Rage. Rose Bloom. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rose Bloom
Издательство: Bookwire
Серия: Fight for Love
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947634941
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somit den einzigen, den ich an mich heranließ, herein, damit er mich versorgen konnte. Auch wenn Samuele, wie seine Eltern ihn getauft hatten, schon viele Jahre hier lebte, hörte man immer noch den Latino bei ihm heraus. Er war ein Jahr älter als ich, hatte früher ebenso gekämpft, und aus diesem Grund war er nach Amerika gekommen. Allerdings hatte er nicht wirklich viel Talent und war nicht sehr weit gekommen. Er hatte umgesattelt und war seither der beste Manager und Freund, den ich mir wünschen konnte. Er war einer der zwei Menschen in meinem Leben, die ich respektierte. Und das zu erreichen, schaffte man nicht leicht.

      »Setz dich!«, knurrte Sam und legte seine Hand auf meine Schulter, damit ich auf der Bank, in der Mitte des Raumes, Platz nahm. Joe stellte sich vor mich und studierte meine Verletzungen im Gesicht. Es brannte, als er mit seinem fetten Daumen auf meine Augenbraue drückte, und ich zog zischend den Kopf weg.

      »Pass doch auf! Lass es einfach!« Wütend schlug ich seine Finger weg.

      »Du musst versorgt werden! Rage, stell dich nicht an wie ein kleines Mädchen, wenn es seinen Teddy verliert! Du hast schon weitaus schlimmere Schläge im Ring kassiert«, mischte sich nun Rob ein. Er zeigte auf meine Hände, und ich hielt ihm diese hin, damit er mir die fingerlosen Handschuhe ausziehen konnte. Nur mit Mühe schaffte ich es, meine verkrampften Fäuste zu öffnen.

      Joe kam mit einem getränkten Wattebausch zurück, und ich sah ihn warnend mit zu Schlitzen verengten Augen an. Er vermied es, meinen Blick zu erwidern, und ich fühlte sein Unwohlsein in Bezug auf mich. Obwohl ich ihn bisher kein einziges Mal verletzt hatte. Zumindest nicht körperlich. Aber für einen Physiotherapeuten, der im Kampfsport tätig war, war er ein ganz schönes Weichei. Er nervte mich. Allein seine Anwesenheit war mir zu viel, auch wenn er erst seit zwei Monaten für mich arbeitete.

      Angespannt schloss ich die Finger zur Faust und öffnete sie wieder. Ich war immer noch nicht über den Berg. Manchmal dauerte es Stunden, bis ich wieder vollständig unten war. Manchmal eine ganze Nacht.

      Oft halfen nur Alkohol und Frauen, um mich davon abzulenken. Und ich spürte, dass genau das heute der Fall sein würde.

      5

      »Habe ich schon gesagt, dass ich dich liebe?«, fragte ich und sah zurück zu Hunter.

      Er erwiderte meine Worte mit einem liebevollen Lächeln. »Mehr als einmal, Schätzchen.«

      »Und habe ich auch schon gesagt, wie froh ich bin, dass du das mit mir durchziehst?«

      Er nickte und legte seine Hand beruhigend auf mein Bein. Wahrscheinlich war er der einzige Mann, der das durfte. Weil keinerlei Hintergedanken von ihm ausgingen und ich nichts zu befürchten hatte. Sobald Lust oder Gefühle ins Spiel kamen, war eine Freundschaft zwischen Mann und Frau zum Scheitern verurteilt. Also war das, früher oder später, immer der Fall. Da Hunter aber so schwul war wie die Nacht dunkel, würde das niemals zum Problem zwischen uns werden. Ich hätte es nicht ertragen können, ihn auch noch zu verlieren.

      »Glaubst du, du findest Gini wirklich hier?«, fragte er.

      »Der Brief wurde aus Louisiana abgeschickt. Wenn sie immer noch mit diesem Manager zusammen ist, wird er sie wie am Anfang auf die Kämpfe mitnehmen. Sie muss hier sein, ich wüsste nicht, wo ich sonst suchen sollte.«

      »Na gut, aber nur, weil ich mir die verschwitzten, heißen Kerle genauso sehr ansehen will, wie ich dir helfen möchte«, erwiderte er und grinste mich an. »Bereit?«

      Ich nickte und griff zur Autotür. Heute fühlte ich mich deutlich sicherer als gestern bei meinem Alleingang. Es war besser, einen großen Mann dabeizuhaben. Dass Hunter wahrscheinlich noch nie in seinem Leben jemanden geschlagen hatte, tat nichts zur Sache. Wusste ja keiner außer mir. Denn mit seiner Größe von über ein Meter achtzig, seinen markanten Gesichtszügen und den dunkelblonden, kurzen Haaren, wirkte er zumindest äußerlich nicht gerade sensibel. Es durfte ihn nur keiner ansprechen, denn dann bemerkte man sofort die kleine Diva, die in ihm lebte.

