»Sicher, dass es nicht an mir liegt?« Er musterte mich prüfend und mit hochgezogener Braue. Nicht länger überheblich, sondern nachdenklich. So als durchschaue er mich ziemlich genau. Mich und meine Aversion gegenüber zu gut aussehenden Kerlen. Kerlen, die zu gut ausschauten, um wahr zu sein, ehrlich.
Als ich nicht reagierte, warf er einen hilfesuchenden Blick in Richtung Rezeption, blieb aber unterwegs an einer neuankommenden Person hängen. Sie war groß, blond und schlank. Ihre Haare waren glatt und gingen bis zu ihren Brüsten, die hübsch verpackt waren und zum Anbeißen aussahen. Eine sehr ansprechende Frau.
»Sicher, dass du nicht tauschen willst?«, erkundigte ich mich und gab mir keine Mühe, den bissigen Tonfall in meiner Stimme zu unterdrücken. Das war ja klar gewesen. Bei so einem gut ausschauenden Kerl. Ich hatte ihn durchschaut … nicht umgekehrt.
Mein Animateur drehte sich lachend zu mir. Ein schönes Geräusch, das trotz meiner Gedanken durch meine emotionale Abwehr schlüpfte und meine Libido zum Klingen brachte.
»Sogar ganz sicher!«, behauptete er und sein Blick war genauso besitzergreifend, wie es seine Umarmung zuvor gewesen war. Ein Fakt, der mir wider jeder Logik schmeichelte.
Wie um seine Behauptung zu unterstreichen, trat der Dunkelhaarige näher und drehte mich so zu der Blondine, dass ich sie mustern musste. Er schob sich hinter mich, um mich genau in dieser Position zu halten und raunte: »Wieso sollte ich ein Plagiat nehmen, wenn ich das Orginal haben kann?«
Sein Mund war so nahe an meinem Ohr, ich konnte die Worte über meine Haut streichen fühlen, erregte mich. Fast so sehr, wie es der verlockende Geruch tat, der von ihm ausging. Und sein Körper … Sein Körper hatte meine volle Aufmerksamkeit. Genau deswegen mochte ich so unglaublich attraktive Männer nicht. Weil ich nicht wusste, wie ich mich gegen sie wehren sollte. Weil sie mich durcheinander brachten.
Trotzdem schaffte ich es zu fragen: »Plagiat?«
Dieses Mal hatte ich nicht den Mut, mein Gesicht in seine Richtung zu drehen, um ihn anzusehen. Und das war auch ganz gut so, denn Sekunden nach meiner Frage schlossen sich seine Arme um mich und zogen mich ein Stück näher zu ihm heran. Bis sich mein Rücken an seiner Front schmiegte, an die Wärme und das, was ich instinktiv und gegen besseres Wissen als »Schutz« interpretierte. Es fühlte sich gut an. Er fühlte sich gut an.
»Sie sieht aus wie du«, erklärte er leise an meinem rechten Ohr.
Unwillkürlich sah ich wieder zu der blonden Frau an der Rezeption. Sie war sehr hübsch. So hübsch, dass ich widersprechen wollte, aber mein Animateur kam mir zuvor, indem er meinte: »Nur nicht ganz so gut.«
Er hauchte einen Kuss auf die rechte Seite meines Halses und fügte ein »sexy« hinzu. Nur um den Kuss zu wiederholen und ein »aufregend« nachzuschießen. Beim dritten Kuss – dem vor dem »verführerisch« - streiften sein Mund kurz meinen und hinterließ einen Hauch Caramelgeschmack auf meinen Lippen.
»Das musst du ja sagen«, behauptete ich mit weniger Nachdruck als angebracht. Generell war schönen Männern nicht zu trauen – und diesem hier erst Recht nicht.
»Muss ich?«, fragte er. Seine Stimme klang rauer als zuvor. Anscheinend hatte der Körperkontakt und die sich anbahnende Intimität auch ihn nicht kalt gelassen.
Oder er war wirklich ein begnadeter Schauspieler. Eigentlich genau das, was ich für die horrenden Kosten des Urlaubs auch erwartete. Trotzdem wünschte ich mir plötzlich etwas anderes. Etwas Echtes, Reales. Etwas, was vollkommen bescheuert war.
