Rage. Rose Bloom. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rose Bloom
Издательство: Bookwire
Серия: Fight for Love
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947634941
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bist du dran, Süße, das verspreche ich dir.« Locker legte ich den Arm um ihre Schultern und widmete mich wieder dem Kampf vor mir. Ich war zwar oft unvernünftig, aber ich würde nicht den Sieg und damit das Ticket für die nächste Runde in Atlanta gefährden. Auch nicht für solche heißen Aussichten.

      3

      »Mum, ich bin wieder zu Hause!«, rief ich im Flur und stellte meine Sporttasche auf den Boden neben die Kommode. Ich sollte die nassen Schwimmsachen gleich zum Trocknen im Keller aufhängen, aber zuerst wollte ich nachsehen, ob bei meiner Mum alles in Ordnung war. Es tat gut, den Kopf bei regelmäßigen Schwimmrunden frei zu bekommen. Zumindest annähernd frei. Ständig musste ich an das gestrige Debakel denken. Ich hatte gemerkt, dass es vielleicht nicht wirklich schlau gewesen war, diesen Rage wegzuschicken. Als er gegangen war, wurden diese Kerle erst richtig aufdringlich. Mein Glück, dass ein Mann um die Ecke gebogen war, der sich als Security entpuppt hatte. Für seine zwei Meter Größe und sein beeindruckendes Äußeres war er sogar ziemlich höflich zu mir gewesen. Er brachte mich bis zu meinem Auto, wollte aber überhaupt nicht mit sich reden lassen, mich ins Innere der Halle zu begleiten. Dabei war ich eigentlich zu der Veranstaltung gefahren, um dort weiter auf die Suche nach Gini zu gehen. Doch er hatte partout nicht nachgegeben und fast Hand angelegt, um mich in meinem alten Pick-up zu platzieren. Für meine Schimpfversuche, dass ich drinnen allein klarkäme, wenn er mich erst mal reingebracht hatte, hatte er nur ein Schnauben übrig. Und auch die zwanzig Mäuse, die ich ihm hingehalten hatte, bedachte er nur mit einer erhobenen Augenbraue. Scheißmänner. Der Einzige, auf den ich mich verlassen konnte, war Hunter. Apropos, den sollte ich heute Mittag unbedingt noch zurückrufen!

      »Mum?«, fragte ich und betrat das Wohnzimmer. Unsere Wohnung war nicht sonderlich groß oder neu, eigentlich war sie sogar ziemlich schäbig, aber es war nun mal das Einzige, was wir uns derzeit leisten konnten. Außerdem war meine Mum ein Dekorationstalent. Mit bunten Bezügen, hellen Gardinen und haufenweise Blumen brachte sie ein heimeliges Gefühl in die drei Zimmer. Wir waren vor vier Jahren zwangsweise in den Wohnkomplex gezogen, nachdem wir unser Haus verkaufen mussten. Ehrlich gesagt, trauerte ich nicht wirklich darum. Zu viele schlechte Erinnerungen klebten an den Wänden und an den Möbeln, sodass ich froh war, als wir damals ausgezogen waren und alles zurücklassen konnten. Auch wenn unser jetziges Heim kein Palast war, fühlte ich mich hundertmal wohler hier. Trotzdem hatte ich vor, uns bald etwas Besseres zu beschaffen. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

      »Ich bin hier, Laurie«, hörte ich meine Mum in der angrenzenden Küche und lehnte mich dort an den Türrahmen. Ich beobachtete kurz, wie sie versuchte, Essen zuzubereiten, aber immer wieder erschöpft gegen die Küchenzeile sank. Nach dem Unfall hatte sie erhebliche Probleme, lange zu stehen. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie niemals zugegeben hätte, Schmerzen zu haben. Sie war genauso stur und eigensinnig wie ich, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte. Okay, wahrscheinlich war es eher andersherum und ich hatte diese charmante Charaktereigenschaft von ihr. Ich war froh darüber, denn es hatte mich schon oft weitergebracht, wo andere vielleicht aufgeben hätten. Und deshalb kannte ich die Wesenszüge meiner Mum, konnte sie verstehen und akzeptieren. Auch wenn es mir mehr als schwer fiel, ihr nicht alle Arbeit abzunehmen. Denn egal, was ich tat, ich durfte ihr nicht das Gefühl geben, unzulänglich zu sein. Sie war eine Kämpferin. Ihren Stolz konnte ihr niemals jemand nehmen.

      Ich musste lächeln, als sie mich ansah. Langsam ging ich zu ihr, nahm ihr den Kochlöffel aus der Hand, und sie setzte sich dankbar ohne Widerworte auf den roten Küchenstuhl. Wenigstens sah sie mittlerweile ein, dass es überhaupt nicht schlimm war, sich ab und zu von meiner Schwester und mir helfen zu lassen.

      »Wie war das Schwimmen?«, fragte sie.

