Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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aussehenden Mörder um Ralph Barvas, von dem der sterbende Dan Mulligan noch gerade sprechen konnte. Über diesen Mann kam man vielleicht an den zweiten Mann heran, der der Boß sein sollte: Stewart Lynn …

      Wichtig für den Butler war der Hinweis, daß man auf Mylady und ihn aufmerksam geworden war. Dan Mulligan war nicht in die Löge der Music hall gekommen, um Lady Simpson zu berauben. Er hatte ihr einen nachdrücklichen Denkzettel verpassen sollen. Woher wußte die Gegenseite, wer Lady Simpson in Wirklichkeit war und warum sie sich in Montrose aufhielt? War etwas von ihrem Geheimauftrag durchgesickert? Gab es im Ministerium eine undichte Stelle?

      Parker rief sich zur Ordnung.

      Jetzt war nicht die Zeit, sich in Spekulationen zu verirren. Irgendwo an der Straße nach Aberdeen wartete ein entschlossener Mörder, den es zu überlisten galt. Seine Aufmerksamkeit durfte nur noch der Fahrtroute gelten, wenn Mylady und er überleben wollten.

      *

      Ralph Barvas hatte Position bezogen und rauchte gelassen eine Zigarette.

      Für den Mörder Dan Mulligans war die Sache bereits so gut wie gelaufen. Er war Einzelgänger und so mißtrauisch, daß er sich selbst kaum noch traute.

      Nach Dan Mulligans Tod hatte er sich erst mal mit der Putzfrau beschäftigt, die plötzlich auf der Straße gewesen war. Im ersten Moment hatte er diese Frau für eine Gegenspielerin gehalten, sich dann aber doch von ihrer Harmlosigkeit überzeugt.

      Undurchschaubarer für ihn war da schon dieses seltsame Zweigespann. Klar, die ältere Dame war eine Lady, daran ließ sich nicht herumdeuteln. Für so etwas hatte er einen Blick. Und auch der Butler schien echt bis in die Haarspitzen. Doch sollten diese beiden Typen, wie er sie insgeheim nannte, ausgekochte Agenten oder Privatdetektive sein. So wenigstens war es ihm von seinem Auftraggeber gesagt worden. Er hatte sich das Duo aus der Nähe angesehen und war ein wenig unsicher geworden. Sollte Stewart Lynn sich nicht doch getäuscht haben? Waren seine Informationen aus London richtig? Solch ein Paar, das in einen alten Film paßte, konnte doch unmöglich gefährlich sein. Stewart Lynn mußte da einem Witz aufgesessen sein.

      Dennoch hatte Ralph Barvas sich für Mord entschieden. Er plante einen tödlichen Unglücksfall, um das Duo für immer auszuschalten.

      Als er die dunkle Straße hinuntersah und auf den Wagen der Lady wartete, dachte er unwillkürlich daran, wie er die beiden Insassen des Polizeistreifenwagens außer Gefecht gesetzt hatte. Das war eine Kleinigkeit für ihn gewesen.

      Sie lagen wahrscheinlich noch jetzt im dichten Gesträuch neben der Straße und mühten sich mit den Handschellen ab, die sie ihm unfreiwillig geliefert hatten. Ralph Barvas hatte den Streifenwagen regulär gestoppt und sich im ersten Moment als ratsuchender Tourist ausgegeben …

      Mit Handschellen sollten die Lady und ihr Butler allerdings nicht davonkommen. Für sie hielt er bösartige Geschenkartikel anderer Art bereit.

      Barvas sah weit hinten am Beginn des kleinen Wäldchens die Scheinwerfer eines Wagens und wußte, daß es soweit war. Der Mann griff nach dem kleinen Hund, den er sich noch in Montrose besorgt hatte und warf ihn seitlich auf die Straße.

      Er setzte tückischerweise auf die Tierliebe der Engländer.

      *

      »Die Falle, Mylady«, meldete der Butler, als im Licht der Scheinwerfer ein kleiner, zappelnder Hund seitlich auf der Straße zu sehen war. Das Tier schien noch zu leben. Parker behielt seine äußere Haltung, wenngleich er innerlich auch ungemein zornig war. Daß der Killer sich für seine Falle ein unschuldiges Tier augesucht hatte, traf ihn tief.

      Parker hatte sich in die Psyche des Mörders versetzt und rechnete nicht mit einem Feuerüberfall. Er ging von der Voraussetzung aus, daß dieser Ralph Barvas einen tödlich verlaufenden Autounfall inszenieren wollte. Daher spielt er auch mit und hielt prompt, wie der Killer es sich wohl ausgerechnet hatte.

      Doch der Butler stoppte nicht nur.