Nicht nur in diesem Urlaub, in dem ich einen Traummann dafür bezahlte, einen Traum zu leben. Auch generell. Gerade generell.
Und dann erst Recht, wenn man bedachte, dass wir uns erst seit einer halben Stunde kannten.
»Außerdem dachte ich, küssen sei nicht erlaubt, Ben?«, protestierte ich mehr schlecht als recht und versuchte hauptsächlich mich selbst zu überzeugen. Davon, dass küssen eine ganz besonders bescheuerte Idee war. Im Großen und Ganzen – und ganz besonders wenn es um so einen bestechlichen Schwerenöter ging, der es nur auf mein Geld abgesehen hatte.
Mein bezahlter Verführer grinste. Ich konnte es aus dem Augenwinkel sehen, bevor er meinte: »Erstens war das noch kein richtiges Küssen, zweitens bin ich mir ziemlich sicher, dass du den Unterschied merken und dich dann auch nicht beschweren wirst.« Er lachte heiser und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, bevor er ein wenig hitziger hinzufügte: »Höchstens wenn ich wieder aufhöre.«
Sekunden später hatte er sich von mir gelöst und war um mich herumgetreten. »Also?«, verlangte er zu wissen und musterte mich so intensiv, dass ich rot wurde. Plötzliche Hitze kribbelte von meinen Ohren bis zu den Fußspitzen hinab. Eine Reaktion, die noch zunahm, bevor er präzisierte: »Brauchst du einen Beschützer oder jemanden an dem du all deine spannenden Fantasien ausleben kannst?«
»Oder beides?«, schlug ich wagemutig vor und gab auf. Ich konnte einfach nicht widerstehen – und wieso sollte ich auch? Beim besten Willen konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Er war gut aussehend und sexy und verführerisch und ich wollte ihn auf jede erdenkliche Art, wollte ihn haben, ihm verfallen und verdammt noch mal, ich wollte ihn schmecken. Diesem unglaublich süßen, verlockenden Geruch auf die Spur kommen und ihn mit allen Konsequenzen vernaschen.
Mein Kuss war kurz und sanft und vollständig unschuldig. Noch kürzer, dafür nicht ganz so unschuldig, war nur der Zungenschlag, mit dem ich über seine Lippen leckte und Ben kostete.
Bonbons
1. Grundrezept
(1 Portion): 300g Zucker, 100ml Wasser
Alles in einem Topf zum Kochen bringen. Dabei nicht umrühren. Wenn die Masse langsam braun wird, auf eine Silikonmatte oder ein eingefettetes Backpapier schütten. Nun einmal zusammenfalten und erkalten lassen.
Tipp:
Wahlweise kann man Caramel, Schokolade, Honig oder Minze o.ä. hinzugeben.
2. Karamellutscher
(4 Portionen): 125g Zucker, 1/8l Sahne, 30g Margarine,
1Pck. Vanillezucker, 1TL Honig, etwas Butter
Alle Zutaten in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze etwa 25 Minuten unter Rühren kochen lassen. Die Karamellmasse in eine flache, mit Butter eingefettete Form gießen und etwas abkühlen lassen. Nach dem Abkühlen in kleine Bonbon-Stücke schneiden.
3. Mandel – Karamell – Bonbons
(1 Portion): 3EL Butter, 4 EL Zucker, 2 1/2EL Sahne,
2 EL Mandelsplitter (angeröstet)
Die Butter in einem Topf bei kleiner Hitze schmelzen, den Zucker einrühren und kurz darin erwärmen. Die Sahne dazu geben und schnell (!) verrühren. Die Mandeln unterrühren.
Auf ein Backpapier oder Alufolie streichen und trocknen lassen. Nach dem Erstarren in Stückchen schneiden.
Zartbittere Schokoladenbrüstchen
Kelly Stevens
Melina tauchte den langstieligen Löffel ein letztes Mal in die flüssige Schokolade, bevor sie ihn langsam und genüsslich ableckte. Dabei schloss sie die Augen, um sich ganz auf das sinnliche Erlebnis konzentrieren zu können, dass sich ihren Lippen, ihrer Zunge, ihrem Gaumen und natürlich