“, sagte Nini und strich der traurigen Mirie über die blonden Löckchen.

      „Ich weiß, was wir tun“, rief Amili, „wir fragen die Wichtel, die sind doch so geschickt, vielleicht können sie einen neuen Klöppel anfertigen?“

      Gesagt, getan.

      Amili und die anderen Elfen flogen mit Elfenhochgeschwindigkeit zur Wichtelwerkstatt. Dort angekommen hörten sie fröhlichen Gesang. Die Arbeit der Wichtel war für dieses Jahr beendet. Jetzt räumten sie auf und putzten, dazu sangen sie das Weihnachtswichtellied:

      Weihnachtswichtel werden wir genannt,

      sind bekannt in Stadt und Land.

      Fleißig, fleißig das ganze Jahr

      ist die Weihnachtswichtelschar!

      Lalala und lulalei, fleißig ist die Wichtelei!

      Lalala und lulalei, fleißig ist die Wichtelei!

      „Hallo, hallo, alle mal herhören!“ Amili stellte sich auf die große Werkbank, um von allen gesehen zu werden. Da kamen alle Wichtel herbei und wollten wissen, was es denn so Wichtiges gäbe. Die kleine Elfe erzählte, was passiert war, und dass sie nun unbedingt schnell, dringend, und ohne dass Ruprecht etwas von dem Vorkommnis erfuhr, einen neuen Klöppel für das Glöckchen von Mirie brauchten!

      „Mmh, das wird nicht einfach“, meinte der Holzwichtel – eigentlich war er für die Schaukelpferde und anderes Getier zuständig. „Ein Holzklöppel, der klingt nicht, da kann ich leider nicht helfen!“ Auch vom Schneiderwichtel war keine Hilfe zu erwarten, denn ein Klöppel aus Stoff? Da würde man ja rein gar nichts hören! Auch die anderen Handwerker der Wichtelwerkstatt hatten keine Idee. Da begannen die Elfen zu weinen. Mirie konnte vor lauter Traurigkeit nicht mehr fliegen und wollte