      Wir überquerten den Parkplatz, und Erinnerungen fluteten mein Gedächtnis. Heute war zum Glück nichts von den Oberpennern des gestrigen Abends zu sehen. Als wir auf den Eingang zuliefen, erkannte ich den Securitytypen wieder und hoffte, er wäre diesmal kooperativer.

      »Und du willst wirklich kein Geld für die Karten?«, fragte ich Hunter, und er winkte nur ab.

      »Ich hab dir letzte Woche versprochen, ich besorge uns welche. Du kannst froh sein, dass Chris solche guten Kontakte hat. Sieh es als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk!«

      »Na toll, dann kann ich mir die Reise auf die Bahamas abschminken?«, fragte ich grinsend.

      Mit hochgezogener Augenbraue erwiderte er mein Lächeln. »Schätzchen, ich arbeite im Marketing und bin kein Millionär.«

      »Richte Chris meinen Dank aus«, sagte ich, und er nickte lächelnd. Ein Hoch auf seinen derzeitigen Flirt, denn Hunters Beziehungsstatus änderte sich schneller als das Wetter im April.

      Der Türsteher hob das Kinn, als würde er mich erkennen. Ich biss nervös auf der Unterlippe herum.

      »Habe heute Verstärkung dabei«, sagte ich kleinlaut und sah zu Hunter.

      Der Securitytyp grinste breit. »Sehe ich.«

      Er nahm unsere Karten entgegen und ließ uns ein.

      »Dich kann man auch nie allein lassen, oder? Was war das denn?«, fragte Hunter.

      Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht der Rede wert …«

      Wir betraten die Halle, und mein Mund blieb offen stehen. Shit. Wie sollte ich hier irgendjemanden finden? Während wir uns zu den Plätzen durchdrückten, sah ich mich um. Wenn Darren wirklich noch Manager war, musste er hier oder zumindest Backstage irgendwo sein. Doch in der Halle befanden sich bestimmt Hunderte von Menschen. Großer Gott! Das war schlimmer als die berühmte Nadel im Heuhaufen!

      Hunter setzte sich auf einen freien, blauen Plastikstuhl. Ich musste irgendwie Backstage kommen. Das ginge am allerbesten allein. Denn Hunter war zwar mein bester Freund, aber er war ein absoluter Regelfetischist. Niemals würde er auch nur an einem Stopp-Schild vorbeifahren oder U-Bahn ohne Ticket fahren, geschweige denn in den für Zuschauer verbotenen Bereich hier gehen. Dass er mich überhaupt begleitete, hatte viele Stunden Betteln gebraucht.

      »Hey, ich hole uns zwei Bier, okay?«, sagte ich.

      Er nickte, nachdem er sich hingesetzt hatte. »Alles klar. Der nächste Kampf geht sowieso erst in einer Viertelstunde los. Aber mach nicht wieder irgendwelche Türsteher an, Süße!«

      Ich verdrehte die Augen. »Haha, bis gleich!«

      Eilig drängelte ich mich zurück an den Menschen vorbei und suchte weiter das Innere dieser enormen Halle ab. Das hier war eigentlich so überhaupt nicht meine Welt. Mit roher Gewalt hatte ich noch nie etwas anfangen können, aber seit Mums Unfall noch viel weniger. Mein Blick wanderte über die höher gelegenen Lounges. Allesamt waren von einem breiten Securitytypen bewacht und mit einem massiven Absperrgitter eingegrenzt. Wenn der Typ wirklich so viel Kohle hatte, hatte er sich vielleicht so ein Separee gegönnt?

      Ich lief die normalen Sitzreihen entlang, bis ich am äußeren Rand der Halle zu einer Treppe kam, die nach oben in einen abgetrennten VIP-Bereich führte. Wenn Malone irgendwo war, dann ganz sicher nicht bei dem normalen Pöbel. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich die Stufen hoch, bis ein Sicherheitsmitarbeiter mich stoppte. Sie trugen alle das gleiche schwarze, enge Shirt mit Aufschrift des Night of the Fight. Gab es die nur eine Nummer zu klein, damit man ihre aufgepumpten Muskeln sah? Oh Mann …

      »Wohin?«, fragte er einsilbig.

      Ich setzte alles auf eine Karte. »Zurück zu meinem Platz.«

      Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. Sein extrem breiter Bizeps zuckte einige Mal. Sollte das eine Warnung sein?

      »Ich war nur mal eben auf Toilette. Ist das