Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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mit erstickter Stimme. »Das hier hat sie für Ihren Sohn hiergelassen. Sie hat geträumt, dass es ein Sohn wird. Ich wusste gar nicht, wie ich es Ihnen sagen sollte, aber behalten müssen Sie jetzt die Uhr auf jeden Fall.«

      Das war einer der Augenblicke, für die es keine Worte gab, nur Gedanken.

      »Würden Sie die Uhr bitte in den Tresor schließen, Chef?«, fragte Molly.

      »Mit Überwindung«, erwiderte er rau. »Ich konnte nicht einmal danke sagen.«

      »Das wollte sie wohl auch nicht.« Molly unterdrückte die Tränen. »Frau Hartle war ein lieber Mensch. Sie sagte es so freudig, dass es ein Bub wird. Sie ging mit einem Lächeln und der Bemerkung, dass alte Leute eigensinnig wären.«

      »Und weise«, sagte Daniel. Er betrachtete die Uhr an der schweren Kette. »Ein fast zu kostbares erstes Geschenk für unseren Sohn.«

      »Aber eins, das mit sehr viel Zuneigung geschenkt wurde«, sagte Molly.

      »Und was konnte ich schon für sie tun? Viel zu wenig.«

      Er weiß noch immer nicht, wie viel er den Menschen gibt mit seinem Verständnis, dachte Molly, indem er ihnen zuhört und immer gute, aufmunternde Worte für sie hat.

      *

      Björn war vom Flughafen aus gleich zu Dr. Vaerland gefahren. Die Adresse hatte ihm Arne Larsen gegeben, und gut vorbereitet war er für den Besuch auch. Zu seiner Überraschung wurde er auch unverzüglich von Dr. Vaerland empfangen, aber dann hatte er das eigentümliche Gefühl, dass dieser nicht ihn, sondern Bob zu sehen erwartet hatte.

      »Sie?«, entfuhr es dem anderen nämlich fragend.

      »Ich habe meinen Namen ziemlich deutlich genannt«, erwiderte Björn kühl.

      »Ja, gewiss, ich bitte um Entschuldigung, aber tatsächlich hatte ich immer damit gerechnet, dass Bob hier erscheinen würde.«

      Er nannte einfach den Vornamen. Sie mussten ziemlich schnell vertraut miteinander geworden sein. Björn betrachtete den anderen abschätzend. Er war ein Mann um die vierzig und recht gut aussehend. Störend waren die kalten blauen Augen und der zynische Mund.

      »Sie wünschen, Herr Dr. Reuwen?«, fragte Vaerland distanziert.

      »Ich habe Vollmachten von Christina Hammerdonk, mich um den Nachlass zu kümmern.«

      Vaerlands Gesicht wechselte die Farbe und verdüsterte sich von einem Augenblick auf den nächsten. »Warum kommt sie nicht selbst?«, fragte er.

      »Christina befindet sich in einem Sanatorium. Sie ist jetzt auf dem Wege der Gesundung, aber noch nicht fähig, weite Reisen zu unternehmen, die mit Aufregungen für sie verbunden sind. Sie hat mich beauftragt, einige persönliche Gegenstände aus ihrem Vaterhaus zu holen.«

      »Darf ich erst meiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass die Beträge, die für Christinas Pflege überwiesen worden sind, nicht abgerufen wurden?«

      »Das ist augenblicklich nicht von Interesse. Um die finanziellen Dinge wird Christina sich schon bald selbst kümmern können.«

      »Und sich überzeugen, dass alles in bester Ordnung ist. Ich nehme doch nicht an, dass man daran zweifelt?« Ein gefährlicher Ausdruck war in Vaerlands Augen. Aber er konnte Björns Blick doch nicht standhalten.

      »Ich werde froh sein, wenn ich dieser Verantwortung ledig bin«, fuhr er fort. »Es ist mir lästig, dauernd vom Nachlassgericht kontrolliert zu werden, um am Ende noch dafür die Verantwortung tragen zu müssen, wenn bei den geschäftlichen Abwicklungen Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind.«

      »Ist das geschehen?«, fragte Björn.

      »Ich kann es nicht beurteilen. Die Konten sind gesperrt, und nur die Beträge wurden freigegeben, die zur Deckung der notwendigen Ausgaben verwendet werden sollten. Sie haben davon anscheinend ja keinen Gebrauch gemacht.«

      Björn ging darüber hinweg. »Mich interessiert, welche Summe mein Bruder von Herrn Hammerdonk erhalten hat«, sagte er sehr direkt.

