Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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Sie nannte ihm im Endstadium schließlich sogar das Versteck von Gardena und lud ihren Mörder förmlich zu sich ein.“

      „Und die Beute?“ wollte Sounders wissen.

      „Kathy, Kindchen, holen Sie die Tasche“, bat Agatha Simpson. „Sie ist vollgestopft mit Banknoten und Rohsteinen.“

      „Und sie enthält zusätzlich noch die Ware, die diesen Fall auslöste“, fügte der Butler hinzu. „Rohdiamanten im Wert von fast dreißigtausend Pfund. Miß Winters gab sie nach ihrem Mord an Lancing an Gatson weiter. Und Mister Gatson wiederum war so freundlich, sie in seinem Wagen mit an den Tatort zu bringen. Von Mister Gardenas Cottage aus wollte er die Flucht allein und ganz bestimmt ohne Helen Winters fortsetzen.“

      „Die Tasche, Kindchen“, erinnerte Lady Simpson ihre Sekretärin.

      „Welche Tasche, Mylady?“ erkundigte sich Kathy Porter erstaunt.

      „Die mit der Beute und den Steinen, ich stellte sie neben Mister Parkers Wagen.“

      „Davon haben Sie mir aber nichts gesagt“, gab Kathy achselzuckend zurück.

      „Richtig, Kindchen, richtig“, erinnerte sich Lady Agatha und schlug sich ungeniert mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Du lieber Himmel, ich werde vergeßlich. Mein dummer, kleiner Kopf! Was soll man dazu sagen?“

      „Sie … Sie haben die Tasche draußen im Gelände gelassen?“ fragte Sounders und rang sichtlich nach Luft.

      „Tatsächlich“, bestätigte die Detektivin. „Ist das nicht lustig? Schon Mister Gardena war der Ansicht, als er sie im Flugzeug vermißte.“

      Josuah Parker schätzte die Situation wieder mal vollkommen richtig ein und servierte Chefinspektor Sounders ungebeten eine siebte Erfrischung. Er war eben ein untadeliger Butler, den nichts aus der Fassung brachte.

      ENDE

Cover Die Hetzjagd

      »Ein äußerst angenehmer und reizvoller Anblick«, stellte Butler Parker wohlwollend fest und musterte eingehend das schlanke, biegsame Girl, das gerade über die Bühne tänzelte und die nächsten Artisten ankündigte. Dieses Nummerngirl gehörte eigentlich auf das Titelblatt einer exklusiven Modezeitschrift.

      Parker nahm sich die Freiheit und beugte sich ein wenig vor, um das Mädchen eingehender zu betrachten. Es trug einen knappen, einteiligen Badeanzug aus grüner Seide. Das Haar war tizianrot, die Wangenknochen standen hoch, und die Augen erinnerten in ihrem schrägen Schnitt an die einer rassigen Katze. Von dieser Frau ging ein exotischer Hauch aus. Der Applaus dauerte erstaunlich lange und wurde unterstützt von den schwarz behandschuhten Händen des Butlers.

      »Mäßigen Sie sich, Mister Parker«, mahnte Agatha Simpson, die mit ihrem Butler an einem Tisch in einer Seitenloge saß. »Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Sie sind doch kein Jüngling mehr!«

      Josuah Parker war immerhin ein gesetzter Mann unbestimmbaren Alters, von dem viel Würde und Gemessenheit ausging. Sein glattes Pokergesicht verriet nur in seltenen Fällen eine Andeutung von Gemütserregung. Er war ein Mann, der sich meistens unter Kontrolle hatte, trug einen schwarzen Zweireiher, der ein wenig altertümlich zugeschnitten war, schwarze Schuhe derber Qualität, einen steifen Eckkragen und eine schwarze Krawatte. Selbst seinen obligaten Universal-Regenschirm hatte er nicht an der Garderobe abgegeben. Dieses vielseitige Schutzgerät mit dem ausgeprägten Bambusgriff stand an der Logenbrüstung, auf der Parkers schwarze Melone deponiert war. Josuah Parker war rein äußerlich ein Butler, wie er eigentlich nur noch im Film zu sehen ist.

      Nicht weniger interessant sah Lady Agatha aus.

      Sie war etwa sechzig Jahre – über ihr genaues Alter sprach sie nicht gern –, hochgewachsen und durchaus vollschlank. Sie besaß ein volles Gesicht, ein sehr energisches Kinn, das ihrem Wesen entsprach, und eine Adlernase. Beherrschend in diesem Gesicht waren die dunklen, stets etwas funkelnden Augen, die sehr abweisend wirken konnten.