      Während er die Tür aufdrückte, löste er durch das Herumlegen eines Kipphebels auf dem reichhaltig ausgestatteten Armaturenbrett eine Nebelwolke aus, die es in sich hatte. Sie enthielt einen penetrant riechenden Reizstoff, der auf jeden Fall noch in dünner Konzentration Übelkeit auslöste. Mylady und er wurden davon nicht betroffen, denn sie hatten Vorsorge getroffen.

      Auf ihren Nasen saßen Klammern, die ein Atmen durch eben die Nasen unmöglich machten. Mylady und Parker sogen die Luft durch je eine Atempatrone ein, um die sich ihre Lippen fest schlossen. Sie brauchten also überhaupt nichts zu befürchten.

      Wie gut der Reizstoff wirkte, war bereits zu hören. Irgendwo in der Nähe würgte und hustete ein Mann sich förmlich die Seele aus dem Leib. Josuah Parker brauchte diesen Geräuschen nur zu folgen und entdeckte dann den Killer, der sich an einen dünnen Baumstamm klammerte und total vergessen hatte, daß er einen Kricketschläger als Waffe besaß.

      Parker war Pragmatiker, der sich schnell auf neue Situationen einzustellen vermochte.

      Da der Kricketschläger sich anbot, benutzte er ihn auch. Parker lüftete vorher seine schwarze Melone und erkundigte sich gemessen, ob es erlaubt sei. Die Antwort wartete er allerdings nicht ab. Er schlug gut gezielt zu.

      Ralph Barvas würgte plötzlich nicht mehr.

      Er fiel auf die Knie und trat geistig ab von der Bildfläche. Josuah Parker visitierte die Taschen des Mannes und stellte den schallgedämpften Revolver sicher, den er im Hotelzimmer von Lady Simpson bereits ausgiebig betrachten konnte. Dann schleifte er den Mann mit überraschender Leichtigkeit zum Wagen und verstaute ihn im Kofferraum, nachdem er ihm die Hände fachgerecht auf dem Rücken festgezurrt hatte.

      Dem kleinen Hund war leider nicht mehr zu helfen, er war bereits tot.

      Der Killer hatte den unschuldigen Vierbeiner bösartig geschlagen, um ihn am Weglaufen zu hindern. Parker trug den kleinen Hund von der Straße und begab sich dann zurück zu Mylady, die erfreulicherweise keine Fragen stellen konnte, da die Atempatrone sie daran hinderte. Parker setzte sich ans Steuer und verließ die ungastliche Stätte, während der leichte Nachtwind den Reiznebel vertrieb und auflöste.

      »Was machen wir mit diesem Individuum?« wollte die Detektivin endlich wissen, als sie Patrone und Nasenklammer wegpackte.

      »Seine Waffe würde ihn als den Mörder von Dan Mulligan identifizieren«, stellte Parker klar. »Die Polizei wäre unter Umständen sehr dankbar für diese Festnahme.«

      »Der Bursche wird sich mit Sicherheit ausschweigen, Mister Parker«, antwortete Lady Simpson und schüttelte den Kopf, »aber wir brauchen Informationen.«

      »Ein Umstand, den ich bejahen muß, Mylady.«

      »Ich möchte doch sehr hoffen, Mister Parker, daß Sie mir einen Vorschlag machen.«

      »Haben Mylady besondere Wünsche?«

      »Er soll vor Angst Blut und Wasser schwitzen, Mister Parker! Denken Sie an den unschuldigen kleinen Hund!«

      »Ein bemerkenswertes Stichwort, Mylady, wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, ein wenig begeistert zu sein.«

      »Sie haben eine Idee?« Agatha Simpson beugte sich neugierig vor.

      »Darf ich Mylady an die Hundefarm erinnern, die sich westlich von Montrose befindet!« fragte Parker würdevoll. »Falls meine Erinnerung mich nicht trügt, werden dort Doggen gezüchtet. Mr. Ralph Barvas dürfte meiner bescheidenen Einschätzung nach durchaus kein Verhältnis zu diesen Vierbeinern haben. Es könnte ihn also anregen, mit diesen Doggen ein wenig konfrontiert zu werden.«

      »Manchmal sind Sie direkt gut«, lobte Lady Simpson ihren Butler. »Ich wollte Sie gerade ebenfalls daran erinnern. Zeigen wir diesem Subjekt also ein paar nette Hunde! Er wird bestimmt begeistert sein.«

      *

      Kathy Porter hatte sich in das attraktive Nummerngirl zurückverwandelt.

      Nach dem kurzen Zwischenfall mit dem Killer war sie jetzt wieder in der Music hall, genauer gesagt im Anbau, wo die Artisten und das Personal untergebracht waren. Das Haus