      »Darüber kann ich keine Auskunft geben. Das war eine rein private Abmachung.«

      »Aber Sie verwalten doch auch die Kontoführung. Sie wollen mir also keine Auskunft geben. Ich hoffe, dass Christina diese bekommen wird. Vorerst möchte ich Sie darüber informieren, dass ich meine Vollmachten beim Nachlassgericht einreichen werde und von dort die Entscheidung erwarte.«

      Dr. Vaerland wurde plötzlich sehr verbindlich.

      »Sie werden verstehen, dass ich korrekt vorgehen muss. Man kann mir keinen Vorwurf machen. Ich habe auch Bob keine Auskunft gegeben, wo Christina sich jetzt befindet.«

      »Er hat sich danach erkundigt?«, fragte Björn erregt. »Wann?«

      »Vor etwa drei Monaten. Er bereut seine Kurzschlusshandlung tief, aber ich habe auch darüber geschwiegen, dass Sie sich Christinas angenommen haben«, sagte er.

      Der Mann war glatt wie ein Aal. Er hatte immer eine Ausrede bei der Hand. Aber Björn wollte sich nicht mit ihm anlegen. Er wollte möglichst in Erfahrung bringen, wo Bob sich jetzt aufhielt. Dann wollte er auch die Sachen aus dem Hause holen, die wertvolle Erinnerungen an Christinas Kindheit waren.

      Bereitwillig erklärte Dr. Vaerland, sofort mit ihm dorthin zu fahren. Er schien nichts anderes zu tun zu haben, obgleich Björn ja ohne Voranmeldung bei ihm erschienen war. Außer einer sehr hübschen jungen Sekretärin schien er auch keine Angestellten zu beschäftigen. Sein Büro war äußerst komfortabel eingerichtet, sein Wagen eines der teuersten Modelle. Finanziell musste es ihm jedenfalls sehr gut gehen.

      Auf der Fahrt zu der Hammerdonkschen Villa schlug Vaerland einen leichten Plauderton an.

      »Es wäre natürlich gut, wenn Christina bald im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte wäre, damit die Testamentseröffnung stattfinden kann«, sagte Dr. Vaerland.

      »Wer zweifelt daran, dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist?«, fragte Björn erbost. »Sie ist durch den Unfall schwer erschüttert und verzweifelt, aber an ihrem Verstand?zu zweifeln soll niemand wagen.«

      »Aber sie hatte doch das Gedächtnis verloren«, stellte Dr. Vaerland fest.

      »Sie hatte Lücken«, korrigierte Björn den Kollegen, »aber ich bin der Überzeugung, dass sie sich an manches einfach nicht erinnern wollte, weil es zu schlimm war.«

      »Sie haben kein Verständnis dafür, dass Ihren Bruder Panik ergriff und er mit dem entsetzlichen Geschehen auch erst fertig werden musste?«

      Björn schaute den Anwalt misstrauisch an.

      »Worauf wollen Sie hinaus? Ich denke, dass Sie ausreichend darüber informiert sind, was sich damals abgespielt hat. Ich habe nicht die Absicht, meinen Bruder zu schonen.« Seine Stimme klang energisch und entschlossen.

      »Ich vermute, dass Sie eine Verbindung mit Christina eingehen wollen«, sagte Dr. Vaerland.

      Björn warf ihm einen durchdringenden Blick zu.

      »Es wäre besser, Sie würden sich keinen Vermutungen hingeben.« Und nach einer Weile fügte er etwas erleichtert hinzu: »So, da wären wir ja.«

      Die Unterhaltung wurde vorerst unterbrochen. Dr. Vaerland kämpfte mit einer Unsicherheit. Wenig später betraten sie das Haus, in dem es dumpf roch. Die Möbel waren mit einer dicken Staubschicht bedeckt.

      »Ich lasse das Haus nur alle vier Wochen unter meiner Aufsicht reinigen«, erklärte Dr. Vaerland. »Hätten Sie Ihr Kommen angekündigt, wäre dies natürlich vorher geschehen.«

      »Der Staub stört mich nicht.« Björn öffnete ein paar Fenster. Er war nur einmal in dem Hause gewesen und hatte die Einrichtung nicht mehr in Erinnerung, aber ein paar helle Flecken an den Wänden verrieten, dass dort einmal Gemälde gehangen hatten. Ein Manet war ihm damals aufgefallen. Das Bild fehlte. Auch ein Turner, den Christina als ihr Lieblingsbild bezeichnet hatte.

      »Sind die Gemälde verlagert worden?«, fragte Björn