      Ihre majestätische Gestalt, die auf strammen Beinen stand, war meist bedeckt von unmöglich aussehenden Kostümen aus derbem Tweed. Ihre Füße bewegten stets ausgetretene, alte Schuhe. Auf Myladys weißem Haar saßen unmöglich aussehende Hüte, die an Südwester erinnerten, an ihrem Handgelenk baumelte ein Pompadour mit seltsamem Inhalt. Dieser Inhalt war ein echtes Hufeisen, um das sie aus Gründen der Humanität allerdings stets ein leichtes Taschentuch zu wickeln pflegte. Eine schreckliche und wirkungsvollere Waffe konnte man sich kaum vorstellen. Neckischerweise pflegte Mylady dieses Hufeisen ihren Glücksbringer zu nennen.

      Agatha Simpson war immens reich, kümmerte sich aber kaum um ihr Vermögen und um die Stiftungen. Ein ausgeklügeltes System von Kontrollen hinderte ihre Verwalter daran, dieses Vermögen zu mindern oder gar zu gefährden. Die Lady, die mit dem Geldadel der britischen Krone verschwistert und verschwägert war, konnte damenhaft wie eine Herzogin und ordinär wie ein Fischerweib aus Hüll sein. Sie hielt sich für sportlich und handelte dementsprechend recht kühl. Da Agatha Simpson ein wenig kurzsichtig war, übersah sie meist die Gefahren, die am laufenden Band ihren Weg kreuzten. Was ihr überhaupt nichts ausmachte, denn sie liebte das Abenteuer in seiner vielfältigen Form.

      Seitdem Parker in ihren Diensten stand, fühlte Mylady sich außerordentlich wohl. Dieses seltsame Zweigespann wirkte auf Kriminal- und Spionagefälle wie ein Magnet auf Eisenfeilspäne. Sie mochten sich noch so sehr zurückhalten, im Endeffekt wurden sie immer wieder mit haarsträubenden Abenteuern konfrontiert, nahmen diese Herausforderungen allerdings auch immer willig an.

      Agatha Simpson und Josuah Parker sahen sich das recht durchschnittliche Varieté-Programm an. Einziger Lichtblick war die langbeinige, biegsame Frau, die als Nummerngirl fungierte. Das fanden auch die übrigen Zuschauer. Sie gerieten jedesmal aus dem Häuschen, wenn die Frau auf der Bühne erschien.

      Nur langsam ebbte der rauschende Beifall ab, der eindeutig ihr gegolten hatte.

      Auf der Bühne erschien eine Soubrette, die schon angejahrt wirkte. Sie sang mit eindeutig zu schriller Stimme von ihrer Liebe zum flachen Land und sehnte sich erstaunlicherweise danach, ein einfaches Leben in den Highlands von Schottland zu führen, wogegen ihre Zuhörer ohne Ausnahme nichts einzuwenden hatten.

      In der zweiten Strophe, die sie leichtsinnigerweise ebenfalls noch sang, fragte sie sich bewegt, warum sie dieses Leben nicht lebte, wo doch Schafe, Ziegen und Kühe auf sie warteten.

      Einer der aufmerksamen Zuhörer rief daraufhin laut dazwischen, es bestünde dann wohl die Gefahr, die Milch dieser glücklich gepriesenen Kühe könne sauer werden.

      Die allgemeine Zustimmung war im Grund wenig vornehm. Die Zuhörer forderten sie fast einmütig auf, möglichst schnell in die Highlands zu fahren und waren bereit, ihr eine Fahrkarte zu spenden. Das nahm die Soubrette übel und verließ schleunigst die Bühne. Ob sie tatsächlich sofort abreisen wollte, war nicht zu ermitteln.

      Lady Agatha Simpson lachte wie ein Fuhrknecht und wischte sich die Freudentränen aus den Augenwinkeln. Sie amüsierte sich köstlich. Butler Parker gestattete sich sogar, andeutungsweise zu schmunzeln, ein sicheres Zeichen, daß auch er eine gewisse Fröhlichkeit verspürte.

      Leider wurde die wohltuende Freude sämtlicher Zuhörer empfindlich gestört, als hinter den Kulissen ein Schuß fiel, dem unmittelbar darauf ein spitzer Schrei folgte.

      *

      »Sie wird sich doch nicht umgebracht haben, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha hoffnungsfroh bei ihrem Butler. Ihre dunklen Augen funkelten äußerst animiert.

      »Ich fürchte, Mylady enttäuschen zu müssen«, gab Parker gemessen und ungemein höflich zurück. »Die Sängerin machte auf meine bescheidene Wenigkeit einen recht robusten Eindruck.«

      »Schauen Sie wenigstens mal nach, Mister Parker«, bat Lady Agatha energisch. »Man soll nie die Hoffnung aufgeben.«

      »Wie Mylady wünschen.« Parker erhob sich, deutete eine steife, korrekte Verbeugung