      »Gut, wie immer.«

      Bedächtig rührte ich in dem Topf mit dem Cullen Skink. Mum liebte dieses Gericht, denn es erinnerte sie an ihre Heimat. Sie kam ursprünglich aus Schottland und war damals wegen meinem Erzeuger hierher nach Baton Rouge in Louisiana gezogen. Ich wusste, dass sie ihren Geburtsort vermisste, aber sie würde niemals zurückziehen und uns hier allein lassen. Deshalb nahm ich gerne in Kauf, einmal die Woche Fischsuppe zu essen, wenn ich dafür meine Mum ein wenig glücklicher sah. An den anderen Tagen gab es Mahlzeiten, auf die ich schwer verzichten konnte. Meine Mum hatte in Schottland eine Ausbildung als Köchin gemacht und hier in Amerika in einem Restaurant gearbeitet. Sie hatte meiner Schwester und mir alles beigebracht und ihre Begeisterung auf uns übertragen. Als kleines Mädchen liebte ich es, ihr zur Hand zu gehen und sie dabei strahlen zu sehen. Bis es nicht mehr ging und sie ihre Leidenschaft, das Kochen, fast vollständig aufgeben musste. Jedes Mal erfüllte Wut meinen Körper, wenn ich daran dachte, wer ihr das angetan hatte.

      Bevor ich mich zu sehr in diesem Gefühl verlor, legte ich den Kochlöffel zur Seite und drehte mich um. Auf der Anrichte lag ein blauer Umschlag, und ich warf meiner Mum einen vorwurfsvollen Blick zu. Meine jüngere Schwester Gini hatte ihre grünen Augen geerbt und ich nur die hässlichen braunen Iriden unseres beschissenen Erzeugers. Wenigstens hatten wir alle drei rotbraune Haare, die bei meiner Mutter und Schwester noch stärker in einem Kupferton glänzten.

      »Hat sie diesmal einen Brief dazugelegt?«, fragte ich, und meine Mum schüttelte den Kopf, weil sie wusste, worauf ich anspielte.

      »Wo war die Briefmarke abgestempelt?«

      »Hier in Louisiana.«

      Ich schnaubte. Also hatte ich recht mit der Vermutung, dass sie irgendwo in der Nähe war. Sie musste gestern auf dieser Veranstaltung gewesen sein. Und ich war zu unfähig, da verdammt noch mal reinzukommen!

      »Ich werde Gini finden, Mum.«

      »Laurie!«, schimpfte sie, und ich strich mir beruhigend über das linke Handgelenk. »Du verrennst dich da in was! Sie weiß, dass sie jederzeit zurückkommen kann, wenn sie möchte.«

      »Vielleicht kann sie das ja nicht? Weil sie jemand aufhält? Nur weil sie regelmäßig Geld schickt, heißt das noch lange nicht, dass sie freiwillig bei dem Penner bleibt!«

      »Es könnte auch heißen, dass es ihr an nichts fehlt.« Wieso war meine Mutter nur so naiv? Gerade sie müsste doch besser wissen, wohin so eine Beziehung führen konnte!

      »Wenn sie tatsächlich frei ist, wäre dann nicht wenigstens ein Brief dabei? Oder würde sie dann nicht auf meine Anrufe und Nachrichten antworten? Mum! Ich hatte von Anfang an bei dem Kerl ein komisches Gefühl! Wer heißt schon Darren Malone? Das schreit nach Arschloch! Und nur weil er Kohle hat? Wir hätten das auch so hinbekommen, das haben wir immer!«

      »Laurie, sei doch nicht so blind! Wie stellst du dir das eigentlich vor? Solltet ihr weiterhin jeder drei Jobs haben, damit ihr meine Pflege bezahlen könnt? Das geht doch nicht! Du wohnst mit fünfundzwanzig hier bei mir, du brauchst ein eigenes Leben! Einen Mann und Familie!«

      Ich brodelte innerlich und presste die Lippen aufeinander. »Ich brauche keinen Mann! Wir haben uns. Das reicht mir!«, erwiderte ich trotzig.

      »Denkst du etwa, es geht mir gut dabei, wenn ich sehe, dass du dein Studium wegen mir aufgegeben hast?«

      »Hör auf damit, Mum! Es war meine Entscheidung!«, sagte ich nun etwas lauter. Dass sie immer wieder davon anfangen musste! Konnte sie es nicht endlich genauso akzeptieren, wie ich es tat? Das Studium war sowieso nur Mittel zum Zweck gewesen. Um uns von dieser furchtbaren Abhängigkeit von meinem Erzeuger zu lösen und frei zu sein. Doch alles war anders gekommen als gedacht.

      »Du wolltest Ärztin werden. Und jetzt? Bist du damit zufrieden? Reicht dir das aus, was du im Moment tust?«

      »Es war zu teuer. Ich zahle immer noch den Kredit dafür ab.«

      »Aber es wäre für dich machbar gewesen, wenn du nicht dein gesamtes Geld in meine Pflege gesteckt hättest!« Ihre Stimme bebte mittlerweile vor Zorn. Doch was hätte ich denn tun sollen? Sie hatte wochenlang, ja sogar monatelang in ihrem Bett gelegen! Sie brauchte diese Hilfe!

      »Du hättest sonst niemals Matt kennengelernt«, sagte ich und versuchte